Analyse
Verband: Abhängigkeit von China gefährdet Arzneimittelversorgung

Deutschland ist bei vielen Arzneien auf China angewiesen. Der Pharmaverband Pro Generika warnt in einer neuen Studie vor einer starken Abhängigkeit. Diese könnte die Volksrepublik als politisches Druckmittel einsetzen - ähnlich wie die Exportbeschränkungen bei Seltenen Erden im Zollstreit mit den USA. 

    Eine Packung Antibiotika (M) und diverse andere Medikamente liegen auf einem Tisch in einer Apotheke.
    Antibiotika, Diabetesmedikamente, Schmerzmittel: Deutschland ist bei vielen Arzneien auf China angewiesen (Symbolbild). (Monika Skolimowska/dpa)
    Ein möglicher Lieferstopp von Wirkstoffen für Nachahmermedikamente würde große Lücken in die Arzneiversorgung in Deutschland reißen, heißt es in der Analyse. Dafür wurden 56 Wirkstoffe untersucht, die amtlich als versorgungsrelevant eingestuft sind - darunter Schmerzmittel, Antibiotika, Diabetes-Medikamente und biopharmazeutische Nachahmerprodukte. Die Autorinnen und Autoren kommen unter anderem vom Institut der deutschen Wirtschaft und dem European Union Institute for Security Studies.

    Großer Anteil chinesischer Hersteller bei Wirkstoffen

    Das Ergebnis: Bei 20 der Wirkstoffe - also über einem Drittel - sei der Anteil chinesischer Hersteller so hoch, dass die Versorgung bei einem Lieferstopp in Gefahr wäre. Besonders betroffen sind Antibiotika sowie Diabetes- und Schmerzmittel. Chinesische Produzenten hätten in den vergangenen Jahren gezielt in Anlagen etwa für antibiotische Wirkstoffe investiert und sich zu zentralen Zulieferern weltweit entwickelt. Bei einem Ausfall stünden keine ausreichenden alternativen Bezugsquellen am Weltmarkt bereit, warnt die Studie.

    Verband: Politik muss einschreiten

    Der Verband vertritt die Interessen der Generika-Hersteller. Solche Nachahmerprodukte von Arzneien, deren Patentschutz abgelaufen ist, spielen wegen niedriger Preise eine wichtige Rolle im Gesundheitssystem. Pro Generika-Geschäftsführer Bretthauer fordert Maßnahmen, um Abhängigkeiten zu reduzieren. "Die Politik darf nicht zulassen, dass wir genau so enden wie beim russischen Gas", betont Bretthauer.
    Exportstopps von Generika seien denkbar, schreiben die Studienautoren. Öffentliche chinesische Dokumente wie Fünfjahrespläne zeigten, dass Peking Exportbeschränkungen als Druckmittel diskutiere. Der Verband zieht Parallelen zu Ausfuhrkontrollen bei Seltenen Erden, die China im Zollstreit mit den USA einsetze. 

    Hersteller beklagen Kostendruck

    Die Knappheit bei Medikamenten wie Fiebersäfte oder Schmerzmittel wird immer wieder diskutiert. Pharmaverbände wie Pro Generika fordern seit Jahren weniger strikte Vorgaben von der Politik, die die Arzneipreise reguliert. Sie machen Kostendruck dafür verantwortlich, dass sich Hersteller in Deutschland etwa aus der Produktion von Fiebersäften oder Penicillin zurückgezogen haben.
    Diese Nachricht wurde am 20.10.2025 im Programm Deutschlandfunk gesendet.