Unermüdlich fressen sich die Kettensägen in die Baumstämme. Schwere Schlepper ziehen die gefällten Hölzer den steilen Hang hinab, wo sie in ein Meter fünfzig lange Stücke zerteilt und per Hand auf lange Stapel geschichtet werden. Ladefertig für die großen Holz-Laster.
Noch etwa eine Woche wird der Holzfäller-Trupp brauchen, dann ist der mehrere Hektar große, etwa 30-jährige Eichenwald komplett abgeholzt und der gesamte Berghang kahl. Dann werden die Männer weiter ziehen, denn immer mehr der dichten Eichen-, Buchen- und Akazienwälder im Nordosten Ungarns werden jetzt abgeholzt, um daraus Energie zu produzieren. Genauer gesagt: elektrischen Strom.
Lkw an Lkw, beladen mit Holzstämmen, rollen zum Entladen auf das Betriebsgelände der "Borsodi Energetikai Kft" in Kazincbarcika. Erbaut wurde das große Kohlekraftwerk bereits in den 50er Jahren. Nach der Wende, in den 90er Jahren, war es von der Stilllegung bedroht: Zu alt, zu ineffizient. Doch dann kam ein amerikanischer Investor, der weltgrößte Stromkonzern AES, der kaufte das marode Kohlekraftwerk und stellte es mit finanzieller Hilfe aus dem Fördertopf der Europäischen Union auf Holzbefeuerung um. Heute ist es Ungarns größtes Biomasse-Kraftwerk, mit einer jährlichen Stromproduktion von rund 300 Gigawattstunden. Der grüne Strom aus Kazincbarcika stößt allerdings auf scharfe Kritik ungarischer Umwelt- und Naturschützer. Edit Körösi-Bati vom regionalen Umweltschutzverband "Hatvan Környezetvedö Egyesület":
"Das Problem ist, dass 60 Prozent davon Nutzholz ist, das auch für andere Zwecke verwendet werden könnte. Es sind Baumstämme von drei Metern Länge, die in die Kraftwerke geliefert werden."
Mehr als drei Viertel der im Holz erhaltenen Energie gehen dann noch bei der Verbrennung in dem alten Kohlekraftwerk verloren. Denn die Abwärme wird nicht genutzt, so wie es bei modernen holzbefeuerten Blockheizkraftwerken selbstverständlich ist. Die vielen hundert Tausend Tonnen Holz, die in Kazincbarcika und anderen ehemaligen Kohlekraftwerken verfeuert werden, stammen überwiegend aus umweltschädlichen Kahlschlägen. Sogar in den Naturschutzgebieten des Matra und Bükkgebirges werden junge Laubwälder für die Stromerzeugung radikal abgeholzt. Die Gefahr von Überschwemmungen steigt dadurch; die Waldböden drohen auszutrocknen. Eine Wiederaufforstung der Kahlflächen findet in vielen Fällen gar nicht statt. Hinzu kommt, dass die Bereitstellung des Holzes zur Verstromung sehr energieaufwändig ist.
"Sie bezeichnen das als grüne Energie. Aber das Holz muss über weite Strecken erstmal herantransportiert werden. Dann müssen die Baumstämme zu Holzschnitzeln zerschreddert werden. Auch dafür ist Energie nötig. Unter dem Strich ist die Energiebilanz wahrscheinlich negativ."
Für den amerikanischen Investor AES, der zu keiner Stellungnahme diesbezüglich bereit war, macht das waldfressende Biomasse-Kraftwerk trotzdem Sinn: Die staatlichen Forstverwaltungen haben in langfristigen Verträgen Holznachschub garantiert. Zu Preisen, die weit unter den derzeitigen Marktpreisen liegen. Außerdem kann sich der amerikanische Stromkonzern, die gegenüber der früheren Kohleverfeuerung eingesparten CO2 Emissionen gutschreiben lassen und die entsprechenden Zertifikate gewinnbringend international weiter verkaufen. Auch die ungarische Regierung glaubt von ökologisch fragwürdigen Biomassekraftwerken wie dem in Kazincbarcika zu profitieren: Sie will damit der Forderung der EU nachkommen, den Anteil erneuerbarer Energien bei der nationalen Stromerzeugung zu erhöhen und gleichzeitig Arbeitsplätze in Kraftwerken und der Forstwirtschaft erhalten. Eigentlich sei das eine gute Idee, sagt die Ökologin Edit Körösi-Bati vom Umweltschutzverband in Hatvan, wenn, ja wenn die nachwachsenden Rohstoffe aus einer nachhaltigen Forstwirtschaft kämen.
"Das Problem ist, dass die Förster der Ansicht sind, ihre Aufgabe sei es Holzabbau zu betreiben und nicht eine naturnahe Waldbewirtschaftung."
Zurzeit arbeitet die ungarische Regierung an einem neuen Waldgesetz. Es soll dem derzeitigen Raubbau zukünftig einen Riegel vorschieben. Ob das gelingt, bleibt abzuwarten. Denn die Lobby der Holz- und Energiefirmen ist übermächtig im Vergleich zu der Interessensvertretung von Umwelt- und Naturschützern.
Noch etwa eine Woche wird der Holzfäller-Trupp brauchen, dann ist der mehrere Hektar große, etwa 30-jährige Eichenwald komplett abgeholzt und der gesamte Berghang kahl. Dann werden die Männer weiter ziehen, denn immer mehr der dichten Eichen-, Buchen- und Akazienwälder im Nordosten Ungarns werden jetzt abgeholzt, um daraus Energie zu produzieren. Genauer gesagt: elektrischen Strom.
Lkw an Lkw, beladen mit Holzstämmen, rollen zum Entladen auf das Betriebsgelände der "Borsodi Energetikai Kft" in Kazincbarcika. Erbaut wurde das große Kohlekraftwerk bereits in den 50er Jahren. Nach der Wende, in den 90er Jahren, war es von der Stilllegung bedroht: Zu alt, zu ineffizient. Doch dann kam ein amerikanischer Investor, der weltgrößte Stromkonzern AES, der kaufte das marode Kohlekraftwerk und stellte es mit finanzieller Hilfe aus dem Fördertopf der Europäischen Union auf Holzbefeuerung um. Heute ist es Ungarns größtes Biomasse-Kraftwerk, mit einer jährlichen Stromproduktion von rund 300 Gigawattstunden. Der grüne Strom aus Kazincbarcika stößt allerdings auf scharfe Kritik ungarischer Umwelt- und Naturschützer. Edit Körösi-Bati vom regionalen Umweltschutzverband "Hatvan Környezetvedö Egyesület":
"Das Problem ist, dass 60 Prozent davon Nutzholz ist, das auch für andere Zwecke verwendet werden könnte. Es sind Baumstämme von drei Metern Länge, die in die Kraftwerke geliefert werden."
Mehr als drei Viertel der im Holz erhaltenen Energie gehen dann noch bei der Verbrennung in dem alten Kohlekraftwerk verloren. Denn die Abwärme wird nicht genutzt, so wie es bei modernen holzbefeuerten Blockheizkraftwerken selbstverständlich ist. Die vielen hundert Tausend Tonnen Holz, die in Kazincbarcika und anderen ehemaligen Kohlekraftwerken verfeuert werden, stammen überwiegend aus umweltschädlichen Kahlschlägen. Sogar in den Naturschutzgebieten des Matra und Bükkgebirges werden junge Laubwälder für die Stromerzeugung radikal abgeholzt. Die Gefahr von Überschwemmungen steigt dadurch; die Waldböden drohen auszutrocknen. Eine Wiederaufforstung der Kahlflächen findet in vielen Fällen gar nicht statt. Hinzu kommt, dass die Bereitstellung des Holzes zur Verstromung sehr energieaufwändig ist.
"Sie bezeichnen das als grüne Energie. Aber das Holz muss über weite Strecken erstmal herantransportiert werden. Dann müssen die Baumstämme zu Holzschnitzeln zerschreddert werden. Auch dafür ist Energie nötig. Unter dem Strich ist die Energiebilanz wahrscheinlich negativ."
Für den amerikanischen Investor AES, der zu keiner Stellungnahme diesbezüglich bereit war, macht das waldfressende Biomasse-Kraftwerk trotzdem Sinn: Die staatlichen Forstverwaltungen haben in langfristigen Verträgen Holznachschub garantiert. Zu Preisen, die weit unter den derzeitigen Marktpreisen liegen. Außerdem kann sich der amerikanische Stromkonzern, die gegenüber der früheren Kohleverfeuerung eingesparten CO2 Emissionen gutschreiben lassen und die entsprechenden Zertifikate gewinnbringend international weiter verkaufen. Auch die ungarische Regierung glaubt von ökologisch fragwürdigen Biomassekraftwerken wie dem in Kazincbarcika zu profitieren: Sie will damit der Forderung der EU nachkommen, den Anteil erneuerbarer Energien bei der nationalen Stromerzeugung zu erhöhen und gleichzeitig Arbeitsplätze in Kraftwerken und der Forstwirtschaft erhalten. Eigentlich sei das eine gute Idee, sagt die Ökologin Edit Körösi-Bati vom Umweltschutzverband in Hatvan, wenn, ja wenn die nachwachsenden Rohstoffe aus einer nachhaltigen Forstwirtschaft kämen.
"Das Problem ist, dass die Förster der Ansicht sind, ihre Aufgabe sei es Holzabbau zu betreiben und nicht eine naturnahe Waldbewirtschaftung."
Zurzeit arbeitet die ungarische Regierung an einem neuen Waldgesetz. Es soll dem derzeitigen Raubbau zukünftig einen Riegel vorschieben. Ob das gelingt, bleibt abzuwarten. Denn die Lobby der Holz- und Energiefirmen ist übermächtig im Vergleich zu der Interessensvertretung von Umwelt- und Naturschützern.