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Ursachen und Auswirkungen des Klimawandels im Fokus

Das der Klimawandel in vollem Gange ist, steht außer Zweifel. Wie stark er ausfallen wird, hängt auch vom Verhalten der Menschen ab. Und welche Folgen er haben wird, ist Thema der Konferenz "Continents under Climate Change" an der Humboldt-Universität Berlin.

Von Anja Nehls |
    Gewitter und heftige Regenfälle, Tsunamis, Wirbelstürme, Schneemassen und Dürreperioden. Ob Wetterextreme und Naturkatastrophen auch durch den Klimawandel verursacht werden, ist ein Thema, das derzeit 300 Wissenschaftler aus allen Kontinenten in Berlin diskutieren. Auf dem Kongress, veranstaltet von der Humboldt-Uni, dem Potsdam Institut für Klimafolgenforschung und der deutschen Nationalakademie Leopoldina bestreitet niemand mehr, dass der Klimawandel in vollem Gange ist. Wie heftig er ausfällt, hängt allerdings vom Verhalten der Menschen weltweit ab, sagt Heinz Wanner, Leiter des Klimaforschungszentrums der Universität Bern:

    "Wenn wir bereit sind, starke, massive Maßnahmen zu treffen, beispielsweise bei der Reduktion des CO2 haben wir die Chance, dass wir eine Temperaturzunahme haben von vielleicht 1,5 bis zwei Grad, aber wenn die Politik so weiter läuft wie bisher, dann werden im Bereich im Mittel von drei bis vier Grad denken müssen."

    Und das wird weltweit Folgen haben, weil zum Beispiel die Gletscher abschmelzen. Im Himalaja speisen die Gletscher die Flüsse, die unter anderem Indien und China mit Wasser versorgen, sagt Dieter Scherer, Klimaforscher an der TU Berlin:

    "Die Gletscher haben natürlich auch ein Rolle im Wasserkreislauf und es ist klar, wenn diese Gletscher abschmelzen, wird natürlich in dem Moment auch etwas mehr Schmelzwasser auch den Abfluss speisen, aber irgendwann sind die Gletscher limitiert auf ihre Restbestandteile und dann tragen die nicht mehr zum Abfluss bei."

    Ob es allerdings wirklich so weit kommt und welche Rolle die Monsunniederschläge in diesem sensiblen System spielen, ist weiterhin eine noch nicht ganz geklärte Frage für die Forscher:

    "Bevor man den Klimawandel versteht, muss man das Klima kennen und das ist eines der ganz großen Probleme in Tibet, weil dieser Raum hat, eine unglaublich geringe Anzahl an Beobachtungsdaten, zum Beispiel gibt es keine Beobachtungsstation, die oberhalb von 4800 Metern ist und das ist ungefähr die durchschnittliche Höhe des Tibet-Plateaus, das heißt, für die andere Hälfte wissen wir eigentlich gar nichts."

    In Afrika sind die Wissenschaftler schon weiter. Heinz Paeth von der Uni Würzburg:

    "Die Wasserversorgung in Afrika ist ja nicht an Gletscher gebunden, wie in Asien, sondern geht über die Niederschläge und die Monsunzirkulation und die scheint sich im Zuge des Klimawandels relativ stark zu verändern und zu verschieben. Unsere Modelle sagen uns, dass die Wahrscheinlichkeit, dass es ziemlich trocken wird, sehr groß ist, man darf aber nicht verschweigen, dass die Modellunsicherheit relativ groß ist und es auch einzelne Modellsimulationen gibt, die sagen, es wird feuchter. Aber der Konsens geht mehr dahin, dass die Wasserverfügbarkeit in Afrika südlich der Sahara zurückgehen wird."

    Mit vermutlich schrecklichen Folgen für die Nahrungsmittelversorgung der dort lebenden Menschen. Deshalb fordern die Wissenschaftler, rechtzeitig Maßnahmen zu ergreifen:

    "Ja, in Afrika kann man natürlich auf der Verursacherseite etwas machen, das heißt, man kann versuchen, dass die Degradation der Landoberfläche, sprich Entwaldung nicht in einem so starken Ausmaß passiert, wie in den vergangenen Jahrzehnten und auf der anderen seit kann man bezüglich der Folgen versuche, sich besser anzupassen, das heißt eine effektivere Landwirtschaft, denn die Menschen wollen natürlich trotzdem satt werden, es werden mehr Menschen, Afrika hat das höchste Bevölkerungswachstum weltweit, man kann natürlich auch so eine kontrollierte Besiedlung vollziehen, Raumplanung, Regionalplanung, das was für uns selbstverständlich ist aber in afrikanischen Ländern, allgemein in Entwicklungsländern nicht so sehr."

    Zu befürchten ist sonst zum Beispiel eine massenhafte Migration, verursacht durch die klimabedingt schlechter werden Lebensbedingungen für die Menschen, die in solchen Zonen leben.

    Aber auch in Europa macht sich der Klimawandel bereits bemerkbar, befürchtet der Schweizer Heinz Wanner:

    "Im Mittelmeerraum wird es vor allem die Zunahme von Trockenperioden und auch Hitzewellen sein, die stark sind. Das Austrocknen im Mittelmeerraum ist ein negativer Effekt, die Zunahme von Niederschlägen von Regen im Norden, in den schon reichen Regionen das ist ein positiver Effekt."

    Global betrachtet wird es am Ende jedoch mehr Verlierer geben, als Gewinner, befürchten die Wissenschaftler. Gefragt sind jetzt Europa und alle reichen Industrieländer, den drei menschgemachten Ursachen des Klimawandels, dem Treibhauseffekt, der Luftverschmutzung und der Oberflächenzerstörung Einhalt zu gebieten.