Ein Beitrag von Andrea Lueg
Mein Mann ist Professor in der Mineralogie in Kiel, ich bin Professorin in der Mineralogie in Heidelberg und wir pendeln, wir haben keine Kinder, es wäre einfach nicht möglich gewesen, da mussten wir irgendwann einmal die Entscheidung treffen und stellten fest, das geht hier in Deutschland nicht und jetzt organisieren wir das so, dass wir jeweils ein Wochenende in Kiel und ein Wochenende in Heidelberg verbringen.
Ein Privatleben auf einige hundert Kilometer Distanz wie bei Dominique Lattard und ihrem Mann ist bei deutschen Wissenschaftlerpaaren gar nicht mal ungewöhnlich. Denn das beide Partner an einer Hochschule unterkommen, ist eher selten, obwohl das Modell nur einer, meist der Mann, macht Karriere, der Beruf der Frau steht hinten an, immer seltener praktiziert wird.
Nachdem mein Mann in Kiel seine Professur bekommen hat, da war die Reaktion des ganzen wissenschaftlichen Umfeldes, der Kollegen jetzt könnte ich doch aufhören, jetzt hätte ich doch ausgesorgt. Das war für mich aber undenkbar, das war klar ich möchte in dem Beruf bleiben.
Das Thema ist wohl bekannt und auch kein Tabu, das haben Alessandra Rusconi und Heike Solga von der Jungen Akademie der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften bei einer Befragung von Hochschulen herausgefunden. Gut die Hälfte von ihnen bietet im Berufungsverfahren für Professoren Unterstützung bei den beruflichen Ambitionen des Partners an, allerdings nur, wenn sie darauf angesprochen werden.
Aber diese in den Berufungsvereinbarungen sogar oft schriftlich niedergelegte Zusage, Unterstützung zu gewähren, ist nicht sehr belastbar, sie ist weder juristisch belastbar noch sozial belastbar.
Das hat Ulrich Schreiterer festgestellt, als er versuchte, eine Stelle an der Uni Konstanz zu bekommen, wo seine Frau Professorin war. Auf seine Bewerbung hin passierte nämlich
Gar nichts, ich habe die Stelle nicht bekommen und nicht mal ne Nachricht. Und hinterher gabs dann eine Erklärung, als wir nachgefragt haben, und die ging so, dass es hieß: erstens in dieser Universität herrscht die Politik, Partner, Eheleute nicht in denselben Mauern zu beschäftigen. Der zweite Punkt war, dass ich zu der Zeit eine Stelle hatte, die besser bezahlt war und es mir als eigentlich nicht zumutbar dargelegt worden ist, eine Stelle die geringer bezahlt worden wäre anzutreten, zumal noch eine befristete.
An deutschen Hochschulen gibt es wie im gesamten öffentlichen Dienst sogenannte Anti-Nepotismus Regelungen, die Vetternwirtschaft verhindern sollen und die Einstellung von Partnern an der gleichen Uni in der Regel schwer machen. Es gibt anders als etwa in den USA keine offiziellen Regeln für den Umgang mit Doppelkarrierepaaren, lediglich inoffizielle Regelungen, die wiederum die Planung für die Betroffenen ausgesprochen erschweren. Und: nur die Begehrten können überhaupt in den Berufungsverfahren verhandeln. Geht es zum Beispiel "nur” um eine C3 Professur, dann hat man mit Sonderwünschen für den Partner praktisch keine Chance.
Wenn man natürlich eine gewisse Berühmtheit erlangt hat, dann ist alles viel einfacher, dann wird man persönliche Lösungen finden, es gibt aber wenig allgemein vorgesehene Lösungen.
Meint Dominique Lattard, und: man sollte das Thema im Berufungsverfahren keinesfalls zu früh ansprechen, sonst ist man schnell draußen. Wie können die Hochschulen das Problem sinnvoll anpacken? Immerhin hat laut der Umfrage von Rusconi und Solga bereits etwa die Hälfte der Universitäten Rufabsagen aufgrund fehlender Perspektiven für den Partner erhalten.
Ich hab zum ersten Mal mitgenommen, dass es eine Aufgabe der Universitäten ist, sich dieses Themas viel systematischer anzunehmen. Ich habe zweitens mitgenommen, dass es viel stärker als bisher notwendig ist, eine Kultur in den Hochschulen zu schaffen, bei denen das wirklich Berücksichtigung finden kann.
So lautet das Fazit von Hanns Seidler, Kanzler der TU Darmstadt. Und auch die Möglichkeit aktiver Recruitingverfahren - statt der in Deutschland üblichen Ausschreibungen - könnte hilfreich sein. So könnte man leichter an einer Hochschule auch mal zwei Stellen für ein qualifiziertes Wissenschaftlerpaar schaffen, ohne immer den offiziellen Ausschreibungsweg gehen und viele Bewerber einladen zu müssen. Und der Präsident der Deutschen Forschungsgemeinschaft, Ernst-Ludwig Winnacker, sieht sogar die Möglichkeit, mit nicht an die Hochschule gebundenen Stipendien weiterzuhelfen, wenn eine Universität einem Wissenschaftlerpaar nicht gleich zwei Jobs anbieten kann.
Konkret überlegen wir, ob wir in unseren Förderprogrammen in bestimmten Situationen eben die Altersgrenzen wegnehmen müssen, weil es doch oft sehr irreguläre Karrieren gibt, gerade bei Wissenschaftlerinnen und möglicherweise ein bestimmtes Programm, das wir haben, so ausdehnen, dass es eben nicht nur ein Stipendium ist, sondern dass sogar hochdotierte Stellen damit übergangsweise finanziert werden können. Wir hoffen dass wir ein solches Experiment bald starten können.
Links zum Thema:
Stifterverbandstudie Forschungsstandort Deutschland nur mäßig attraktiv
Deutsche Forschungsgemeinschaft
Bei der Jungen Akademie hat die Arbeitsgruppe Wissenschaftspolitik die Befragung "Dual Careers von AkademikerInnen" [ pdf ] durchgeführt.
Mein Mann ist Professor in der Mineralogie in Kiel, ich bin Professorin in der Mineralogie in Heidelberg und wir pendeln, wir haben keine Kinder, es wäre einfach nicht möglich gewesen, da mussten wir irgendwann einmal die Entscheidung treffen und stellten fest, das geht hier in Deutschland nicht und jetzt organisieren wir das so, dass wir jeweils ein Wochenende in Kiel und ein Wochenende in Heidelberg verbringen.
Ein Privatleben auf einige hundert Kilometer Distanz wie bei Dominique Lattard und ihrem Mann ist bei deutschen Wissenschaftlerpaaren gar nicht mal ungewöhnlich. Denn das beide Partner an einer Hochschule unterkommen, ist eher selten, obwohl das Modell nur einer, meist der Mann, macht Karriere, der Beruf der Frau steht hinten an, immer seltener praktiziert wird.
Nachdem mein Mann in Kiel seine Professur bekommen hat, da war die Reaktion des ganzen wissenschaftlichen Umfeldes, der Kollegen jetzt könnte ich doch aufhören, jetzt hätte ich doch ausgesorgt. Das war für mich aber undenkbar, das war klar ich möchte in dem Beruf bleiben.
Das Thema ist wohl bekannt und auch kein Tabu, das haben Alessandra Rusconi und Heike Solga von der Jungen Akademie der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften bei einer Befragung von Hochschulen herausgefunden. Gut die Hälfte von ihnen bietet im Berufungsverfahren für Professoren Unterstützung bei den beruflichen Ambitionen des Partners an, allerdings nur, wenn sie darauf angesprochen werden.
Aber diese in den Berufungsvereinbarungen sogar oft schriftlich niedergelegte Zusage, Unterstützung zu gewähren, ist nicht sehr belastbar, sie ist weder juristisch belastbar noch sozial belastbar.
Das hat Ulrich Schreiterer festgestellt, als er versuchte, eine Stelle an der Uni Konstanz zu bekommen, wo seine Frau Professorin war. Auf seine Bewerbung hin passierte nämlich
Gar nichts, ich habe die Stelle nicht bekommen und nicht mal ne Nachricht. Und hinterher gabs dann eine Erklärung, als wir nachgefragt haben, und die ging so, dass es hieß: erstens in dieser Universität herrscht die Politik, Partner, Eheleute nicht in denselben Mauern zu beschäftigen. Der zweite Punkt war, dass ich zu der Zeit eine Stelle hatte, die besser bezahlt war und es mir als eigentlich nicht zumutbar dargelegt worden ist, eine Stelle die geringer bezahlt worden wäre anzutreten, zumal noch eine befristete.
An deutschen Hochschulen gibt es wie im gesamten öffentlichen Dienst sogenannte Anti-Nepotismus Regelungen, die Vetternwirtschaft verhindern sollen und die Einstellung von Partnern an der gleichen Uni in der Regel schwer machen. Es gibt anders als etwa in den USA keine offiziellen Regeln für den Umgang mit Doppelkarrierepaaren, lediglich inoffizielle Regelungen, die wiederum die Planung für die Betroffenen ausgesprochen erschweren. Und: nur die Begehrten können überhaupt in den Berufungsverfahren verhandeln. Geht es zum Beispiel "nur” um eine C3 Professur, dann hat man mit Sonderwünschen für den Partner praktisch keine Chance.
Wenn man natürlich eine gewisse Berühmtheit erlangt hat, dann ist alles viel einfacher, dann wird man persönliche Lösungen finden, es gibt aber wenig allgemein vorgesehene Lösungen.
Meint Dominique Lattard, und: man sollte das Thema im Berufungsverfahren keinesfalls zu früh ansprechen, sonst ist man schnell draußen. Wie können die Hochschulen das Problem sinnvoll anpacken? Immerhin hat laut der Umfrage von Rusconi und Solga bereits etwa die Hälfte der Universitäten Rufabsagen aufgrund fehlender Perspektiven für den Partner erhalten.
Ich hab zum ersten Mal mitgenommen, dass es eine Aufgabe der Universitäten ist, sich dieses Themas viel systematischer anzunehmen. Ich habe zweitens mitgenommen, dass es viel stärker als bisher notwendig ist, eine Kultur in den Hochschulen zu schaffen, bei denen das wirklich Berücksichtigung finden kann.
So lautet das Fazit von Hanns Seidler, Kanzler der TU Darmstadt. Und auch die Möglichkeit aktiver Recruitingverfahren - statt der in Deutschland üblichen Ausschreibungen - könnte hilfreich sein. So könnte man leichter an einer Hochschule auch mal zwei Stellen für ein qualifiziertes Wissenschaftlerpaar schaffen, ohne immer den offiziellen Ausschreibungsweg gehen und viele Bewerber einladen zu müssen. Und der Präsident der Deutschen Forschungsgemeinschaft, Ernst-Ludwig Winnacker, sieht sogar die Möglichkeit, mit nicht an die Hochschule gebundenen Stipendien weiterzuhelfen, wenn eine Universität einem Wissenschaftlerpaar nicht gleich zwei Jobs anbieten kann.
Konkret überlegen wir, ob wir in unseren Förderprogrammen in bestimmten Situationen eben die Altersgrenzen wegnehmen müssen, weil es doch oft sehr irreguläre Karrieren gibt, gerade bei Wissenschaftlerinnen und möglicherweise ein bestimmtes Programm, das wir haben, so ausdehnen, dass es eben nicht nur ein Stipendium ist, sondern dass sogar hochdotierte Stellen damit übergangsweise finanziert werden können. Wir hoffen dass wir ein solches Experiment bald starten können.
Links zum Thema:
Stifterverbandstudie Forschungsstandort Deutschland nur mäßig attraktiv
Deutsche Forschungsgemeinschaft
Bei der Jungen Akademie hat die Arbeitsgruppe Wissenschaftspolitik die Befragung "Dual Careers von AkademikerInnen" [ pdf ] durchgeführt.