"Wir glauben, er ist die richtige Wahl für Amerika. Er wird konservative Werte und Prinzipien nach Washington zurückbringen. Das erwarte ich vom nächsten Präsidenten", sagt Brady über Evan McMullin. Trump könne das nicht erfüllen - der sei ja gar kein Konservativer. Diese Meinung teilen viele in Utah. Evan McMullin liegt hier in Umfragen fast gleichauf mit Trump. Tony meint, er sei eine Stimme der Vernunft in einer ansonsten verrückten Wahl. Je mehr er höre, desto begeisterter sei er. Leider habe McMullin keine Chance, national zu gewinnen. Donald Trump sei aber ein Desaster. Darum hat er sich schweren Herzens für Hillary Clinton entschieden.
Evan McMullin ist vierzig Jahre alt. Er hat für die CIA gearbeitet, in verdeckten Operationen, später für die Republikaner im Kongress. Wichtiger: Er stammt aus Utah, ist Mormone, wie viele hier. In elf Bundesstaaten wird er auf dem Wahlzettel stehen, nur in Utah ist er Trump gefährlich nahe. Matthew Burbank ist Politologe in Salt Lake City, er sagt: "Es ist nicht die Stärke seiner Standpunkte oder sein Charisma, was die Leute wählen. Sie sagen einfach: Er ist konservativ, nicht Trump - ich wähle ihn. Das ist die Tiefe der Überlegungen. Die Leute suchen einen Weg um symbolisch zu sagen: Ich bin Republikaner, aber ich kann Trump nicht wählen. McMullin übernimmt diese Position."
Trump belastet die Republikaner
Utah ist ein konservativer Staat, das liegt unter anderem an den Mormonen, deren Zentrum Salt Lake City ist. Sie halten traditionelle Werte hoch: Familie, Glauben, aber auch Mitgefühl, zum Beispiel für Einwanderer. In den vergangenen Jahrzehnten waren sie damit eine sichere Bank für die Republikaner. Nun zeigt sich hier besonders deutlich, welche Belastung Trump für die Partei sein kann. Einerseits zieht er Wähler an, die sich von der Politik nicht mehr vertreten fühlen. Anderseits verprellt er traditionelle Republikaner.
"Vieles hat zu tun mit seinem persönlichen Stil, seinen dreisten Methoden, seinen Übertreibungen und seinen Positionen. Besonders, weil er gegen Immigranten ist und Religion gegen Leute einsetzt", erklärt Burbank. McMullin ist der Ausweg für verzweifelte Wähler. Ein gefährlicher Ausweg, das hat Trump erkannt. Er hat McMullin als Marionette beschimpft, die ihm die Wahl stehlen könnte. Falls McMullin nämlich in Utah vorn liegt, dann fehlen Trump Wahlleute-Stimmen, die er eigentlich auf der sicheren Seite glaubte. Politologe Burbank schätzt aber: "Ich erwarte, dass Trump den Staat gewinnt, aber nicht, wie ein Republikaner typischerweise in Utah gewinnt. Und das liegt an ihm als Kandidaten."