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Vermarktung im Sport
Bedeutung von Frauen erkannt

Mehr Sportlerinnen, mehr weibliche Fans - die Bedeutung von Frauen im Sport steigt. Zum Beispiel im Tennis: Ob Maria Scharapowa oder Venus Williams, die Vermarktung läuft hervorragend. Sponsoren wollen diesen Trend nutzen.

Von Heinz Peter Kreuzer | 08.03.2015
    Maria Scharapowa nach dem im Finale des Porsche Tennis Grand Prix in Stuttgart mit ihrer Siegprämie, einem Porsche.
    Maria Scharapowa nach dem im Finale des Porsche Tennis Grand Prix in Stuttgart mit ihrer Siegprämie. (picture alliance / dpa - Bernd Weissbrod)
    Hohes Vermarktungspotential, aber geringere Verdienstmöglichkeiten: Diese These spiegelt sich im Frauentennis wieder, auch wenn dies ansonsten eine perfekte Allianz ist. Stacey Allaster, Chefin der Women Tennis Association WTA und eine der mächtigsten Funktionärinnen im Welttennis, erklärt, warum:
    "Weil Tennis ein Sport ist, den Frauen und Männer ausüben, beide Geschlechter gleichermaßen schauen und deshalb ist Tennis die professionelle Sportart Nummer eins für Frauen."
    Die Vermarktung des Frauentennis läuft hervorragend. Digitale Medien im Internet verstärken die Verbreitung des Sports. Für Allaster ist dies die Zukunft ihres Sports:
    "70 Prozent der Fans wollen ihren Sport live sehen. Wir haben 54 Events in 33 Ländern, wir können jedes Jahr über 5.000 Spiele anbieten. Wir haben eine tolle Möglichkeit, unser Publikum durch die digitalen Plattformen zu vergrößern."
    Potential des Frauentennis erkannt
    Das hat auch das Medienunternehmen Perform erkannt. Perform hat einen mit über eine halben Milliarde US-Dollar dotierten Zehn-Jahresvertrag mit der WTA abgeschlossen. Alle Spiele sind dank des Internets global auf vielen Plattformen zu sehen.
    Auch die Sponsoren wollen den Trend nutzen. Viele Tennisstars gehören zu den Sportlerinnen, die am besten zu vermarkten sind. So wird Venus Williams in den USA das höchste Vermarktungspotential zugeschrieben, ihre Schwester Serena liegt in Australien ganz vorne. Die Russin Maria Scharapowa ist der Vermarktungshit in der Türkei, aber auch der deutsche Autobauer Porsche hat sie als Markenbotschafterin unter Vertrag. Die Russin verdient geschätzte 15 bis 20 Millionen US-Dollar pro Saison. Zum Vergleich: Der Schweizer Tennisprofi Roger Federer kassiert 40 bis 50 Millionen US-Dollar pro Jahr. Iris Lohrer,
    Projektmanagerin bei der Sponsoring-Beratung Repucom:
    "Grundsätzlich ist der Unterschied in der Bezahlung nach wie vor gravierend. Frauen erhalten deutlich weniger in Werbeverträgen als Männer. Von daher, Frauen haben noch einen langen Weg vor sich."
    Deutschlands Werbeikone ist ebenfalls ein Tennisstar. Aber nicht Angelique Kerber, Andrea Petkovic oder Sabine Lisicki, sondern Steffi Graf ist 16 Jahre nach ihrem Karriereende in ihrer Heimat die Beliebteste. Iris Lohrer:
    "Steffi Graf war über so viele Jahre das Aushängeschild des deutschen Tennissports, wo auch das Interesse am Tennis sowohl bei Männern als auch bei Frauen sehr gestiegen ist, verfügt da über ein großes Vertrauen in der Bevölkerung. Sie hat es geschafft, nach dem Karriereende in den Medien präsent zu bleiben. Unabhängig vom Sport hat sie eine sympathische Ausstrahlung und die Produkte gehen ja auch weg von der sportlichen Karriere hin mehr zu familienorientierten Produkten, die auch besser in ihr jetziges Lebenskonzept passen."
    Frauen werden nicht auf Weiblichkeit reduziert
    Die wachsende Popularität der Frauen wird aber nicht nur im Tennis genutzt. Sportlerinnen werden immer öfter zum Mittelpunkt von Kampagnen. Erinnerte der Procter&Gamble Claim "Thank you, Mum" noch an ein Frauenklischee, stellt der aufstrebende US-Sportartikelhersteller "Under Armour" die Frauen als selbstbewusste und kämpferische Persönlichkeiten dar.
    "I will, what I want. Das bedeutet, ich kann tun, was und wann ich es will. Unabhängig von der Meinung anderer."
    Lindsey Vonn ist der Sport-Hero dieser Kampagne. Aber auch Balletstar Misty Copeland und Supermodel Gisele Bündchen geben sich sportlich. Und mittlerweile stehen Frauen nicht nur für "typische" Frauenprodukte. Unter anderem haben Versicherungsunternehmen und Autofirmen mittlerweile das Potential der Frauen als Entscheidungsträger entdeckt.
    So setzt zum Beispiel die Allianz nicht nur auf den FC Bayern München, sondern fördert auch die Frauen-Bundesliga und deckt somit die komplette Palette ab. Aktive Kickerinnen und weibliche Fußballfans. Denn laut Repucom-Report "Women and Sport" treiben immer mehr Frauen Sport oder sind Fans. Iris Lohrer:
    "Zum Beispiel ist bei den Frauen in Deutschland Fußball die beliebteste TV-Sportart auch mit einem ordentlichen Niveau über 50 Prozent."
    Zwei Fakten unterstützen die Behauptung noch: Der Anteil der Frauen bei den TV-Übertragungen von der Fußball-Weltmeisterschaft der Männer in Brasilien war weltweit sehr hoch. Auch in der Fußball-Bundesliga hat sich der Anteil der weiblichen Stadionbesucher von 14 auf 30 Prozent mehr als verdoppelt.