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"Unser Volk wird ihn ewig lieben"

Der Dichter Arno Holz reimte zum Gedenken an Felix Dahn: "Unser Volk wird ihn ewig lieben, / Hat er doch einst, die Knochen voll Mark, / Herrlich den Kampf um Rom beschrieben." Neben seinem Hauptwerk "Ein Kampf um Rom" hat Dahn auch Autobiografisches, wissenschaftliche Fachbücher, Balladen und Theaterstücke geschrieben.

Von Jens Brüning |
    Ein seltenes Dokument mit der Stimme Felix Dahns ist als Bekenntnis zu verstehen:

    "Das höchste Gut des Mannes ist sein Volk, das höchste Gut des Volkes ist sein Staat, und seine Seele lebt in seiner Sprache."

    Volk und Staat waren Felix Dahns Lebensthema. Seine Sprache war durchaus beseelt. Hier ein frühes Gedicht, vertont von Richard Strauss:

    "All mein’ Gedanken, mein Herz und mein Sinn, / da, wo die Liebste ist, wandern sie hin."

    Felix Dahn, am 9. Februar 1834 als ältester Sohn eines deutsch-französischen Schauspielerpaares in Hamburg geboren, wuchs in München auf, wo die Eltern am bayerischen Hof- und Nationaltheater engagiert waren. Der Knabe ließ sich von der Theaterluft im Hause Dahn beflügeln, focht im weiten Garten mit handfesten Kameraden Ritterspiele aus und stellte Szenen der germanischen Sagenwelt nach. Später reimte er:

    "Früh kam der Kampf – und blieb. Im Elterngarten /
    Bald flogen wild im Schlachtruf die Standarten /
    Und Hohenstaufenkampf war all mein Spiel!"


    Doch Felix Dahn wurde weder Schauspieler noch Offizier. Stattdessen studierte er Rechtswissenschaften und Philosophie in München und Berlin, war Teilnehmer des Dichterkreises "Tunnel über der Spree" um Theodor Fontane und fiel dort mit tragisch-heroischen Balladen auf. Dann aber warf er sich ganz auf die Juristerei. Er legte der Münchener Fakultät 1855 eine brillante Dissertation vor und betrat wenig später mit seiner Habilitationsschrift "Studien zur Geschichte der germanischen Gottes-Urteile" juristisches Neuland.

    Mit 24 Jahren heiratete Felix Dahn eine Tochter aus reichem Hause und wartete vergeblich auf eine Professur. Er schlug sich mit volkskundlichen Arbeiten durch, empfand die Gattin zunehmend als Belastung und floh aus dieser deprimierenden Bedrängnis nach Ravenna. Dort erarbeitete er sich die Grundlagen für sein schriftstellerisches Hauptwerk den vierbändigen Roman "Ein Kampf um Rom".

    Nach seiner Rückkehr nach München bekam er einen Ruf als außerordentlicher Professor an die juristische Fakultät in Würzburg, und bald war Felix Dahn auch Ordinarius und konnte sich neben Forschung und Lehre wieder seinen Studien des Germanentums und den Problemen der Völkerwanderung widmen. Die positiven Seiten des Lehrberufs fasste Felix Dahn in Verse, die er seinem Freund Victor von Scheffel sandte:

    "Das ist der Segen der Schulmeisterei, /
    Dass uns im grauen Haar, wie unsern Jungen, /
    Das Wörtlein "Ferien" noch so silbern tönt /
    Wie in der Knabenzeit: Es hüpft das Herz /
    Mit raschrem, leichtrem Schlage bei dem Wort /
    Und breiter dehnt sich, atmend frei, die Brust."


    Als er das schrieb, war er bereits geschieden und wiederverheiratet, hatte den Pulverdampf des deutsch-französischen Schlachtfeldes bei Sedan gerochen und war mit seiner neuen Ehefrau, der Freiin Therese von Droste-Hülshoff, einer Nichte der berühmten Dichterin, nach Königsberg gezogen, wo er – teilweise gemeinsam mit seiner Frau – Buch um Buch publizierte.

    Seine letzten 25 Lebensjahre verbrachte Felix Dahn in Breslau. Sein Nachfolger auf dem juristischen Lehrstuhl in Breslau, Herbert Meyer, schrieb in seinem Nachruf auf den am 3. Januar 1912 Verstorbenen:

    "Er sprach völlig frei und doch in schönen wohl gebauten Sätzen, in künstlerisch abgerundeter Form."

    Bis ins 20. Jahrhundert hielt Felix Dahns Ruhm als Künder vom Untergang des Ostgotenreichs in Italien an. Sein "Kampf um Rom" wurde seit seiner Erstausgabe 1876 als Kultbuch für Verehrer von Heldentum und Heldentod von Generation zu Generation weitergereicht.

    1968 produzierte Artur Brauner mit dem Regisseur Robert Siodmak einen zweiteiligen Monumentalfilm nach dem düsteren Stoff, der Generationen von Jungs bei Schild und Schwert gehalten hatte.

    Robert Siodmak: "Was mich daran interessiert, ist die große politische Intrige, die ja sehr interessant ist. Vor allen Dingen haben wir versucht, das Pathos von Felix Dahn wegzunehmen, so dass der Film eigentlich – bis auf einige Szenen, die sehr melodramatisch sind, natürlich, – sehr modern ist."