Unterwegs im Golf-Buggy auf der Neun-Loch-Anlage von Garmisch-Burgrain. Am Steuer Clubmanager Hannes Hibler:
"Jetzt überqueren wir die Bundesstraße zwischen Garmisch und Burgrain. Und da haben wir jetzt die Löcher fünf und sechs inklusive der Driving Range. Eine der schönsten Driving Ranges in Deutschland. Weil man nicht gegen die Sonne schlägt, sondern die Sonne im Rücken hat. Und dadurch auch sieht, wohin die Bälle fliegen."
Hannes Hibler, leidenschaftlicher Golfer, streckt beide Hände Richtung Bergwelt aus.
"Wunderbares Panorama. Also wenn man hier steht und raufschaut, sieht man den Waxenstein und die Zugspitze im Hintergrund. Auf diesen Platz ist man sehr stolz."
Doch Hibler fürchtet, dass die Tage der Golfsportler auf diesem Platz gezählt sind. Vor einigen Tagen hatte er ein offizielles Gespräch mit Vertretern der Münchner Staatskanzlei. Der Golfplatz ist als Olympia-Standort schon länger im Gespräch. Nun scheint es ernst zu werden. Denn die Emissäre des Ministerpräsidenten teilten ihm mit:
"Dass die Bauern in Garmisch ihre Flächen nicht zur Verfügung stellen. Und die Staatsregierung jetzt nach Möglichkeiten sucht, circa 28 Hektar Fläche irgendwo zu bekommen. Und da kam halt dann die Idee: Golfplatz."
Laut vertraulicher Bauskizze vom 6. August, die Deutschlandradio vorliegt, plant die Bewerbergesellschaft München 2018 auf den manikürten Golfwiesen ein Snow Village für 2500 Athleten. Fast 100 Gebäude auf einer Fläche, die dreimal so groß ist wie das US-Pentagon. Dort, im amerikanischen Verteidigungsministerium, entscheidet sich heute möglicherweise das Schicksal der Garmischer Golfer. Denn die US-Army hat seit Kriegsende ein Sondernutzungsrecht auf dem Platz:
"Wenn ein amerikanischer Soldat hierher kommt, kann er auf der Anlage Golf spielen. Er bezahlt sein green fee, sein reduziertes green fee im pro shop und kann hier die Anlage nutzen."
Rund 800 US-Soldaten pro Jahr berufen sich auf das Truppenstatut und chippen und putten in Burgrain. Tendenz fallend. Heute versucht Bayerns Staatskanzleichef Ludwig Schneider in Washington D.C., die Army-Generäle dazu zu bewegen, auf ihr Sonderrecht zu verzichten. Garmischs Bürgermeister Hannes Krätz von den freien Wählern hofft darauf:
"Wenn sich jetzt für den Golfplatz eine vernünftige Lösung finden lässt, könnte das durchaus einen deutlichen Schub für die Bewerbung auch hier im Ort bringen. Es sollte dann im Idealfall so sein, dass aus den Gegnern, die jetzt in der Interessengemeinschaft versucht haben, einiges zu verbessern in der Bewerbung, dass die dann auch erkennen, dass sie viel erreicht haben. Und dass man dann in der Lage ist, sich gegenseitig auf die Schulter zu klopfen und zu sagen: Ja, unter den Bedingungen haben wir jetzt wirklich was Optimales für den Ort geschaffen und für die Bewerbungsqualität."
Der Golfplatz war lange ein Zankapfel der Garmischer Kommunal-Politiker. Der erste Bürgermeister Thomas Schmid lehnte den Standort ab, weil er nicht so repräsentativ ist wie die Fläche rund um das alte Eisstadion. Dort hätte man im Zuge der Olympia-Bewerbung auch gleich ein neues Kongress-Hotel bauen können. CSU-Gemeinderat Max Wank dagegen plädierte von Anfang an für die Golfplatz-Lösung, weil sie kostengünstiger und umweltschonender sei. Dass sehen allerdings viele Golfer anders. Clubmanager Hibler kündigt schon jetzt Widerstand an.
"Wir wollen Olympia – aber nicht auf dem Golfplatz. Wir wollen, dass dieses Kleinod nicht zerstört wird. Wir investieren unheimlich viel Zeit. Und jetzt soll alles kaputtgemacht werden. Unsere Mitglieder haben das Recht dazu, dass sie sich auch dementsprechend wehren. Es ist hier Natur, und Natur sollte man nicht auf diese Art und Weise zerstören."
Hiblers Problem: der Land- und Golfclub Werdenfels mit seinen 320 Mitgliedern ist nur Betreiber des Platzes, nicht Eigentümer. Das Gelände gehört der Bundesagentur für Immobilien. Also dem Staat. Und der Nutzungsvertrag endet 2016 - zwei Jahre vor Olympia. Nur: Wenn die Golfer bis Ende 2016 auf dem Platz bleiben, wird es knapp mit den Bauarbeiten. Das wissen die Golfer – und um das Spiel doch noch zu gewinnen verbünden sie sich neuerdings mit einer Gruppe, mit der sie sich bisher heftig gestritten haben: den Umweltschützern. Bisher war kein Maulwurf vor dem Greenkeeper des Golfclubs sicher. Neuerdings ist jedes Tier willkommen.
"Hier sieht man rechts diese Entenfamilie, die schwimmt da gerade. Dies wollen wir als Biotop-Fläche ausweisen. Das heißt, mit tollen natürlichen Blumen verzieren."
Sogar seltene Fledermäuse habe man schon auf dem Gelände gesichtet, sagt Hibler. Deshalb habe man das Zertifikat "Golf und Natur" in Bronze erhalten. Und dann sei da auch noch der Denkmalschutz. Schließlich sei der Golfplatz der viertälteste Bayerns.
"Historische Bunker sieht man da auf der achten Spielbahn. Das sind handgemachte Bunker. So was kann man doch nicht zerstören."
Ob 80 Jahre alte Sandflächen wirklich schützenswert sind, ist aber selbst club-intern umstritten. Präsident Rainer Endreß ist für Olympia auf dem Golfplatz. Angeblich, so streuen seine Gegner, weil Endreß’ Tochter Theresa die Freundin von Ski-Profi Felix Neureuther ist. Dessen Vater Christian Neureuther wiederum ist für die Olympia-Bewerbergesellschaft aktiv. In Anzeigenkampagnen versucht der Garmischer seine Werdenfelser Landsleute für die Spiele 2018 zu begeistern - mit gemischtem Erfolg. Bei den Golfern hat er sich damit jedenfalls unbeliebt gemacht. Das fällt auch auf den Club-Präsidenten zurück. Und im nächsten Jahr wird ein neuer Vorstand gewählt im Werdenfelsener Golfclub. Im Telefongespräch mit Deutschlandradio bekräftigt Endreß, er wolle Präsident des Golfclubs bleiben. Clubmanager Hannes Hibler dagegen sagt:
"Unser Präsident steht ja nicht mehr zur Verfügung – Ist das so? – Das ist so, ja. – Ich hab gestern mit ihm gesprochen, da hat er das nicht erwähnt. – Ja, der steht also nächstes Jahr nicht mehr zur Verfügung. – Das hat er schon gesagt? - Mein Gott, ich sag immer wieder, unser Präsident hat jetzt 12 Jahre dieses Amt gehabt. Irgendwann ist halt die Luft raus, gell?"
Das soll für die Olympia-Bewerbung von München und Garmisch nicht gelten. Die Bayerische Staatsregierung kämpft. Bisher vor allem mit störrischen Bergbauern. Nun, scheint es, kommen auch noch zerstrittene Golfer hinzu.
"Jetzt überqueren wir die Bundesstraße zwischen Garmisch und Burgrain. Und da haben wir jetzt die Löcher fünf und sechs inklusive der Driving Range. Eine der schönsten Driving Ranges in Deutschland. Weil man nicht gegen die Sonne schlägt, sondern die Sonne im Rücken hat. Und dadurch auch sieht, wohin die Bälle fliegen."
Hannes Hibler, leidenschaftlicher Golfer, streckt beide Hände Richtung Bergwelt aus.
"Wunderbares Panorama. Also wenn man hier steht und raufschaut, sieht man den Waxenstein und die Zugspitze im Hintergrund. Auf diesen Platz ist man sehr stolz."
Doch Hibler fürchtet, dass die Tage der Golfsportler auf diesem Platz gezählt sind. Vor einigen Tagen hatte er ein offizielles Gespräch mit Vertretern der Münchner Staatskanzlei. Der Golfplatz ist als Olympia-Standort schon länger im Gespräch. Nun scheint es ernst zu werden. Denn die Emissäre des Ministerpräsidenten teilten ihm mit:
"Dass die Bauern in Garmisch ihre Flächen nicht zur Verfügung stellen. Und die Staatsregierung jetzt nach Möglichkeiten sucht, circa 28 Hektar Fläche irgendwo zu bekommen. Und da kam halt dann die Idee: Golfplatz."
Laut vertraulicher Bauskizze vom 6. August, die Deutschlandradio vorliegt, plant die Bewerbergesellschaft München 2018 auf den manikürten Golfwiesen ein Snow Village für 2500 Athleten. Fast 100 Gebäude auf einer Fläche, die dreimal so groß ist wie das US-Pentagon. Dort, im amerikanischen Verteidigungsministerium, entscheidet sich heute möglicherweise das Schicksal der Garmischer Golfer. Denn die US-Army hat seit Kriegsende ein Sondernutzungsrecht auf dem Platz:
"Wenn ein amerikanischer Soldat hierher kommt, kann er auf der Anlage Golf spielen. Er bezahlt sein green fee, sein reduziertes green fee im pro shop und kann hier die Anlage nutzen."
Rund 800 US-Soldaten pro Jahr berufen sich auf das Truppenstatut und chippen und putten in Burgrain. Tendenz fallend. Heute versucht Bayerns Staatskanzleichef Ludwig Schneider in Washington D.C., die Army-Generäle dazu zu bewegen, auf ihr Sonderrecht zu verzichten. Garmischs Bürgermeister Hannes Krätz von den freien Wählern hofft darauf:
"Wenn sich jetzt für den Golfplatz eine vernünftige Lösung finden lässt, könnte das durchaus einen deutlichen Schub für die Bewerbung auch hier im Ort bringen. Es sollte dann im Idealfall so sein, dass aus den Gegnern, die jetzt in der Interessengemeinschaft versucht haben, einiges zu verbessern in der Bewerbung, dass die dann auch erkennen, dass sie viel erreicht haben. Und dass man dann in der Lage ist, sich gegenseitig auf die Schulter zu klopfen und zu sagen: Ja, unter den Bedingungen haben wir jetzt wirklich was Optimales für den Ort geschaffen und für die Bewerbungsqualität."
Der Golfplatz war lange ein Zankapfel der Garmischer Kommunal-Politiker. Der erste Bürgermeister Thomas Schmid lehnte den Standort ab, weil er nicht so repräsentativ ist wie die Fläche rund um das alte Eisstadion. Dort hätte man im Zuge der Olympia-Bewerbung auch gleich ein neues Kongress-Hotel bauen können. CSU-Gemeinderat Max Wank dagegen plädierte von Anfang an für die Golfplatz-Lösung, weil sie kostengünstiger und umweltschonender sei. Dass sehen allerdings viele Golfer anders. Clubmanager Hibler kündigt schon jetzt Widerstand an.
"Wir wollen Olympia – aber nicht auf dem Golfplatz. Wir wollen, dass dieses Kleinod nicht zerstört wird. Wir investieren unheimlich viel Zeit. Und jetzt soll alles kaputtgemacht werden. Unsere Mitglieder haben das Recht dazu, dass sie sich auch dementsprechend wehren. Es ist hier Natur, und Natur sollte man nicht auf diese Art und Weise zerstören."
Hiblers Problem: der Land- und Golfclub Werdenfels mit seinen 320 Mitgliedern ist nur Betreiber des Platzes, nicht Eigentümer. Das Gelände gehört der Bundesagentur für Immobilien. Also dem Staat. Und der Nutzungsvertrag endet 2016 - zwei Jahre vor Olympia. Nur: Wenn die Golfer bis Ende 2016 auf dem Platz bleiben, wird es knapp mit den Bauarbeiten. Das wissen die Golfer – und um das Spiel doch noch zu gewinnen verbünden sie sich neuerdings mit einer Gruppe, mit der sie sich bisher heftig gestritten haben: den Umweltschützern. Bisher war kein Maulwurf vor dem Greenkeeper des Golfclubs sicher. Neuerdings ist jedes Tier willkommen.
"Hier sieht man rechts diese Entenfamilie, die schwimmt da gerade. Dies wollen wir als Biotop-Fläche ausweisen. Das heißt, mit tollen natürlichen Blumen verzieren."
Sogar seltene Fledermäuse habe man schon auf dem Gelände gesichtet, sagt Hibler. Deshalb habe man das Zertifikat "Golf und Natur" in Bronze erhalten. Und dann sei da auch noch der Denkmalschutz. Schließlich sei der Golfplatz der viertälteste Bayerns.
"Historische Bunker sieht man da auf der achten Spielbahn. Das sind handgemachte Bunker. So was kann man doch nicht zerstören."
Ob 80 Jahre alte Sandflächen wirklich schützenswert sind, ist aber selbst club-intern umstritten. Präsident Rainer Endreß ist für Olympia auf dem Golfplatz. Angeblich, so streuen seine Gegner, weil Endreß’ Tochter Theresa die Freundin von Ski-Profi Felix Neureuther ist. Dessen Vater Christian Neureuther wiederum ist für die Olympia-Bewerbergesellschaft aktiv. In Anzeigenkampagnen versucht der Garmischer seine Werdenfelser Landsleute für die Spiele 2018 zu begeistern - mit gemischtem Erfolg. Bei den Golfern hat er sich damit jedenfalls unbeliebt gemacht. Das fällt auch auf den Club-Präsidenten zurück. Und im nächsten Jahr wird ein neuer Vorstand gewählt im Werdenfelsener Golfclub. Im Telefongespräch mit Deutschlandradio bekräftigt Endreß, er wolle Präsident des Golfclubs bleiben. Clubmanager Hannes Hibler dagegen sagt:
"Unser Präsident steht ja nicht mehr zur Verfügung – Ist das so? – Das ist so, ja. – Ich hab gestern mit ihm gesprochen, da hat er das nicht erwähnt. – Ja, der steht also nächstes Jahr nicht mehr zur Verfügung. – Das hat er schon gesagt? - Mein Gott, ich sag immer wieder, unser Präsident hat jetzt 12 Jahre dieses Amt gehabt. Irgendwann ist halt die Luft raus, gell?"
Das soll für die Olympia-Bewerbung von München und Garmisch nicht gelten. Die Bayerische Staatsregierung kämpft. Bisher vor allem mit störrischen Bergbauern. Nun, scheint es, kommen auch noch zerstrittene Golfer hinzu.