Sie sieht gut aus, sehr attraktiv. Leider ist sie kopflos, und auch die beiden Arme sind in Höhe des Oberarmmuskels abgetrennt worden. Der Rest des wohlgeformten Körpers ist so gut wie makellos erhalten. Ein Körper aus blütenweißem Marmor. Splitternackt. Eine junge Frau, mit kräftigen Brüsten und Oberschenkeln - trotz ihres Alters. Die Venere di Cirene stammt aus dem 2. Jahrhundert nach Christus. Sie ist die römische Kopie eines hellenistischen Originals. Italienische Archäologen gruben die Statue 1913 aus dem Erdreich. Nicht in Italien, sondern in Libyen. Das nordafrikanische Land war im italo-türkischen Krieg an Rom gefallen. Eine Kolonie, in der sich damals gleich Heerscharen von italienischen Archäologen an die Arbeit machten, erklärt Dario Del Bufalo, Archäologe und Experte für antiken Marmor:
"Sie suchten nur nach diesen Kunstwerken. Sie wollten antike Kunst finden und nach Italien bringen. In gewisser Weise kann man von einer Plünderung libyscher Grabungsstätten sprechen, aber damals war das nichts Ungewöhnliches. Der Pergamonaltar kam nach Berlin, auch die Nofretete - und der berühmte etruskische Streitwagen aus Monteleone gelangte ins Metropolitan-Museum nach New York. Legal oder illegal, da fragte damals niemand nach. Heute wäre das nicht mehr möglich."
So wie die Ägypter die Nofretete und das umbrische Dorf Monteleone den Streitwagen aus New York wieder zurückhaben wollen, so fordert auch die libysche Regierung seit Jahren die Venere di Cirene zurück. Dass sie jetzt bald schon über das Mittelmeer nach Tripolis gebracht werden soll - nach einem entsprechenden Urteil eines Gerichtes in Rom - wird nicht nur von Archäologen die Dario Del Bufalo kritisiert, sondern auch von Kunsthistorikern und der nationalen Vereinigung zum Schutz von Kulturgüter, Italia Nostra. Dazu die römische Archäologin Rita Paris:
"Im Fall der Venere stoßen verschiedene Interessen aufeinander. Unsere Regierung ist an guten Beziehungen zu Libyen interessiert, denn schließlich bekommen wir einen Großteil unseres Erdgases aus diesem Land, und wenn Libyen Kunstwerke zurückhaben will, die früher, als das Land italienische Kolonie war, von dort nach Italien gebracht worden waren, dann will man unseren wichtigsten Erdgaslieferanten zufriedenstellen.
Eine rein politische Entscheidung. Ich weiß nicht, wie man es sonst nennen sollte."
Rita Paris und viele ihrer Kollegen haben deshalb eine Petition von Italia Nostra mitunterzeichnet - gegen die Rückgabe der Venus-Skulptur, die bis 2002 im römischen Nationalmuseum für antike Kunst zu bewundern war. 2002 wurde sie von ihrem Sockel geholt und in Kunststoffplanen eingepackt, um nach Libyen geschickt zu werden. Eine Idee des damaligen Kulturminister Giuliano Urbani. Die Regierung von Silvio Berlusconi wollte das Kunstwerk zurückgeben, um, wie heute auch die Regierung Prodi, die Beziehungen zu Libyen zu verbessern. Doch damals klagte Italia Nostra in Rom gegen die Auslieferung. Das jetzt in diesem Verfahren verkündete Gerichtsurteil allerdings gefällt Italia Nostra ganz und gar nicht. Die Unterzeichner der Petition wenden sich nur an den Staatsrat. Er soll, in allerletzter Minute, die Rückgabe vereiteln.
Archäologin Rita Paris weist in diesem Zusammenhang darauf hin, dass die sachgerechte Unterbringung des Kunstwerks in Tripolis nicht garantiert sei. Wie im Fall der Stele von Axum sei das zukünftige Schicksal der Venus unsicher:
"In der Vergangenheit gab Italien immer wieder von Mussolini während seiner Kriege geraubte Kunstwerke zurück, doch die gammelten dann in ihren Heimatländern vor sich. Wie die Stele von Axum, aus dem 6. Jhdt.v.Chr. Mussolini ließ sie nach der Eroberung Äthiopiens nach Italien bringen. Vor zwei Jahren wurde sie auf Drängen der äthiopischen Regierung in ihre Heimat zurückgebracht. Dort liegt sie nun in einem Schuppen, vergessen, niemand kümmert sich um sie. Davon kann sich jeder vor Ort überzeugen."
Die Gegner der Rückgabe der Venere di Cirene argumentieren damit, dass ein solches Kunstwerk in Italien weitaus besser als in Libyen aufgehoben sei. Das habe nichts, erklären sie in ihrer Petition, mit nationalistischem Gehabe zu tun, sondern nur mit der Tatsache, dass man sich in Italien weitaus besser um so ein Kunstwerk kümmern könne als anderswo. Ein Punkt, der die Libyer verärgert, wird ihnen doch ganz direkt ins Gesicht gesagt, dass sie nicht fähig seien, mit antiker Kunst umzugehen.
Italiens amtierender Kulturminister Francesco Rutelli kann diese Argumentation nicht nachvollziehen. Er begrüßte am Wochenende die römische Gerichtsentscheidung und erklärte, dass die Venus so schnell wie möglich nach Tripolis gebracht werde. Dort soll sie dann im Nationalmuseum ausgestellt werden. Nur eineinhalb Flugstunden von Rom entfernt - wo, so der Kulturminister, man doch in zahlreichen Museen und Antikensammlungen viele andere Venus-Schönheiten bewundert werden könne. Auch ohne die antike Signora aus Libyen, erklärte Francesco Rutelli, haben Roms reiche Kunstsammlungen genug zu bieten.
"Sie suchten nur nach diesen Kunstwerken. Sie wollten antike Kunst finden und nach Italien bringen. In gewisser Weise kann man von einer Plünderung libyscher Grabungsstätten sprechen, aber damals war das nichts Ungewöhnliches. Der Pergamonaltar kam nach Berlin, auch die Nofretete - und der berühmte etruskische Streitwagen aus Monteleone gelangte ins Metropolitan-Museum nach New York. Legal oder illegal, da fragte damals niemand nach. Heute wäre das nicht mehr möglich."
So wie die Ägypter die Nofretete und das umbrische Dorf Monteleone den Streitwagen aus New York wieder zurückhaben wollen, so fordert auch die libysche Regierung seit Jahren die Venere di Cirene zurück. Dass sie jetzt bald schon über das Mittelmeer nach Tripolis gebracht werden soll - nach einem entsprechenden Urteil eines Gerichtes in Rom - wird nicht nur von Archäologen die Dario Del Bufalo kritisiert, sondern auch von Kunsthistorikern und der nationalen Vereinigung zum Schutz von Kulturgüter, Italia Nostra. Dazu die römische Archäologin Rita Paris:
"Im Fall der Venere stoßen verschiedene Interessen aufeinander. Unsere Regierung ist an guten Beziehungen zu Libyen interessiert, denn schließlich bekommen wir einen Großteil unseres Erdgases aus diesem Land, und wenn Libyen Kunstwerke zurückhaben will, die früher, als das Land italienische Kolonie war, von dort nach Italien gebracht worden waren, dann will man unseren wichtigsten Erdgaslieferanten zufriedenstellen.
Eine rein politische Entscheidung. Ich weiß nicht, wie man es sonst nennen sollte."
Rita Paris und viele ihrer Kollegen haben deshalb eine Petition von Italia Nostra mitunterzeichnet - gegen die Rückgabe der Venus-Skulptur, die bis 2002 im römischen Nationalmuseum für antike Kunst zu bewundern war. 2002 wurde sie von ihrem Sockel geholt und in Kunststoffplanen eingepackt, um nach Libyen geschickt zu werden. Eine Idee des damaligen Kulturminister Giuliano Urbani. Die Regierung von Silvio Berlusconi wollte das Kunstwerk zurückgeben, um, wie heute auch die Regierung Prodi, die Beziehungen zu Libyen zu verbessern. Doch damals klagte Italia Nostra in Rom gegen die Auslieferung. Das jetzt in diesem Verfahren verkündete Gerichtsurteil allerdings gefällt Italia Nostra ganz und gar nicht. Die Unterzeichner der Petition wenden sich nur an den Staatsrat. Er soll, in allerletzter Minute, die Rückgabe vereiteln.
Archäologin Rita Paris weist in diesem Zusammenhang darauf hin, dass die sachgerechte Unterbringung des Kunstwerks in Tripolis nicht garantiert sei. Wie im Fall der Stele von Axum sei das zukünftige Schicksal der Venus unsicher:
"In der Vergangenheit gab Italien immer wieder von Mussolini während seiner Kriege geraubte Kunstwerke zurück, doch die gammelten dann in ihren Heimatländern vor sich. Wie die Stele von Axum, aus dem 6. Jhdt.v.Chr. Mussolini ließ sie nach der Eroberung Äthiopiens nach Italien bringen. Vor zwei Jahren wurde sie auf Drängen der äthiopischen Regierung in ihre Heimat zurückgebracht. Dort liegt sie nun in einem Schuppen, vergessen, niemand kümmert sich um sie. Davon kann sich jeder vor Ort überzeugen."
Die Gegner der Rückgabe der Venere di Cirene argumentieren damit, dass ein solches Kunstwerk in Italien weitaus besser als in Libyen aufgehoben sei. Das habe nichts, erklären sie in ihrer Petition, mit nationalistischem Gehabe zu tun, sondern nur mit der Tatsache, dass man sich in Italien weitaus besser um so ein Kunstwerk kümmern könne als anderswo. Ein Punkt, der die Libyer verärgert, wird ihnen doch ganz direkt ins Gesicht gesagt, dass sie nicht fähig seien, mit antiker Kunst umzugehen.
Italiens amtierender Kulturminister Francesco Rutelli kann diese Argumentation nicht nachvollziehen. Er begrüßte am Wochenende die römische Gerichtsentscheidung und erklärte, dass die Venus so schnell wie möglich nach Tripolis gebracht werde. Dort soll sie dann im Nationalmuseum ausgestellt werden. Nur eineinhalb Flugstunden von Rom entfernt - wo, so der Kulturminister, man doch in zahlreichen Museen und Antikensammlungen viele andere Venus-Schönheiten bewundert werden könne. Auch ohne die antike Signora aus Libyen, erklärte Francesco Rutelli, haben Roms reiche Kunstsammlungen genug zu bieten.