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USA bei der Klimakonferenz in Kattowitz
Klimaschutz durch Bürgerbewegungen

Eine Veranstaltung zur Zukunft der Kohle – das ist einer der wenigen Beiträge der offiziellen US-Delegation beim Weltklimagipfel. Wie es trotz Präsident Donald Trump auch in den USA weiter geht mit dem Klimaschutz, versucht in Kattowitz die Bewegung "We are still in" mit großem Engagement zu zeigen.

Von Georg Ehring | 08.12.2018
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    UN-Klimagipfel in Kattowitz: Von der US-Regierung ist kaum etwas zu sehen (imago stock&people/Dominika Zarzycka)
    Indonesien, Deutschland, Japan, Marokko und viele andere Staaten haben ihre Pavillons - in Halle E im Konferenzzentrum in Kattowitz stellen die einzelnen Staaten ihr Engagement im Klimaschutz vor. Die US-Bundesregierung macht sich diese Mühe nicht mehr, seitdem Donald Trump die Regierung übernommen hat. Doch die USA sind vertreten: Die Bewegung "We are still in" hat ein Büro, einen Infostand und einen Raum für Veranstaltungen. Bei einer davon geht es unter anderem um Gebäude, die keine Heizenergie mehr brauchen.
    "Vor allem Architekten und Schulen für Architekten und Designer - sie verbreiten diese Gedanken, weil sie sehen, dass wir so etwas dringend brauchen", erläutert Michael Northrop vom Rockefeller Brothers Fund. Wie der Klimaschutz insgesamt, ist das Engagement für energieeffiziente Gebäude in den USA in erster Linie eine Bürgerbewegung, nicht Ergebnis staatlicher Normen. Wobei manche Bundesstaaten mitziehen - Kalifornien etwa will ab 2020 nur noch Neubauten erlauben, die keine Heizenergie mehr brauchen. Andere Bundesstaaten sowie Städte planen ähnliches und überraschenderweise interessiert sich auch das US-Verteidigungsministerium dafür.
    Michael Northrop: "Sie machen das wegen der Sicherheit. Sie wollen auf ihren Basen Häuser, die keine Energie von außen brauchen. Wenn in Kriegsgebieten Tanklaster abgelegene Militärbasen versorgen müssten, das würde ihnen nicht gefallen." Bei "We are still in" ist das Verteidigungsministerium natürlich nicht dabei, wohl aber Kalifornien, der Bundesstaat Washington, Städte wie New York, Kirchen und Hochschulen. Und Umweltverbände wie der WWF, für den Elan Strait spricht: "Große Unternehmen machen auch mit, also zum Beispiel Wal Mart, McDonalds und Microsoft. Aber auch viele kleine Unternehmen, ich denke da zum Beispiel an ein Geschäft für Fruchtsäfte in Montana."
    Basis für eine Rückkehr schaffen
    Die Bewegung "We are still in" habe sich drei Tage nach der Ankündigung von Donald Trump, das Pariser Abkommen zu kündigen, gegründet. Im vergangenen Jahr waren sie in Bonn zum ersten Mal bei einer Klimakonferenz dabei, seitdem sei die Bewegung auf das Dreifache gewachsen: "Wir kommen, um zu zeigen, dass wir nach wie vor auf den Klimaschutz setzen. Wir wollen dem Rest der Welt zeigen, dass die US-Bundesregierung nicht für das ganze Land spricht. Dass auch in den USA das Klima weiter geschützt wird und die Menschen sich nach wie vor darum kümmern. Und wir wollen zeigen, dass es noch immer die Chance gibt, dass wir unsere nationalen Ziele im Jahr 2025 erreichen."
    Bei vielen Diskussionsrunden ist die Bewegung vertreten. Es geht ihnen auch darum, alte Allianzen aus der Zeit der Regierung von Barack Obama im Klimaschutz aufrecht zu erhalten. Elan Strait macht sich allerdings nicht die Illusion, dass es auf Dauer ohne eine aktive US-Klimapolitik geht: "Am Ende wird man die Bundesregierung doch brauchen. Ohne sie wird es nicht gelingen, in den USA die Transformation der Gesellschaft zu schaffen, die erforderlich ist. Ohne eine Bundesregierung, die sich um den Klimawandel kümmert, wird es nicht gehen. Aber kurzfristig können wir eine Menge erreichen und für sinkende Emissionen sorgen. Und wir können eine Basis dafür schaffen, dass eine spätere Regierung wieder einsteigen kann."
    Offizielle US-Delegation kaum zu sehen
    Von der US-Regierung ist in Kattowitz kaum etwas zu sehen. Doch die USA haben eine offizielle Delegation geschickt. Sie plant auch eine Veranstaltung, unter anderem zur Zukunft der Kohle - Donald Trump setzt ja nach wie vor auf fossile Energiequellen. Ansonsten halten sich die US-Diplomaten im Hintergrund, beobachtet Christoph Bals von der umwelt- und entwicklungspolitischen Organisation Germanwatch: "Wo ich sie am problematischsten wahrgenommen habe, ist in Bezug auf den Einbezug des IPCC und auf die Klimawissenschaft. Da war das aber vage und nicht gut begründet."
    Der wissenschaftliche Weltklimarat IPCC hatte im Oktober in einem Sonderbericht die Chancen hervorgehoben, die eine Begrenzung der Erderwärmung auf 1,5 Grad bietet. In wieweit dies im Ergebnis der Konferenz in Kattowitz berücksichtigt wird, darüber debattieren die Parteien noch.