"Mein Kleiner,
Du bist gerade neun Jahre alt geworden. Dieses bezaubernde Alter ist in dieser Zeit vielleicht das bewegendste von allen. Noch zu jung, um in den Krieg zu gehen, bist Du groß genug, dass Dein Geist von den Erinnerungen an ihn gezeichnet ist. Und vernünftig genug, um zu verstehen, dass Du es bist, Ihr es seid, die Kinder von neun Jahren, die später die Folgen zu ermessen und die Lehren aus diesem Krieg zu ziehen haben.
Wenn wir Euch geholfen haben, dass ihr wirklich Bescheid wisst, und wenn Ihr Euch daran erinnern und es verstehen wollt, was für ein schönes, harmonisches und volles Leben werden wir Euch dann bereitet haben!
Mein Kleiner, damit Du Dich dereinst erinnerst, nehme ich gerne die Ängste der gegenwärtigen Stunden hin, alle Risiken, und die Trennung, die noch grausamer ist als alles andere.
Und wie damals, als Du als "ganz kleiner Junge" auf meinen Knien gesessen hast und ich Dir Geschichten erzählte oder schöne Bilder zeigte, höre mir auch jetzt mit all Deiner aufmerksamen Zärtlichkeit zu. Auch wenn die Dinge aus meinem Mund selbst für einen großen Jungen von neun Jahren zuerst vielleicht ein wenig zu schwer wiegen. Doch ich werde ruhiger werden, wenn ich es Dir, mein lieber Kleiner, gesagt habe. In der Gewißheit, dass Du Dich ihrer besser annehmen und verstehen wirst. Ja, Dein Papa würde ruhiger sein, falls er nach dem Kriege nicht mehr da wäre, um sie Dir zu erklären.
Ich glaube, der Schwäche oder Gefühlsduselei wird mich niemand anschuldigen können. Ich bewundere diesen General, den ich kenne und der nicht um seine Söhne trauert und auch niemals darüber spricht, - zwei Söhne, seine ganze zärtliche Liebe und sein ganzer Stolz, am selben Tag gefallen, 20 und 19 Jahre alt - der nicht trauert, "um nicht den Mut seiner Männer zu trüben und zu schwächen".
Ich bewundere ihn, ich weiß nicht, ob ich die Stärke aufbrächte, es ihm gleichzutun.
Es wird mir nicht verboten sein, mich zu freuen, wenn ich an die Reihe komme und nicht Du, und wenn ich fortgegangen bin und nicht Du.
Gewiß, ich fühle wie ungeheuer groß mein Schmerz wäre, meine liebe Frau und mein geliebtes Kind zu verlassen. Doch zumindest habe ich durch sie Jahre in Glück und Liebe verbracht. Und die Bitterkeit meiner Klagen wird sich durch die Zartheit meiner Erinnerungen auflösen.
Ich werde all das bedauern, was ich nicht getan habe, all das, was ich hätte tun können; doch gleichzeitig denke ich daran, dass Du da bist, Du, mein Sohn, um mich fortzusetzen, um das zu verwirklichen, was ich nur geplant oder erträumt hatte."
Leutnant Després stirbt am 21. April 1918 im Alter von 37 Jahren an der Westfront in Flandern.
Die Väter hinterlassen nicht selten Söhne, die - selbst noch sehr jung - nach dem Tod des Familienoberhauptes für die Ernährung sorgen müssen. So ergeht es auch dem elf Jahre alten Maurice Vaillagou. Sein Vater fällt am 25. August 1915, wenige Tage, nachdem er dem Sohn folgende Nachricht hinterlassen hatte:
"Dies ist für Maurice. Ich werde Deine Wünsche so gut wie möglich erfüllen. Zuerst werde ich auf der Rückseite dieses Blattes eine Skizze der Gefechtslinien aufzeichnen, denen Du wirst folgen können. Und Du wirst sie Mama erklären, falls sie es nicht schon besser versteht als Du.
Was die Kugeln der Deutschen anlangt: Das wird klappen. Ich werde Dir welche mitbringen, wenn ich zurückkehre. Aber ob ich einen Preußenhelm mitbringe, ist nicht sicher. Es ist jetzt nicht der Augenblick, ihnen die Kopfbedeckung abzunehmen. Es ist zu kalt, sie könnten sich die Grippe holen.
Und dann, ärmster Maurice, muss man auch bedenken, dass die Preußen wie wir sind. Sieh mal, wenn ein preußischer Junge seinem Vater das gleiche wie Du schreibt und er ihn um ein Franzosenkäppi bittet und wenn dieser preußische Papa ein Franzosenkäppi seinem kleinen Jungen mitbrächte und wenn dieses Käppi nun das Deines Vaters wäre?
Wie denkst Du darüber?
Du solltest meinen Brief aufbewahren, um ihn später zu lesen, wenn Du groß bist. Du wirst ihn dann besser verstehen."
Maurice, dessen Vater diesen Brief wenige Tage vor seinem Tod geschrieben hat, lebt selbst nicht mehr lange. 1918, drei Jahre nachdem sein Vater gefallen ist, stirbt Maurice ebenfalls, vierzehnjährig, an einer Leukämie.
Du bist gerade neun Jahre alt geworden. Dieses bezaubernde Alter ist in dieser Zeit vielleicht das bewegendste von allen. Noch zu jung, um in den Krieg zu gehen, bist Du groß genug, dass Dein Geist von den Erinnerungen an ihn gezeichnet ist. Und vernünftig genug, um zu verstehen, dass Du es bist, Ihr es seid, die Kinder von neun Jahren, die später die Folgen zu ermessen und die Lehren aus diesem Krieg zu ziehen haben.
Wenn wir Euch geholfen haben, dass ihr wirklich Bescheid wisst, und wenn Ihr Euch daran erinnern und es verstehen wollt, was für ein schönes, harmonisches und volles Leben werden wir Euch dann bereitet haben!
Mein Kleiner, damit Du Dich dereinst erinnerst, nehme ich gerne die Ängste der gegenwärtigen Stunden hin, alle Risiken, und die Trennung, die noch grausamer ist als alles andere.
Und wie damals, als Du als "ganz kleiner Junge" auf meinen Knien gesessen hast und ich Dir Geschichten erzählte oder schöne Bilder zeigte, höre mir auch jetzt mit all Deiner aufmerksamen Zärtlichkeit zu. Auch wenn die Dinge aus meinem Mund selbst für einen großen Jungen von neun Jahren zuerst vielleicht ein wenig zu schwer wiegen. Doch ich werde ruhiger werden, wenn ich es Dir, mein lieber Kleiner, gesagt habe. In der Gewißheit, dass Du Dich ihrer besser annehmen und verstehen wirst. Ja, Dein Papa würde ruhiger sein, falls er nach dem Kriege nicht mehr da wäre, um sie Dir zu erklären.
Ich glaube, der Schwäche oder Gefühlsduselei wird mich niemand anschuldigen können. Ich bewundere diesen General, den ich kenne und der nicht um seine Söhne trauert und auch niemals darüber spricht, - zwei Söhne, seine ganze zärtliche Liebe und sein ganzer Stolz, am selben Tag gefallen, 20 und 19 Jahre alt - der nicht trauert, "um nicht den Mut seiner Männer zu trüben und zu schwächen".
Ich bewundere ihn, ich weiß nicht, ob ich die Stärke aufbrächte, es ihm gleichzutun.
Es wird mir nicht verboten sein, mich zu freuen, wenn ich an die Reihe komme und nicht Du, und wenn ich fortgegangen bin und nicht Du.
Gewiß, ich fühle wie ungeheuer groß mein Schmerz wäre, meine liebe Frau und mein geliebtes Kind zu verlassen. Doch zumindest habe ich durch sie Jahre in Glück und Liebe verbracht. Und die Bitterkeit meiner Klagen wird sich durch die Zartheit meiner Erinnerungen auflösen.
Ich werde all das bedauern, was ich nicht getan habe, all das, was ich hätte tun können; doch gleichzeitig denke ich daran, dass Du da bist, Du, mein Sohn, um mich fortzusetzen, um das zu verwirklichen, was ich nur geplant oder erträumt hatte."
Leutnant Després stirbt am 21. April 1918 im Alter von 37 Jahren an der Westfront in Flandern.
Die Väter hinterlassen nicht selten Söhne, die - selbst noch sehr jung - nach dem Tod des Familienoberhauptes für die Ernährung sorgen müssen. So ergeht es auch dem elf Jahre alten Maurice Vaillagou. Sein Vater fällt am 25. August 1915, wenige Tage, nachdem er dem Sohn folgende Nachricht hinterlassen hatte:
"Dies ist für Maurice. Ich werde Deine Wünsche so gut wie möglich erfüllen. Zuerst werde ich auf der Rückseite dieses Blattes eine Skizze der Gefechtslinien aufzeichnen, denen Du wirst folgen können. Und Du wirst sie Mama erklären, falls sie es nicht schon besser versteht als Du.
Was die Kugeln der Deutschen anlangt: Das wird klappen. Ich werde Dir welche mitbringen, wenn ich zurückkehre. Aber ob ich einen Preußenhelm mitbringe, ist nicht sicher. Es ist jetzt nicht der Augenblick, ihnen die Kopfbedeckung abzunehmen. Es ist zu kalt, sie könnten sich die Grippe holen.
Und dann, ärmster Maurice, muss man auch bedenken, dass die Preußen wie wir sind. Sieh mal, wenn ein preußischer Junge seinem Vater das gleiche wie Du schreibt und er ihn um ein Franzosenkäppi bittet und wenn dieser preußische Papa ein Franzosenkäppi seinem kleinen Jungen mitbrächte und wenn dieses Käppi nun das Deines Vaters wäre?
Wie denkst Du darüber?
Du solltest meinen Brief aufbewahren, um ihn später zu lesen, wenn Du groß bist. Du wirst ihn dann besser verstehen."
Maurice, dessen Vater diesen Brief wenige Tage vor seinem Tod geschrieben hat, lebt selbst nicht mehr lange. 1918, drei Jahre nachdem sein Vater gefallen ist, stirbt Maurice ebenfalls, vierzehnjährig, an einer Leukämie.