Schmitz: Im Nordwesten der Halbinsel Peloponnes lag in griechisch-antiker Zeit das Heiligtum des Zeus. Dem höchsten der griechischen Götter zu Ehren fanden dort in Elis die Olympischen Spiele des Altertums statt. Kernbereich des Heiligtums von Olympia war der Heilige Hain, die Altis, mit den Brandopfer-Altaren. Das Orakel befand sich an einer Erdspalte am Fuß des Kronoshügels. 1000 v.Chr. fing alles an, 400 v.Chr. war die Blütezeit, 400 n.Chr. wurde der nunmehr heidnische Kult unter Kaiser Theodosius II. verboten. Systematisch ausgegraben haben die Altis, den Hera-Tempel, den Zeus-Tempel und das Stadion um 1880 Berliner Archäologen. Systematisch bedroht wird die archäologische Stätte seit Tagen von verheerenden Bränden auf dem gesamten Peloponnes. Direkt bis an das antike Areal von Olympia kamen die Flammen heran. Alkyone Karamanolis in Athen, wie stark ist das archäologische Areal dort betroffen?
Alkyone Karamanolis: Na ja, der Kronoshügel in Olympia ist abgebrannt bzw. die Vegetation auf dem Kronoshügel. Das ist ein Hügel, der in den Hain von Olympia, in das heilige Gelände, hineinreicht und der ist für die Archäologen von besonderem Interesse, weil er so markant ist und die vermuten eben, dass hier möglicherweise in prähistorischer Zeit Kulte durchgeführt wurden.
Außerdem ist das Feuer bis ganz nah ans Museum von Olympia herangekommen. Das waren dramatische Stunden gestern. Das Museum hat keinen großen Schaden genommen, wobei, ich habe heute mit Reinhard Senff gesprochen, dem stellvertretenden Direktor am deutschen archäologischen Institut – das deutsche archäologische Institut gräbt ja in Olympia –, und der hat mir gesagt, es ist noch nicht klar, wie es innen ausschaut im Museum, also, ob da Rauch reingezogen ist, das muss man noch sehen. Zum Glück ist die antike Stätte gerettet.
Jetzt könnte man natürlich sagen, wenn die archäologische Stätte gerettet ist, dann ist alles halb so schlimm, aber das Zeus-Heiligtum, das Olympia ja war, das ist eingebettet in eine wunderschöne Landschaft. Diese ganzen Kultstätten der alten Griechen, die sind ja nie von dem Ort zu trennen, an dem Sie sind, also, Architektur und Umgebung, die gehen da in vorbildlicher Weise zusammen, und dieser Zusammenhang, der so wichtig ist, der ist eben verlorengegangen.
Schmitz: Über das Museum weiß man also noch nichts Genaueres, abgebrannt ist es also offensichtlich nicht. Wie sieht es mit diesem Steinlager aus, von dem man hörte, dass dort nicht zugeordnete Skulpturen untergebracht seien, unter einem Dach, das aber auch abgebrannt ist?
Karamanolis: Genau, das Steinlager ist abgebrannt, das hatte ein Holzdach. Der stellvertretende Direktor, eben Reinhard Senff, vom deutschen archäologischen Institut ist gerade auf dem Weg nach Olympia und wird sich den Schaden dort vor Ort ansehen. Da sind eben nicht klassifizierte Fragmente gelagert, da hat jetzt nicht jedes einen wahnsinnig großen Wert, aber die werden teilweise einfach im Laufe der Forschung, der weiteren Forschungen, wichtig. Deswegen werden die immer gesammelt, und nachdem das Gebäude abgebrannt ist, dürften die großen Schaden genommen haben.
Schmitz: Sie hatten anfangs den Kronoshügel angesprochen. Vermutet man jetzt, dass man Die verheerenden Waldbrände haben in der antiken Ausgrabungsstätte von Olympia schwere Zerstörungen angerichtet. In Griechenland wird angesichts der Brände vor allem auch über die ungenügenden Vorsorgemaßnahmen diskutiert. Eine eigens für 2 Millionen Euro angeschaffte Sprenkleranlage hat beispielsweise nicht funktioniert.
wegen des Brandes an diese vorantiken Schätze nicht mehr herankommt?
Karamanolis: Ich denke nicht, dass es so ist. Was in den unteren Schichten war, das ist da bestimmt noch weiter zu erforschen, aber dieses gesamte, landschaftliche Bild ist eben sehr in Mitleidenschaft gezogen.
Schmitz: Wenn das gesamte Landschaftsareal dazu gehört, wie Sie das beschrieben haben: Gab es Brandschutzvorkehrungen in und um Olympia herum? Gab es ein Frühwarnsystem?
Karamanolis: Es gab offenbar nicht genügend Vorsorgemaßnahmen. Auf jeden Fall ist das das große Thema in Griechenland heute. Es gibt zwar in Olympia eine Sprenkleranlage, die ist für 2 Millionen Euro eingerichtet worden vor den Olympischen Spielen, aber die hat nicht funktioniert. Es ist noch nicht ganz klar, weshalb. Offensichtlich, heißt es, ist sie nicht genügend gewartet worden.
Und man muss auch sagen, wenn es jetzt erst mal brennt und wenn der Wind mit 60, mit 70 Stundenkilometern übers Land fegt, dann kann man da nicht mehr viel machen. Und der Vorwurf, der eben heute in Griechenland laut wird, und nicht zum ersten Mal – es gab ja im Juni und Juli schon eine fürchterliche Brandwelle – ist eben, dass die Feuerwehr unterbesetzt ist, dass zu wenig Forstpflege betrieben wird und natürlich auch, dass den Bodenspekulanten kein Einhalt geboten wird, weil, viele Brände in Griechenland werden vorsätzlich gelegt, es sind auch einige Leute schon festgenommen worden, die Staatsanwaltschaft ermittelt und bisher hat einfach keine Regierung – weder die Konservativen, die derzeit regieren, noch die Sozialisten vor ihnen – sich den Bauunternehmern wirksam entgegengestellt, weil einfach der Bausektor ein wichtiger Motor der griechischen Wirtschaft ist.
Schmitz: Eine Kulturlandschaft umfasst ja nicht nur die historischen Gebäude, sondern auch die kultivierte Landschaft mit ihren Anbaugebieten, dem Olivenanbau in Griechenland, die Viehwirtschaft. Was genau und wie viel ist denn davon zerstört um Olympia herum, und ist das unwiederbringlich zerstört?
Karamanolis: Also, es dauert Jahrzehnte, bis diese Wälder wieder aufgeforstet sind oder bis sie sich natürlich erholt haben, also, es wird für die nächsten Generationen wahrscheinlich ein sehr trauriges Bild sein. Und es sind wunderschöne Kiefernwälder, um Olympia brennen auch noch weiter Dörfer, muss man sagen. Diese Gegenden, die im Augenblick brennen, das sind keine sehr touristischen Gegenden, wenn man jetzt von der Küstenlinie z.B. absieht oder von Olympia. Es ist nicht Mykonos. Aber es sind eben, wie wir sagen, Kulturlandschaften, und die Frage ist einfach auch, was wird aus den Menschen, die dort leben? Es sind sehr viele Menschen obdachlos geworden, also, es ist eine menschliche Katastrophe, es ist eine ökologische Katastrophe, und die zieht eben auch kulturelle Umwälzungen nach sich. Also, man kann wirklich sagen, dass bei diesen Waldbränden am Wochenende ein Stück Griechenland verloren gegangen ist.
Schmitz: Alkyone Karamanolis über die Bedrohung der antiken Stätte durch die Waldbrände in Griechenland.
Alkyone Karamanolis: Na ja, der Kronoshügel in Olympia ist abgebrannt bzw. die Vegetation auf dem Kronoshügel. Das ist ein Hügel, der in den Hain von Olympia, in das heilige Gelände, hineinreicht und der ist für die Archäologen von besonderem Interesse, weil er so markant ist und die vermuten eben, dass hier möglicherweise in prähistorischer Zeit Kulte durchgeführt wurden.
Außerdem ist das Feuer bis ganz nah ans Museum von Olympia herangekommen. Das waren dramatische Stunden gestern. Das Museum hat keinen großen Schaden genommen, wobei, ich habe heute mit Reinhard Senff gesprochen, dem stellvertretenden Direktor am deutschen archäologischen Institut – das deutsche archäologische Institut gräbt ja in Olympia –, und der hat mir gesagt, es ist noch nicht klar, wie es innen ausschaut im Museum, also, ob da Rauch reingezogen ist, das muss man noch sehen. Zum Glück ist die antike Stätte gerettet.
Jetzt könnte man natürlich sagen, wenn die archäologische Stätte gerettet ist, dann ist alles halb so schlimm, aber das Zeus-Heiligtum, das Olympia ja war, das ist eingebettet in eine wunderschöne Landschaft. Diese ganzen Kultstätten der alten Griechen, die sind ja nie von dem Ort zu trennen, an dem Sie sind, also, Architektur und Umgebung, die gehen da in vorbildlicher Weise zusammen, und dieser Zusammenhang, der so wichtig ist, der ist eben verlorengegangen.
Schmitz: Über das Museum weiß man also noch nichts Genaueres, abgebrannt ist es also offensichtlich nicht. Wie sieht es mit diesem Steinlager aus, von dem man hörte, dass dort nicht zugeordnete Skulpturen untergebracht seien, unter einem Dach, das aber auch abgebrannt ist?
Karamanolis: Genau, das Steinlager ist abgebrannt, das hatte ein Holzdach. Der stellvertretende Direktor, eben Reinhard Senff, vom deutschen archäologischen Institut ist gerade auf dem Weg nach Olympia und wird sich den Schaden dort vor Ort ansehen. Da sind eben nicht klassifizierte Fragmente gelagert, da hat jetzt nicht jedes einen wahnsinnig großen Wert, aber die werden teilweise einfach im Laufe der Forschung, der weiteren Forschungen, wichtig. Deswegen werden die immer gesammelt, und nachdem das Gebäude abgebrannt ist, dürften die großen Schaden genommen haben.
Schmitz: Sie hatten anfangs den Kronoshügel angesprochen. Vermutet man jetzt, dass man Die verheerenden Waldbrände haben in der antiken Ausgrabungsstätte von Olympia schwere Zerstörungen angerichtet. In Griechenland wird angesichts der Brände vor allem auch über die ungenügenden Vorsorgemaßnahmen diskutiert. Eine eigens für 2 Millionen Euro angeschaffte Sprenkleranlage hat beispielsweise nicht funktioniert.
wegen des Brandes an diese vorantiken Schätze nicht mehr herankommt?
Karamanolis: Ich denke nicht, dass es so ist. Was in den unteren Schichten war, das ist da bestimmt noch weiter zu erforschen, aber dieses gesamte, landschaftliche Bild ist eben sehr in Mitleidenschaft gezogen.
Schmitz: Wenn das gesamte Landschaftsareal dazu gehört, wie Sie das beschrieben haben: Gab es Brandschutzvorkehrungen in und um Olympia herum? Gab es ein Frühwarnsystem?
Karamanolis: Es gab offenbar nicht genügend Vorsorgemaßnahmen. Auf jeden Fall ist das das große Thema in Griechenland heute. Es gibt zwar in Olympia eine Sprenkleranlage, die ist für 2 Millionen Euro eingerichtet worden vor den Olympischen Spielen, aber die hat nicht funktioniert. Es ist noch nicht ganz klar, weshalb. Offensichtlich, heißt es, ist sie nicht genügend gewartet worden.
Und man muss auch sagen, wenn es jetzt erst mal brennt und wenn der Wind mit 60, mit 70 Stundenkilometern übers Land fegt, dann kann man da nicht mehr viel machen. Und der Vorwurf, der eben heute in Griechenland laut wird, und nicht zum ersten Mal – es gab ja im Juni und Juli schon eine fürchterliche Brandwelle – ist eben, dass die Feuerwehr unterbesetzt ist, dass zu wenig Forstpflege betrieben wird und natürlich auch, dass den Bodenspekulanten kein Einhalt geboten wird, weil, viele Brände in Griechenland werden vorsätzlich gelegt, es sind auch einige Leute schon festgenommen worden, die Staatsanwaltschaft ermittelt und bisher hat einfach keine Regierung – weder die Konservativen, die derzeit regieren, noch die Sozialisten vor ihnen – sich den Bauunternehmern wirksam entgegengestellt, weil einfach der Bausektor ein wichtiger Motor der griechischen Wirtschaft ist.
Schmitz: Eine Kulturlandschaft umfasst ja nicht nur die historischen Gebäude, sondern auch die kultivierte Landschaft mit ihren Anbaugebieten, dem Olivenanbau in Griechenland, die Viehwirtschaft. Was genau und wie viel ist denn davon zerstört um Olympia herum, und ist das unwiederbringlich zerstört?
Karamanolis: Also, es dauert Jahrzehnte, bis diese Wälder wieder aufgeforstet sind oder bis sie sich natürlich erholt haben, also, es wird für die nächsten Generationen wahrscheinlich ein sehr trauriges Bild sein. Und es sind wunderschöne Kiefernwälder, um Olympia brennen auch noch weiter Dörfer, muss man sagen. Diese Gegenden, die im Augenblick brennen, das sind keine sehr touristischen Gegenden, wenn man jetzt von der Küstenlinie z.B. absieht oder von Olympia. Es ist nicht Mykonos. Aber es sind eben, wie wir sagen, Kulturlandschaften, und die Frage ist einfach auch, was wird aus den Menschen, die dort leben? Es sind sehr viele Menschen obdachlos geworden, also, es ist eine menschliche Katastrophe, es ist eine ökologische Katastrophe, und die zieht eben auch kulturelle Umwälzungen nach sich. Also, man kann wirklich sagen, dass bei diesen Waldbränden am Wochenende ein Stück Griechenland verloren gegangen ist.
Schmitz: Alkyone Karamanolis über die Bedrohung der antiken Stätte durch die Waldbrände in Griechenland.