"Es ist eine sehr schöne Stadt, mit alten und neuen Dingen, viel Kunst und Kultur. Man wohnt hier sehr schön. Ich bin hier als Studentin gekommen und bin einfach geblieben."
Utrecht zeichnet sich auch durch moderne Architektur aus. So ist im vergangenen Jahrzehnt, am Stadtrand, das neue Universitätsgebiet "De Uithof" entstanden, mit hypermodernen Gebäuden. Und für ewig mit dieser Stadt verbunden ist der Name Gerrit Rietveld. Das bekannteste Werk dieses Architekten ist das 1924 von ihm entworfene Wohnhaus: das Rietveld-Schröderhaus. Im Jahr 2000 nahm die Unesco dieses Haus in die Liste des Weltkulturerbe auf.
"Es gibt kein schärferen Kontrast in Architektur als die älteren Häuser von 1922, die hier nebenan stehen und das Haus, das Rietveld gebaut hat."
Menno van Zwol, ist Museumskoordinator für das Rietveld-Schröder Haus, das am Stadtrand von Utrecht steht. Gerrit Rietveld hatte das Haus für Truus Schröder gebaut, eine Witwe mit sehr individuellen Wohnideen. Das weiß-graue Haus mit roten und gelben Akzenten hebt sich sehr von den Klinkerhäusern der Umgebung ab. Zahllose in einander verschachtelte rechteckige Elemente machen die Fassade des Eckhauses aus. Es ist das einzige Haus, das je streng nach der damaligen Kunstrichtung "Der Stijl" gebaut wurde. Konzentration auf das Wesentliche, war die Devise!
"Es ist geometrisch aber auch in Farbe sehr wichtig, also wir sind in der Zeit der Stijl Kunstverein."
"Lassen wir mal rein gehen?"
"Gehen wir!"
"Die Tür, die hat schon mal zwei Teile..."
"Ja Rietveld ist eigentlich sehr praktisch, in diesem Sinne: die Idee sieht er in dem Bauernhof , die geteilte Tür, und er wendet das auch an in das Haus hier."
Einfachheit und Abstraktion kennzeichnen "De Stijl". Das Material spielt eine untergeordnete Rolle und wird nicht gezeigt. Nur die Farben sind wichtig: man beschränkt sich auf schwarz, weiß und grau und einigen Basisfarben wie kräftiges rot, blau und gelb.
"Unten sind es Gebrauchsräume: Studierzimmer, Rietvelds Atelier und Küche, das sind die wichtigsten Funktionsräume hier."
Das Studierzimmer hat eine schwarze Decke, weil man nachts besser studieren kann! Ein Stuhl kann auch zum Tischen umgewandelt werden. Vor allem die Küche sieht hochmodern aus. Es gibt ein kleiner Speiseaufzug und die Arbeitsplatte aus marmorierten Stein könnte aus der heutigen Zeit stammen.
"Rietveld war seine Zeit voraus und er hat Dinge gemacht die jetzt (auch) genommen werden."
Vor allem auf der ersten Etage wollte Truus Schröder ihren Wohntraum verwirklichen.
"Hier ein ganz anderer Raum. Dies ist was sie machen wollte. In der ersten Etage ist man näher zu Wolken, Sonne, Regen, Schnee, da lebte sie gerne. Hier ist ihr Haus. Unten ist praktisch, hier lebte sie, sehr nah zu ihren Kindern. Sie hatte drei Kinder, die haben da geschlafen. In diesem ganz großen Raum konnte man Räume abschließen in der Nacht, so dass die Kinder ein wenig privat schlafen konnten."
"Sehen sie das ist es und damit kann man das ganze Haus ändern."
Die obere Etage, die im Prinzip aus einem großen Raum besteht, lässt sich im Handumdrehen für verschiedene Zwecken umbauen, anhand von sehr komplexen Türen, teils zum Schieben, teils zum Falten oder auch Drehen. Die Fenster stoßen über Eck direkt aufeinander, ohne Zwischenleiste. Beim öffnen erzeugt das eine besondere Verbundenheit mit draußen!
Weitere 50 Wohnungen entwarf Gerrit Rietveld in seiner Stadt Utrecht. Später hieß der Stil indem er baute die "Neue Sachlichkeit". Große Glasflächen, viel Transparenz und auch andere, weniger kräftige Farbabstufungen sind hier kennzeichnend.
Menno van Zwol, der wie Rietveld ein rasechter Utrechter ist:
"Ich bin sehr stolz auf dieses Haus und auf Rietveld. Ich bin beeinflusst von Rietveld in dieser Weise, dass ich bin selbst Künstler, ich male und ich kann den Einfluss von Rietveld noch immer sehen."
Rietvelds Ideengut hat auch einem anderen berühmten Sohn der Stadt gefallen: dem Zeichner und Buchautor, Dick Bruna.
"Wir sind hier jetzt im Dick Bruna Haus, der Opa von Miffy, wie viele Kinder ihn nennen. Aber Brunas Werk ist natürlich viel umfangreicher als nur die Miffy-Serie."
Ida van Zijl, zweite Direktor im Centraal Museum in Utrecht, das auch das Bruna Haus umfasst. Dick Bruna, der weltbekannte Kinderbuchautor und Zeichner ist in Utrecht geboren und wohnt hier noch immer. Er ist jetzt über 80 und kommt noch oft im Bruna-Haus vorlesen. Bekannt ist er in erster Linie für Nijntje ein Kaninchen, das in vielen Übersetzungen, auch im Deutschen, Miffy genannt wird.
"Miffy ist ein kleines, weißes Plüschkaninchen, mit zwei sehr langen Ohren und zwei kleinen Äuglein . Ein winziges Kreuzchen genügt, um seine Nase anzudeuten. Miffy ist eine auf der ganzen Welt geliebte Kinderbuchfigur."
Dick Bruna hat über 50 Miffy-Büchlein kreiert, die man hier natürlich alle lesen kann. Im Bruna Haus befindet sich auch ein riesiger Spielraum mit einem echten Miffy Haus.
Der Erfolg von Miffy: In nur drei Linien wird das ganze Kaninchen hervorgezaubert! Inhaltlich schafft Bruna es, zahllose Emotionen auf Kinderniveau auszudrücken.
"Dick Bruna und Miffy sind auch typisch Niederländisch. Dick Bruna behauptet, dass er sehr von dem Werk Gerrit Rietvelds inspiriert worden ist. Die einfache Formen und die Reduzierung auf einigen elementaren Farben, das schließt sehr an die niederländische Formtradition an."
Im Obergeschoss des Dick Bruna Haus kann man die andere Zeichenarbeiten des Künstlers anschauen. Bruna zeichnete zahllose Buchumschläge, unter anderem für alle Übersetzungen von Kommissar Maigret, die Detektiv-Reihe von Georges Simenon. Seine schlichten aber markanten Zeichnungen sind für Liebhaber von grafischer Formgebung so etwas wie Kultobjekte! Gegenüber vom Bruna Haus, befindet sich das Hauptgebäude des Centraal Museums, eines der ältesten Stadtmuseen der Niederlande. Hier erfährt man etwas über die Utrechter Malschule. Stadtführerin Ingeborg Behari ließt eine Saal-Überschrift:
"Dromen van Rome - Träumen von Rom und das kann man hier machen mit den Malern aus Utrecht. Die Inspiration kam aus Italien. Caravaggio war ein wichtiger Maler und die Maler hier aus Utrecht sind nach Italien gezogen um diese Kunst von dem Licht zu lernen von diesem Caravaggio. Bis 1580 war Utrecht katholisch und die Kirchen waren sehr reich und die wollten gerne Kunst haben und so kann man sehen, dass es sehr viel mit dem Bibel zu tun hat, die Kunst."
Utrechter Maler wie Gerard van Honthorst oder Hendrick ter Brugghen malten am Anfang des 17. Jahrhunderts sehr realistische Szenen, in denen neue Hell-Dunkel Techniken angewandt wurden, die später sogar von Rembrandt übernommen wurden. Einer der wichtigsten Utrechter Maler ist Jan van Scorel, der bereits 1522 nach Rom gereist war, als Caravaggio noch gar nicht geboren war. Er wurde damals von der Renaissance-Malerei beeinflusst.
"Jan van Scorel war ein Homo Universalis. Er war nicht nur Maler, aber auch Dichter, Architekt und Ingenieur. Er war ein Bekannter von unserem holländischen Pabst Adrianus, den VI."
Der einzige Niederländische Papst, den es je gegeben hat, wurde am Alten Gracht in Utrecht geboren. Seine Amtszeit als Pabst war extrem kurz. Nach nur anderthalb Jahren verstarb er. Die Utrechter mutmaßen noch immer, dass er von seinem italienischem Umfeld, wegen seiner typisch holländischer Sparsamkeit vergiftet wurde!
"In 1517 war sein Haus hier in Utrecht fertig, weil wenn man geboren ist in Utrecht dann will man auch sterben in Utrecht. Das wollte er auch und sein Haus war fertig aber niemals kam er hier wieder zurück."
Das hübsche Papsthaus, ganz aus rotem Backstein, ist bis heute gut bewahrt geblieben. Nur die minzfarbene Tür stammt aus der Rokoko-Zeit.
Utrecht wird auch Kirchenstadt genannt. Im 17. Jahrhundert malte ein Utrechter Meister ein Stadtpanorama, mit überwältigender Ausblick: ein Manhattan von Kirchtürmen! Ursprünglich war der Dom eine fünfschiffige gotische Basilika.
"Diese Kirche hat man angefangen zu bauen 1254 und 260 Jahre lang hat man gebaut."
Ein Orkan zerstörte das Langhaus, so das auf dem Domplatz heute nur noch der Domturm und der Chor mit Querschiff übrig geblieben ist.
"Aber noch immer können wir sehen, wo diese Kirche war. Andere Steine zeigen, wo die Pilaren waren und die Mauer und auch Grabsteine zeigen, dass man, wann man reich war, hier in der Kirche begraben werden konnte."
Tief unter der Domplatte weiß man die Ruinen eines Kastells, das die Römer 47 nach Christus errichtet haben.
"Sie haben Utrecht gebaut. Der Name war Ultra Traiectum , das war die meist nördliche Möglichkeit den Fluss Rhein zu überqueren, also das heißt Traiectum. Und später war das Utrecht."
In Laufabstand zum Dom steht die Katherinen Kathedrale, die Teil eines gut erhaltenen Klosterareals ist, das heute als Museum genutzt wird. Eine Mitarbeiterin:
"Das Museum Katharinenkloster ist untergebracht in einem alten mittelalterliches Kloster aus dem 15. Jahrhundert. Die Sammlung des Museums gibt einen Überblick über das Christentum in den Niederlanden, früher und heute."
Das Museum beherbergt reiche Kirchschätze in Gold und Silber, Heiligenstatuen in wertvoller Schnitzarbeit und Jahrhunderte alte Manuskripte. Viele Manuskripte wurden in Utrecht hergestellt und sind mit feinen Miniaturen, Goldarbeiten und Edelsteinen geschmückt. Besonders im Museum ist, dass hier katholische und protestantische Kunstgegenstände bewahrt werden. In den Klostergängen wird die Geschichte des Christentums in den Niederlanden erzählt. Die Missionierung fängt im 7. Jahrhundert an. Willibrord aus England wählte Utrecht als das Zentrum seiner Missionierung auf dem Festland.
"Utrecht hat Stadtrechte bekommen in 1122 und dann konnten sie eine Mauer bauen und ein Stadtgracht,"
sagt die Stadtführerin, Ingeborg Behari. Die ursprüngliche Grenze, gibt es bis heute. Zwar wurde die Mauer später abgerissen, aber das Wasser des Singels begrenzt nach wie vor den alten Stadtkern.
"Hier sind wir am Altgracht und dieses Stückchen nennt man auch das Venedig des Nordens, weil es hier kaum Kaie gibt und es sieht mit ein bisschen Fantasie aus wie Venedig."
Der alte Gracht ist der meist malerische Teil Utrechts. An vielen Stellen gibt es sogenannte "Werftkeller". Das sieht man fast nirgendwo! Knapp oberhalb der Wasserebene befinden sich an beiden Seiten des Grachts Kellerräume, in denen früher Handelsware gelagert wurde.
Heutzutage sind hier Restaurants, Tanzlokale und Kunstateliers untergebracht. Die eigentliche Straßenebene befindet sich oberhalb dieser Keller und wird von Geschäften und Boutiquen gesäumt. Der alte Gracht mit seinen Werften wird gerne von Touristen und von Einheimischen besucht.
"Die Brücken und Grachten von Utrecht sind viel hübscher als in Amsterdam. Hier gibt es diese Unterkellerungen, mit Künstlern und Lokalen."
Der Neue Gracht in Utrecht ist zwar nicht so pittoresk als der alte Gracht, dafür aber sehr gepflegt. In einer Seitenstraße wohnt der offizielle Stadtdichter von Utrecht, Ingmar Heytze.
Ingmar Heytze verweist in seinem Gedicht "Utrecht für Anfänger" auf die 2000 Jahre alte Geschichte der Stadt.
"Ich schreibe jeden Freitag Gedichte für die Zeitung in der Rubrik 'Heytze am Freitag'."
Im "Algemein Dagblad - Utrechts Nieuwsblad" gibt er das Stadtleben in Utrecht literarisch Gestalt. Er kennt Utrecht und seine Bewohner bestens.
"Von Utrechter sagt man, dass sie ein wenig schroff sind, ich glaube das stimmt. Man behauptet auch schon mal, dass sie keinen Humor haben, aber das stimmt nicht. Sie haben Humor, aber der ist nicht vordergründig. Ein Utrechter wirkt leicht unwirsch: um so mürrischer er ist, um so mehr mag er dich!"
Für die nächsten zwei Jahre ist der 39-jährige Heytze als Stadtdichter angestellt worden und hat damit eine Botschafterfunktion für Utrecht inne. Zur Zeit gibt es Kräfte in der Stadt, die Utrecht auf internationale Ebene heben wollen. Unter anderem gibt es das Bestreben, um 2018 kulturelle Hauptstadt von Europa zu werden. Utrecht würde es verdienen, meint Ingmar Heytze!
Utrecht zeichnet sich auch durch moderne Architektur aus. So ist im vergangenen Jahrzehnt, am Stadtrand, das neue Universitätsgebiet "De Uithof" entstanden, mit hypermodernen Gebäuden. Und für ewig mit dieser Stadt verbunden ist der Name Gerrit Rietveld. Das bekannteste Werk dieses Architekten ist das 1924 von ihm entworfene Wohnhaus: das Rietveld-Schröderhaus. Im Jahr 2000 nahm die Unesco dieses Haus in die Liste des Weltkulturerbe auf.
"Es gibt kein schärferen Kontrast in Architektur als die älteren Häuser von 1922, die hier nebenan stehen und das Haus, das Rietveld gebaut hat."
Menno van Zwol, ist Museumskoordinator für das Rietveld-Schröder Haus, das am Stadtrand von Utrecht steht. Gerrit Rietveld hatte das Haus für Truus Schröder gebaut, eine Witwe mit sehr individuellen Wohnideen. Das weiß-graue Haus mit roten und gelben Akzenten hebt sich sehr von den Klinkerhäusern der Umgebung ab. Zahllose in einander verschachtelte rechteckige Elemente machen die Fassade des Eckhauses aus. Es ist das einzige Haus, das je streng nach der damaligen Kunstrichtung "Der Stijl" gebaut wurde. Konzentration auf das Wesentliche, war die Devise!
"Es ist geometrisch aber auch in Farbe sehr wichtig, also wir sind in der Zeit der Stijl Kunstverein."
"Lassen wir mal rein gehen?"
"Gehen wir!"
"Die Tür, die hat schon mal zwei Teile..."
"Ja Rietveld ist eigentlich sehr praktisch, in diesem Sinne: die Idee sieht er in dem Bauernhof , die geteilte Tür, und er wendet das auch an in das Haus hier."
Einfachheit und Abstraktion kennzeichnen "De Stijl". Das Material spielt eine untergeordnete Rolle und wird nicht gezeigt. Nur die Farben sind wichtig: man beschränkt sich auf schwarz, weiß und grau und einigen Basisfarben wie kräftiges rot, blau und gelb.
"Unten sind es Gebrauchsräume: Studierzimmer, Rietvelds Atelier und Küche, das sind die wichtigsten Funktionsräume hier."
Das Studierzimmer hat eine schwarze Decke, weil man nachts besser studieren kann! Ein Stuhl kann auch zum Tischen umgewandelt werden. Vor allem die Küche sieht hochmodern aus. Es gibt ein kleiner Speiseaufzug und die Arbeitsplatte aus marmorierten Stein könnte aus der heutigen Zeit stammen.
"Rietveld war seine Zeit voraus und er hat Dinge gemacht die jetzt (auch) genommen werden."
Vor allem auf der ersten Etage wollte Truus Schröder ihren Wohntraum verwirklichen.
"Hier ein ganz anderer Raum. Dies ist was sie machen wollte. In der ersten Etage ist man näher zu Wolken, Sonne, Regen, Schnee, da lebte sie gerne. Hier ist ihr Haus. Unten ist praktisch, hier lebte sie, sehr nah zu ihren Kindern. Sie hatte drei Kinder, die haben da geschlafen. In diesem ganz großen Raum konnte man Räume abschließen in der Nacht, so dass die Kinder ein wenig privat schlafen konnten."
"Sehen sie das ist es und damit kann man das ganze Haus ändern."
Die obere Etage, die im Prinzip aus einem großen Raum besteht, lässt sich im Handumdrehen für verschiedene Zwecken umbauen, anhand von sehr komplexen Türen, teils zum Schieben, teils zum Falten oder auch Drehen. Die Fenster stoßen über Eck direkt aufeinander, ohne Zwischenleiste. Beim öffnen erzeugt das eine besondere Verbundenheit mit draußen!
Weitere 50 Wohnungen entwarf Gerrit Rietveld in seiner Stadt Utrecht. Später hieß der Stil indem er baute die "Neue Sachlichkeit". Große Glasflächen, viel Transparenz und auch andere, weniger kräftige Farbabstufungen sind hier kennzeichnend.
Menno van Zwol, der wie Rietveld ein rasechter Utrechter ist:
"Ich bin sehr stolz auf dieses Haus und auf Rietveld. Ich bin beeinflusst von Rietveld in dieser Weise, dass ich bin selbst Künstler, ich male und ich kann den Einfluss von Rietveld noch immer sehen."
Rietvelds Ideengut hat auch einem anderen berühmten Sohn der Stadt gefallen: dem Zeichner und Buchautor, Dick Bruna.
"Wir sind hier jetzt im Dick Bruna Haus, der Opa von Miffy, wie viele Kinder ihn nennen. Aber Brunas Werk ist natürlich viel umfangreicher als nur die Miffy-Serie."
Ida van Zijl, zweite Direktor im Centraal Museum in Utrecht, das auch das Bruna Haus umfasst. Dick Bruna, der weltbekannte Kinderbuchautor und Zeichner ist in Utrecht geboren und wohnt hier noch immer. Er ist jetzt über 80 und kommt noch oft im Bruna-Haus vorlesen. Bekannt ist er in erster Linie für Nijntje ein Kaninchen, das in vielen Übersetzungen, auch im Deutschen, Miffy genannt wird.
"Miffy ist ein kleines, weißes Plüschkaninchen, mit zwei sehr langen Ohren und zwei kleinen Äuglein . Ein winziges Kreuzchen genügt, um seine Nase anzudeuten. Miffy ist eine auf der ganzen Welt geliebte Kinderbuchfigur."
Dick Bruna hat über 50 Miffy-Büchlein kreiert, die man hier natürlich alle lesen kann. Im Bruna Haus befindet sich auch ein riesiger Spielraum mit einem echten Miffy Haus.
Der Erfolg von Miffy: In nur drei Linien wird das ganze Kaninchen hervorgezaubert! Inhaltlich schafft Bruna es, zahllose Emotionen auf Kinderniveau auszudrücken.
"Dick Bruna und Miffy sind auch typisch Niederländisch. Dick Bruna behauptet, dass er sehr von dem Werk Gerrit Rietvelds inspiriert worden ist. Die einfache Formen und die Reduzierung auf einigen elementaren Farben, das schließt sehr an die niederländische Formtradition an."
Im Obergeschoss des Dick Bruna Haus kann man die andere Zeichenarbeiten des Künstlers anschauen. Bruna zeichnete zahllose Buchumschläge, unter anderem für alle Übersetzungen von Kommissar Maigret, die Detektiv-Reihe von Georges Simenon. Seine schlichten aber markanten Zeichnungen sind für Liebhaber von grafischer Formgebung so etwas wie Kultobjekte! Gegenüber vom Bruna Haus, befindet sich das Hauptgebäude des Centraal Museums, eines der ältesten Stadtmuseen der Niederlande. Hier erfährt man etwas über die Utrechter Malschule. Stadtführerin Ingeborg Behari ließt eine Saal-Überschrift:
"Dromen van Rome - Träumen von Rom und das kann man hier machen mit den Malern aus Utrecht. Die Inspiration kam aus Italien. Caravaggio war ein wichtiger Maler und die Maler hier aus Utrecht sind nach Italien gezogen um diese Kunst von dem Licht zu lernen von diesem Caravaggio. Bis 1580 war Utrecht katholisch und die Kirchen waren sehr reich und die wollten gerne Kunst haben und so kann man sehen, dass es sehr viel mit dem Bibel zu tun hat, die Kunst."
Utrechter Maler wie Gerard van Honthorst oder Hendrick ter Brugghen malten am Anfang des 17. Jahrhunderts sehr realistische Szenen, in denen neue Hell-Dunkel Techniken angewandt wurden, die später sogar von Rembrandt übernommen wurden. Einer der wichtigsten Utrechter Maler ist Jan van Scorel, der bereits 1522 nach Rom gereist war, als Caravaggio noch gar nicht geboren war. Er wurde damals von der Renaissance-Malerei beeinflusst.
"Jan van Scorel war ein Homo Universalis. Er war nicht nur Maler, aber auch Dichter, Architekt und Ingenieur. Er war ein Bekannter von unserem holländischen Pabst Adrianus, den VI."
Der einzige Niederländische Papst, den es je gegeben hat, wurde am Alten Gracht in Utrecht geboren. Seine Amtszeit als Pabst war extrem kurz. Nach nur anderthalb Jahren verstarb er. Die Utrechter mutmaßen noch immer, dass er von seinem italienischem Umfeld, wegen seiner typisch holländischer Sparsamkeit vergiftet wurde!
"In 1517 war sein Haus hier in Utrecht fertig, weil wenn man geboren ist in Utrecht dann will man auch sterben in Utrecht. Das wollte er auch und sein Haus war fertig aber niemals kam er hier wieder zurück."
Das hübsche Papsthaus, ganz aus rotem Backstein, ist bis heute gut bewahrt geblieben. Nur die minzfarbene Tür stammt aus der Rokoko-Zeit.
Utrecht wird auch Kirchenstadt genannt. Im 17. Jahrhundert malte ein Utrechter Meister ein Stadtpanorama, mit überwältigender Ausblick: ein Manhattan von Kirchtürmen! Ursprünglich war der Dom eine fünfschiffige gotische Basilika.
"Diese Kirche hat man angefangen zu bauen 1254 und 260 Jahre lang hat man gebaut."
Ein Orkan zerstörte das Langhaus, so das auf dem Domplatz heute nur noch der Domturm und der Chor mit Querschiff übrig geblieben ist.
"Aber noch immer können wir sehen, wo diese Kirche war. Andere Steine zeigen, wo die Pilaren waren und die Mauer und auch Grabsteine zeigen, dass man, wann man reich war, hier in der Kirche begraben werden konnte."
Tief unter der Domplatte weiß man die Ruinen eines Kastells, das die Römer 47 nach Christus errichtet haben.
"Sie haben Utrecht gebaut. Der Name war Ultra Traiectum , das war die meist nördliche Möglichkeit den Fluss Rhein zu überqueren, also das heißt Traiectum. Und später war das Utrecht."
In Laufabstand zum Dom steht die Katherinen Kathedrale, die Teil eines gut erhaltenen Klosterareals ist, das heute als Museum genutzt wird. Eine Mitarbeiterin:
"Das Museum Katharinenkloster ist untergebracht in einem alten mittelalterliches Kloster aus dem 15. Jahrhundert. Die Sammlung des Museums gibt einen Überblick über das Christentum in den Niederlanden, früher und heute."
Das Museum beherbergt reiche Kirchschätze in Gold und Silber, Heiligenstatuen in wertvoller Schnitzarbeit und Jahrhunderte alte Manuskripte. Viele Manuskripte wurden in Utrecht hergestellt und sind mit feinen Miniaturen, Goldarbeiten und Edelsteinen geschmückt. Besonders im Museum ist, dass hier katholische und protestantische Kunstgegenstände bewahrt werden. In den Klostergängen wird die Geschichte des Christentums in den Niederlanden erzählt. Die Missionierung fängt im 7. Jahrhundert an. Willibrord aus England wählte Utrecht als das Zentrum seiner Missionierung auf dem Festland.
"Utrecht hat Stadtrechte bekommen in 1122 und dann konnten sie eine Mauer bauen und ein Stadtgracht,"
sagt die Stadtführerin, Ingeborg Behari. Die ursprüngliche Grenze, gibt es bis heute. Zwar wurde die Mauer später abgerissen, aber das Wasser des Singels begrenzt nach wie vor den alten Stadtkern.
"Hier sind wir am Altgracht und dieses Stückchen nennt man auch das Venedig des Nordens, weil es hier kaum Kaie gibt und es sieht mit ein bisschen Fantasie aus wie Venedig."
Der alte Gracht ist der meist malerische Teil Utrechts. An vielen Stellen gibt es sogenannte "Werftkeller". Das sieht man fast nirgendwo! Knapp oberhalb der Wasserebene befinden sich an beiden Seiten des Grachts Kellerräume, in denen früher Handelsware gelagert wurde.
Heutzutage sind hier Restaurants, Tanzlokale und Kunstateliers untergebracht. Die eigentliche Straßenebene befindet sich oberhalb dieser Keller und wird von Geschäften und Boutiquen gesäumt. Der alte Gracht mit seinen Werften wird gerne von Touristen und von Einheimischen besucht.
"Die Brücken und Grachten von Utrecht sind viel hübscher als in Amsterdam. Hier gibt es diese Unterkellerungen, mit Künstlern und Lokalen."
Der Neue Gracht in Utrecht ist zwar nicht so pittoresk als der alte Gracht, dafür aber sehr gepflegt. In einer Seitenstraße wohnt der offizielle Stadtdichter von Utrecht, Ingmar Heytze.
Ingmar Heytze verweist in seinem Gedicht "Utrecht für Anfänger" auf die 2000 Jahre alte Geschichte der Stadt.
"Ich schreibe jeden Freitag Gedichte für die Zeitung in der Rubrik 'Heytze am Freitag'."
Im "Algemein Dagblad - Utrechts Nieuwsblad" gibt er das Stadtleben in Utrecht literarisch Gestalt. Er kennt Utrecht und seine Bewohner bestens.
"Von Utrechter sagt man, dass sie ein wenig schroff sind, ich glaube das stimmt. Man behauptet auch schon mal, dass sie keinen Humor haben, aber das stimmt nicht. Sie haben Humor, aber der ist nicht vordergründig. Ein Utrechter wirkt leicht unwirsch: um so mürrischer er ist, um so mehr mag er dich!"
Für die nächsten zwei Jahre ist der 39-jährige Heytze als Stadtdichter angestellt worden und hat damit eine Botschafterfunktion für Utrecht inne. Zur Zeit gibt es Kräfte in der Stadt, die Utrecht auf internationale Ebene heben wollen. Unter anderem gibt es das Bestreben, um 2018 kulturelle Hauptstadt von Europa zu werden. Utrecht würde es verdienen, meint Ingmar Heytze!