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V-Leute in der Fußball-Fanszene

Der Verdacht kursierte in den Fankurven deutscher Fußballstadien schon seit Monaten – nun liegt aus Nordrhein-Westfalen die offizielle Bestätigung vor: Behörden setzten in den letzten vier Jahren V-Leute in der gewaltbereiten Fußball-Fanszene ein.

Von Barbara Schmidt-Mattern | 08.01.2013
    Auf eine Anfrage der Piraten-Fraktion im Düsseldorfer Landtag ließ das SPD-geführte Innenministerium um Ralf Jäger jetzt wissen, dass die Behörden zwischen 2008 und 2012 bis zu neun V-Leute in der gewaltbereiten Fußball-Fanszene eingesetzt haben, mit dem Ziel, Gewalt und andere schwere Straftaten zu verhindern.

    Mehrere Klubs in NRW, unter anderem Borussia Dortmund und der 1. FC Köln, sind berüchtigt für ihre teils gewalttätigen Anhänger. Spiegel Online hatte bereits im vergangenen Sommer berichtet, dass bundesweit in mehreren Städten Verbindungsleute in die Klubs und Fanvereinigungen geschleust worden seien. Doch über die genauen Einsatzorte macht die Landesregierung jetzt keine Angaben.

    Ihr Vorgehen stößt bei Fanvereinigungen und bei der Piraten-Fraktion in Düsseldorf auf scharfe Kritik: Die staatliche Kontrolle und Bespitzelung von Stadionbesuchern sei in diesem Ausmaß nicht vereinbar mit einer rechtsstaatlichen Demokratie, kritisierte der Abgeordnete der Piraten, Frank Herrmann.

    Das Innenministerium verteidigte sein Vorgehen: Man wolle niemanden bespitzeln, sondern es gehe um Gefahrenabwehr, um friedliche Fans zu schützen. Mit der offiziellen Bestätigung über den Einsatz von V-Leuten erhält die Debatte über die Sicherheit in den Stadien jetzt neuen Auftrieb. Erst vor einem knappen Monat hatte die Deutsche Fußball-Liga beschlossen, in den Stadien mehr Videoanlagen zu montieren und die Ordnungsdienste besser zu schulen.