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Unsicherheit nach dem Tod von Nordkoreas Machthaber

Die Börsen Japans und Südkoreas reagierten mit Kursverlusten auf die Todesnachricht von Kim Jong Il. Das internationale Ausland hofft, dass der Machtwechsel zum Politikwechsel werden könnte. Das könnte auch einen ökonomischen Aufbruch nach sich ziehen.

Von Michael Braun |
    Von der Volkswirtschaft Nordkoreas ist nicht viel bekannt, nur dass sie zwei Erscheinungen hervorbringt: Raketen, womöglich gar Atomraketen, und Hungersnöte. Während der Amtszeit des jetzt gestorbenen Machthabers Kim Jong Il rutschte das Land in eine schwere Wirtschaftskrise. In den 1990er-Jahren verhungerte etwa eine Million Nordkoreaner. Experten halten das Land trotz seines militärischen Drohpotentials nicht für überlebensfähig. Der Politikwissenschaftler und Ostasienexperte Professor Hans Maull von der Universität Trier sagte heute im Deutschlandfunk:

    "Ich bin der Auffassung, dass im Grunde Nordkorea seit langem ein Zombie-Staat ist, also ein untoter Staat, der nicht mehr als Staat funktioniert. Im Grunde überlebt dieses System als Staat nur noch deshalb, weil China seine schützende Hand außenpolitisch über Nordkorea hält und weil China das tut, was lebensnotwendig für Nordkorea ist: Es stellt die Lebensmittel bereit, die Energieversorgung, ohne die das System dann in der Tat zusammenbrechen würde."

    Verlässliches volkswirtschaftliches Zahlenmaterial über Nordkorea gibt es kaum. Das, was es gibt, stammt aus Schätzung der südkoreanischen Bank of Korea. Danach erwirtschaften die gut 23 Millionen Nordkoreaner eine gesamtwirtschaftliche Leistung von knapp tausend US-Dollar je Kopf der Bevölkerung. Das ist fast nichts. Im industrialisierten Südkorea sind es knapp 21.000 Dollar. Aus diesen Unterschieden speisen sich die Hoffnungen, dass eine neue politische Führung das Land wirtschaftlich öffnen und sich dann neue Absatzmärkte ergeben würden. Dass über Reformen und mögliche Geschäfte nachgedacht wird, hängt an dem Umstand, dass Kim Jong Un, der jüngste der drei bekannten Söhne des verstorbenen Machthabers, als Nachfolger eingesetzt werden könnte, ein Mann also, der eine Schule in der Schweiz besucht haben und Deutsch, Englisch sowie Französisch sprechen soll. Martin Hüfner, Chefvolkswirt des Vermögensverwalters Assenagon:

    "Wenn Nordkorea wirklich sich öffnen würde, wären das fantastische Chancen für einen Markt, der sich dort entwickelt. Nur für uns ist das viele tausend Kilometer entfernt."

    Doch die Hoffnungen dürften nicht groß sein. Denn das bisherige Bemühen der Volksrepublik China, auch Nordkorea zu einem marktwirtschaftlichen System, aber unter Führung der kommunistischen Partei zu bewegen, hat wenig gefruchtet.

    Bisher hat Nordkorea vor allem zwei Handelspartner: China und Südkorea. Von dort kommen 83 Prozent aller Einfuhren Nordkoreas, dorthin gehen 80 Prozent aller Ausfuhren. Weitere nennenswerte Handelspartner sind Russland, Indien und Singapur. Die deutschen Ausfuhren nach Nordkorea sind kaum der Rede wert. Sie betrugen 2010 knapp 19 Millionen Euro. Zugleich wurden Waren für knapp 26 Millionen Euro eingeführt. Deutschlands Austausch mit Südkorea beträgt in beiden Richtungen mehr als zehn Milliarden Euro. Im Länderreport des Kreditversicherers Coface ist Nordkorea gar nicht erwähnt. In den Quellen der staatlichen deutschen Gesellschaft für Außenwirtschaft und Standortmarketing heißt es, für 2008 sei an deutschen Direktinvestitionen kein Bestand angegeben. Und aktuellere Daten gibt es nicht.