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Vermessung von Sibirien

Geographie. - Das Großprojekt "Siberia II" der Europäischen Union und Russlands will in den nächsten 42 Monaten Sibirien per Satelliten untersuchen, um die Rolle dieser riesigen Landmasse bei der Klimaerwärmung näher zu bestimmen. Zum Auftakt des Projektes veranstaltete die Universität Jena jetzt einen Workshop.

    Ein Dutzend Fernerkundungssatelliten sollen in den kommenden dreieinhalb Jahren rund zwei Millionen Quadratkilometer Sibirien unter die Lupe nehmen. An Bord haben sie Infrarot und Spektralkameras sowie Radargeräte. Sie sollen die Veränderungen bei Schnee, Feuchtgebieten, Landnutzung und Biomasse festhalten. Insbesondere vom Radar versprechen sich die Forscher viel, da er auch durch Wolkendecken dringen kann. "Die Strahlen werden von der Erdoberfläche gestreut und von den Satelliten wieder aufgefangen", erklärt Wolfgang Lucht vom Potsdamer Institut für Klimafolgenforschung. Aus der Analyse der Reflektionen kann man dann Rückschlüsse über die Vegetation, den Wassergehalt des Bodens, über Schnee- und Frostphänomene ziehen.

    Der jahreszeitliche Wechsel ist wichtig für die Klimaentwicklung, da Pflanzen bei Kälte die Photosynthese einschränken. Im Frühjahr stehen nach der Schneeschmelze weite Landstriche unter Wasser. "Das stehende Wasser spielt eine Rolle bei der Bildung von Methan, dem drittwichtigsten Treibhausgas, aber noch nie hat man flächendeckend kartiert, wie lange der Boden wo wassergesättigt ist", erklärt Christiane Schmullius, Geographieprofessorin in Jena und Koordinatorin von Siberia II. Dank der Fernerkundungssatelliten kann man diese flächendeckende Kartierung jetzt durchführen. "Wenn es gelänge, den Wasserhaushalt von sehr großen Räumen zu quantifizieren, wäre das ein Durchbruch", so Wolfgang Lucht. Diese zuverlässigen Zahle über den Jahresverlauf hinweg soll jetzt die Satellitenerkundung liefern.

    [Quelle: Hartmut Schade]