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Unternehmenspolitik im Angesicht der Eurokrise

Ulrich Grillo ist neuer Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI). Der Familienunternehmer muss nun die Befürworter und Gegner der Energiewende im Verband einen und diesen durch die Eurokrise steuern.

Von Jule Reimer | 02.01.2013
    Feiner Zwirn und das Einstecktuch im Jackett sind Markenzeichen des neuen BDI-Präsidenten Ulrich Grillo. In Jugendjahren hat er an der Walzstraße des gleichnamigen Familienunternehmens im Duisburger Stadtteil Marxloh geschwitzt. Der Mittelständler Grillo muss den BDI ab jetzt durch die Eurokrise und die Energiewende steuern. Den Euro zu verlassen oder Griechenland aus der Währungsunion auszuschließen, davon hält Grillo gar nichts:

    "Wir können uns nicht leisten, dass der Euro auseinander platzt. Wir müssen viel dafür tun und wir tun auch viel dafür, dass wir gemeinsam die Eurokrise erledigen. "

    Mit Genugtuung registriert der Duisburger Unternehmer das erstarkte Ansehen der Industrie nach der großen Krise der Finanzdienstleister. Aber er warnt davor, sich auszuruhen:

    ""Spanien, Portugal, Irland arbeiten intensiv an ihren Lohnstückkosten und gehen durch ein tiefes Tal. Aber irgendwann werden sie einiges aufgeholt haben. Und wir müssen aufpassen, dass wir nicht in fünf Jahren aufwachen - es können auch zehn Jahre sein - aufwachen und dann wieder dastehen, wo wir im Jahr 2000 waren, dass wir mit den Lohnstückkosten hinten anstehen."

    Der parteilose Grillo unterhält gute Kontakte zu SPD und den Grünen, zu Schwarz-Gelb dürften sie noch besser sein. Die von Ulrich Grillo mitentwickelte Rohstoffstrategie der Bundesregierung setzten vor allem die FDP-geführten Ministerien ab 2010 um.

    Die Bundeskanzlerin begleitete Ulrich Grillo im August 2012 bereits als designierter BDI-Präsident auf Staatsbesuch nach China.

    "Und ich glaube, wir haben – ich sag mal – einen guten Draht."

    Grillo ist kein Gegner der Energiewende. Die Grillo-Werke verarbeiten energieintensiv Zink und Produkte der Schwefelchemie, sind von mancher Strompreisumlage befreit, aber verdienen auch mit der Energiewende Geld. Dass die zahlreichen Befreiungen der Unternehmen von EEG-Umlage und Netzentgelten mittlerweile für Unmut sorgen, spürt auch der neue BDI-Chef:

    "Wenn es durch Konstruktionen ungerechtfertigte Mitnahmeeffekte bei Entlastungen gibt, dann muss man das ändern. Aber die energieintensive Industrie, die ich auch vertrete, das haben sie gerade hier gesehen, das Walzwerk gehört nämlich auch dazu, die einem internationalen Wettbewerb ausgesetzt ist, und die die Preise nicht weitergeben kann, der muss geholfen werden."

    Ulrich Grillo entstammt altem Ruhrpottadel und hat auch schon für den Rüstungskonzern Rheinmetall gearbeitet. Die Duisburger IG-Metall lobt das Verhältnis der Unternehmensführung zur Arbeitnehmerseite. Aufsichtsratsvorsitzende der Grillo-Werke ist seine Cousine Gabriela Grillo. Sie leitet außerdem die Metallhandelsgesellschaft der Grillos, sitzt im Bord der Londoner Metallbörse und ist durch ihr öffentliches Engagement das bekannteste Gesicht der Familie in der Region.

    "Damals ergab sich die Nachfolgefrage auch bei uns im Familienunternehmen. Und meine Cousine - die Aufsichtsratsvorsitzende - die damals auch die meisten Anteile hatte, fragte: Kommst du nicht ganz zu uns?"

    In der Chefetage der Grillo-Werke ist Gabriela Grillo die einzige Frau. Eine weibliche Aufsichtsratsvorsitzende zähle jedoch doppelt, meint der neue BDI-Präsident Ulrich Grillo - und lehnt eine Pflichtfrauenquote für Chefetagen ab.