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Uni Lübeck behält Medizinstudium

Erleichterung an der Universität Lübeck: Der vom Aus bedrohte Studiengang Medizin ist gerettet worden, dank einer indirekten Millionenspritze des Bunds. Die Finanztransaktion zwischen Bund und Schleswig-Holstein ist aber nicht unumstritten, denn andere Länder melden ebenfalls Wünsche an.

Von Matthias Günther |
    Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Carstensen hatte es immer gesagt: Wenn die angestrebte Sparsumme von 25 Millionen im Jahr anders aufgebracht werden kann, dann muss der Lübecker Medizinstudiengang nicht geschlossen werden. Jetzt hilft der Bund dem Land mit dieser Summe aus und der Ministerpräsident konnte erklären:

    "Wir haben eine Entlastung, strukturelle Entlassung von 25 Millionen und wir bedanken uns dafür. Und ich kann aus dieser strukturellen Entlastung Ihnen sagen, dass wir entscheiden können, dass die Fakultät, die medizinische Fakultät in Lübeck nicht geschlossen wird."

    Nach wochenlangem, breitem Protest und großen Demonstrationen von Studenten und Bürgern herrscht Erleichterung in Lübeck. Nach Angaben der Universität standen wegen der ungewissen Zukunft der Hochschule mehrere renommierte Professoren kurz vor dem Absprung, andere zögerten, einen Ruf nach Lübeck anzunehmen. Jetzt dürfte es leichter werden, sie zum Bleiben beziehungsweise zum Kommen zu bewegen. Der Bund kann der Lübecker Universität allerdings nicht direkt, sondern nur über einen Umweg helfen, denn Hochschulen sind Ländersache. Der Bund entlastet Schleswig-Holstein deshalb bei den Forschungskosten. Dazu soll das Kieler Institut für Meeresforschung, IFM Geomar, von der Leibniz- zur Helmholtz-Gemeinschaft wechseln. Die Folge: Der Bund trägt statt 50 künftig 90 Prozent der Kosten. Fachleute sollen nun ausrechnen, welche weiteren Zahlungen noch nötig sind, um auf die Summe von 25 Millionen Euro jährlich zu kommen. Bundesforschungsministerin Schavan räumt ein, dass man von Anfang an nicht nur die Meeresforschung, sondern auch die Zukunft der Lübecker Uni im Blick hatte:

    "Es ist unbestritten, dass es einer Bundesregierung auch nicht egal ist, was aus einer Universität wird, von der alle sagen: Da gibt es exzellente Forschung in der Medizin."

    Schon im Juni hatte Schavan erklärt, sie werde nicht mit ansehen, wie ein erfolgreicher Studiengang abgewickelt werde. Ihr liegt aber nicht nur die Forschung am Herzen, sondern auch die Lehre, bei der die Lübecker Uni seit Jahren den Spitzenplatz im deutschlandweiten Ranking belegt:

    "Wir sprechen gerade über die Frage: Brauchen wir noch mehr Medizin-Studienplätze. Da ist es ja ein Treppenwitz der Geschichte, wenn im Süden überlegt wird, ob man Studienplätze zusätzlich schafft, um die gleiche Zahl im Norden am Ende abzuschaffen."

    Dass der Medizinstudiengang fortgeführt wird, bedeutet nicht, dass alles beim Alten bleibt. Uni-Präsident Dominiak fordert seit Langem, die Lübecker Universität in eine Stiftungsuniversität umzuwandeln, um unabhängiger zu sein und selbst Geldquellen erschließen zu können. Dieses Modell soll nun weiter verfolgt werden. Wissenschaftsminister de Jager kündigte heute im Landtag an, dass die Landesregierung dazu schon am Dienstag ein Stiftungsgesetz auf den Weg bringen werde. Außerdem soll bis zum Herbst ein Gesamtkonzept für die Hochschulmedizin in Lübeck und Kiel erarbeitet werden, um es dem Wissenschaftsrat zur Begutachtung vorzulegen. Minister de Jager:

    "Das Ziel ist, dass wir mit diesem neuen Finanzierungsschlüssel, mit dieser neuen Finanzierungsmöglichkeit, die wir durch den Bund haben, dazu kommen müssen, dass wir die Hochschulmedizin in Schleswig-Holstein so strukturieren und organisieren, dass wir auch bei weiteren Haushaltsdiskussionen nicht ständig irgendwelche Teile infrage stellen müssen."

    Die Hilfe für die Lübecker Uni weckt nun Begehrlichkeiten in Flensburg. Dort sollen nach den Sparplänen der Landesregierung die Wirtschaftswissenschaften abgewickelt werden. Vor allem Abgeordnete aus dem nördlichen Landesteil haben in der heutigen Landtagsdebatte gefordert, jetzt ein Konzept zu erarbeiten, mit dem dies verhindert werden kann.