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Unterrichten: sehr gut

Häufig überfüllt, voll von demotivierten Lehrenden und Studierenden, von beiden Gruppen als lästig empfunden und keiner kommt drum herum: die Pflichtveranstaltungen. Doch wer Physik an der Universität Bielefeld studiert, freut sich auf seine Pflichtveranstaltungen; Zumindest auf die der theoretischen Physik. Denn sie werden von Professor Friederike Schmid gehalten.

    Viele werden das als trocken empfinden, aber bei Frau Schmid war es sehr spannend. Dass man halt nicht da sitzt und denkt: "wozu mach ich das", sondern dass man weiß, wozu das gebraucht wird. Es ist halt nicht trocken. Sie hat immer wieder Bezüge zu modernen Experimenten gemacht und wozu man diese theoretischen Sachen benutzt und in der Forschung ganz viele Bespiele und so was.

    Marc Löffel ist einer dieser Studierenden aus Bielefeld, der Professor Schmid als eine große Bereicherung für die Universität empfindet. Sie ist zwar erst seit zwei Jahren an der Uni, doch sie hat es jetzt schon geschafft eine besondere Beziehung zu ihren Studierenden aufzubauen.

    Frau Schmid kennt viele von den Studenten schon mit Namen obwohl man sich gar nicht vorgestellt hat, sondern sie kennt die Leute einfach und sie kümmert sich um die Leute. Sie nimmt sich für ihre Studenten sehr viel Zeit. Sie gibt spezielle Sachen zum Beispiel hat sie einen extra Termin gemacht wo alle, die ein Problem hatten mit der Vorlesung oder irgendwas nicht verstanden haben, konnten dann hingehen und sie hat es dann für jeden einzelnen noch mal erklärt. Also bei vielen anderen Dozenten ist es auch so, wenn ich ein Problem habe, könnte ich auch hingehen, aber irgendwie ist da die Hemmschwelle größer zu den Dozenten irgendwie hinzugehen, weil da ist es halt mehr dieses Studenten - Professoren - Verhältnis, aber bei Frau Schmid fühlt man sich so anders irgendwie. Die Hemmschwelle ist einfach geringer.

    Und genau aus diesen Gründen waren sich Marc und seine Kommilitonen ziemlich schnell einig, als sie eines Tages in der Fachschaft saßen und ihnen ein Flyer zum "Karl Peter Grotemeyer Preis" in die Hand geriet.

    Gewöhnlich wird darauf wert gelegt, was leisten Wissenschaftler in der Forschung. Für die Wissenschaft gibt es Preise, aber für die Lehre, für das Unterrichten von Studierenden gibt es bisher relativ wenig Preise.

    Und genau diese Lücke soll der "Karl Peter Grotemeyer Preis" füllen, so Andrea Frank Referentin des Bielefelder Prorektors für Lehre. In diesem Jahr wird er schon zum siebten Mal an der Universität Bielefeld vergeben.

    Also, es soll jetzt nicht irgendwie so ein Preis für 65jährige Wohlgediente sein, sondern eher einer für Jüngere, um gerade auch den Jüngeren deutlich zu machen, es ist nicht nur wichtig, dass du gute Forschung betreibst, sondern es ist auch wichtig und wird honoriert, wenn du gute Lehre machst.

    Vorgeschlagen werden, können also alle Bielefelder Lehrenden unter 40. Die Vorschläge können aber nur von den Studierenden eingereicht werden. Mindestens drei Studierende müssen eine ausführliche Begründung schreiben, warum ihr Lieblingsdozent genau der Richtige für den Preis sein soll. Anhand dieser Begründungen entscheidet dann ein Preiskomitee bestehend aus Lehrenden und Studierenden. Repräsentativ ist der Preis also keinesfalls. Eher symbolischer Natur.

    Wir haben 3000 Euro dafür von der Universitätsgesellschaft. Es ist wirklich ein symbolischer Preis und wichtiger finden wir eigentlich den Prozess. Unsere Vorstellung war, dass Studierende angesichts der Ausschreibung ins Gespräch kommen, was halten sie eigentlich für gute Lehre, was erwarten sie vom Hochschullehrer. Das heißt, wir stellten uns wirklich vor die Studenten sitzen in der Halle oder in der Mensa und diskutieren darüber und wir stellten uns natürlich auch vor, dass die Hochschullehrer sich dafür interessieren, was Studierende für gute Lehre halten.

    Für Professor Schmid, die diesjährige Preisträgerin, ist gute Lehre ziemlich einfach auf eine Formel zu bringen.

    Ich glaube das Wichtigste an der Lehre ist, dass man die Studenten ernst nimmt und dass man sie mag.

    Aber auch ihre Liebe zum Fach macht sie und ihre Veranstaltungen so besonders.

    Wenn man theoretische Physik lehrt, dann ist man in der Lage da ein Weltbild zu vermitteln. Das hat man sonst noch vielleicht nur in der Theologie. Das ist schon sehr faszinierend. Man begeistert sich einfach selbst an dem Stoff, den man da vermitteln darf. Die Lehre ist auch sehr anstrengend. In dem Semester komme ich kaum auf den notwendigen Schlaf. Und das geht glaub ich allen so am Anfang. Das ist einfach immer ein unheimlicher Aufwand, eine Vorlesung immer neu vorzubereiten und wenn man dann diese Art Antwort bekommt ist es natürlich sehr ermutigend und freut mich auch sehr.

    Eine Verbesserung der Lehre wird man mit dem Preis nicht erreichen. Das ist der Universitätsverwaltung auch bewusst. Es ist aber ein Schritt in die richtige Richtung. Man erhofft sich dadurch die etwas angestaubte Beziehung zur Lehre zu verbessern; ebenso wie die Beziehung zwischen Lehrenden und Studierenden und die Kommunikation untereinander.

    [Autorin: Nirma Schomeier]