Blumenthal: Herr Stang, welche Ergebnisse liegen nun genau vor?
Stang: Also das Erstaunliche ist erst einmal, dass man wirklich zum ersten Mal ein vollständiges mitochondriales Genom vor sich liegen hat. Das haben die Paläogenetiker vor Jahren sich nicht träumen lassen. Als 1996 als die erste DNA-Sequenz eines Neandertalers aus dem Originalknochen von 1856 des namengebenden Neandertalers gefunden wurde, war das schon eine Sensation. Heute hat man aus einer winzigen Knochenprobe, gerade einmal 0,3 g, aus einem Knochen, der in Kroatien in einer Höhle gefunden wurde, so um die 38.000 Jahre alt ist, konnte man ganz viele Fragmente gewinnen, die aneinander gelegt eine lange Kette von Bausteinen ergeben. Über 16.000 Bausteine sind das, die das nahezu vollständige mitochondriale Genom eines Neandertalers haben. Und das kann man jetzt mit dem Genom des modernen Menschen vergleichen, also mit dem heute lebenden Homo sapiens, und dann kann man nach den Unterschieden schauen.
Blumenthal: Nun sind das nicht die ersten genetischen Ergebnisse vom Neandertaler. Welche Interpretation der neuen Daten sind tatsächlich möglich?
Stang: Also, erstaunlich ist, und was sich in letzter Zeit immer mehr bewahrheitet, ist, dass die Gruppe der Neandertaler in sich viel kleiner war, als das viele bislang vermutet haben. Wenn man immer hört, die Neandertaler lebten in Spanien, in ganz Europa bis nach Südeuropa, Osteuropa, kann man sich eigentlich nicht vorstellen, wie groß diese Population waren. Tatsächlich, das zeigen jetzt die mitochondrialen Gensequenzen, waren diese Grüppchen nur relativ klein. Und das erklärt vielleicht auch die Unterschiede, die man jetzt genetisch zu den heutigen Menschen feststellen kann. Dass die Unterschiede doch so groß sind, weil, man kennt das unter diesem Phänomen Flaschenhals,also bottle neck, wenig Individuen, da kommt es häufiger zu Mutationen, die sich durchsetzen können, und das erklärt dann auch die großen genetischen Unterschiede zwischen diesen beiden Menschenformen.
Blumenthal: Die Forscher schließen aus, dass es Vermischungen zwischen Neandertalern und unseren Vorfahren gegeben hat. Zudem soll die Trennung beider Menschenformen noch weiter zurückliegen, als bislang angenommen. Teilen auch andere Forschergruppen diese Position?
Stang: Ja, das ist nur bedingt. Also diese Trennung zwischen den beiden, das ist nur eine hypothetische Trennung, also man hat jetzt das mitochondriale Genom vom Schimpansen, vom modernen Menschen und von Neandertaler, und diese drei kann man übereinander legen und dann so genannte molekulare Uhren errechnen. Das heißt, wie lange braucht eine Mutation, ehe sie sich durchsetzen kann, wie häufig kommt die vor, und dann kann man diese Zeiten herunterrechnen zwischen Menschen und Neandertalern. Das ist jetzt eine Zahl von um die 650.000, das muss aber nicht unbedingt viel heißen, die Frage ist auch, dieser Neandertaler, den man jetzt untersucht hat, aus Krapina, Kroatien, ist der wirklich der Neandertaler an sich, ist das ein typischer Vertreter dieser Gruppe gewesen mit 38.000 Jahren, ist dennoch relativ jung. Es gab Formen, die sind viel älter. Was die Vermischungen angeht, ist das ebenso schwierig. Die mitochondrialen DNA-Abschnitte, die sind nur von der mütterlichen Linie. Eine Mutter vererbt die Mitochondrien ihren Kindern, die männlichen Nachkommen können sie nicht weitergeben, sondern nur die weiblichen Nachkommen. Das heißt, Vermischungen kann man nicht unbedingt nachvollziehen, weil man es nicht weiß, egal, ob die Frau eine Neandertalerin war oder eine heutige Vorfahrin. Wenn es da Vermischungen gab, das kann man einfach nicht sehen, weil man nur einen Teil der Wahrheit hat. Also man hat nur eine Seite der Münze, und deswegen kann man Mischungen definitiv nicht ausschließen, aber auch nicht belegen.
Blumenthal: Heißt das, was ist ein Meilenstein in der Paläogenetik damit abgehakt und erfüllt, als gelöst angesehen werden kann, oder wo liegt der Forschungsbedarf?
Stang: Auf jeden Fall. Es gibt ja dieses Neandertalergenom-Projekt, das ist jetzt der erste große Schritt, man hat das mitochondriale Genom und jetzt warten alle gespannt natürlich auf das Genom, auf das richtige Genom,das nukleäre Genom, weil da kann man die Unterschiede wirklich feststellen und kann sagen, hier kann man genau sehen, an der und der Stelle unterscheiden sich die Neandertaler von unseren Vorfahren. Was aber der nächste wichtige Schritt ist, dass man auch ein Genom eines unserer Vorfahren vor 40.000 Jahren vergleicht. Denn die heutigen Menschen sind natürlich viel anders aus als ihre Vorfahren vor 40.000 Jahren. Und das werden dann die nächsten Schritte sein.
Stang: Also das Erstaunliche ist erst einmal, dass man wirklich zum ersten Mal ein vollständiges mitochondriales Genom vor sich liegen hat. Das haben die Paläogenetiker vor Jahren sich nicht träumen lassen. Als 1996 als die erste DNA-Sequenz eines Neandertalers aus dem Originalknochen von 1856 des namengebenden Neandertalers gefunden wurde, war das schon eine Sensation. Heute hat man aus einer winzigen Knochenprobe, gerade einmal 0,3 g, aus einem Knochen, der in Kroatien in einer Höhle gefunden wurde, so um die 38.000 Jahre alt ist, konnte man ganz viele Fragmente gewinnen, die aneinander gelegt eine lange Kette von Bausteinen ergeben. Über 16.000 Bausteine sind das, die das nahezu vollständige mitochondriale Genom eines Neandertalers haben. Und das kann man jetzt mit dem Genom des modernen Menschen vergleichen, also mit dem heute lebenden Homo sapiens, und dann kann man nach den Unterschieden schauen.
Blumenthal: Nun sind das nicht die ersten genetischen Ergebnisse vom Neandertaler. Welche Interpretation der neuen Daten sind tatsächlich möglich?
Stang: Also, erstaunlich ist, und was sich in letzter Zeit immer mehr bewahrheitet, ist, dass die Gruppe der Neandertaler in sich viel kleiner war, als das viele bislang vermutet haben. Wenn man immer hört, die Neandertaler lebten in Spanien, in ganz Europa bis nach Südeuropa, Osteuropa, kann man sich eigentlich nicht vorstellen, wie groß diese Population waren. Tatsächlich, das zeigen jetzt die mitochondrialen Gensequenzen, waren diese Grüppchen nur relativ klein. Und das erklärt vielleicht auch die Unterschiede, die man jetzt genetisch zu den heutigen Menschen feststellen kann. Dass die Unterschiede doch so groß sind, weil, man kennt das unter diesem Phänomen Flaschenhals,also bottle neck, wenig Individuen, da kommt es häufiger zu Mutationen, die sich durchsetzen können, und das erklärt dann auch die großen genetischen Unterschiede zwischen diesen beiden Menschenformen.
Blumenthal: Die Forscher schließen aus, dass es Vermischungen zwischen Neandertalern und unseren Vorfahren gegeben hat. Zudem soll die Trennung beider Menschenformen noch weiter zurückliegen, als bislang angenommen. Teilen auch andere Forschergruppen diese Position?
Stang: Ja, das ist nur bedingt. Also diese Trennung zwischen den beiden, das ist nur eine hypothetische Trennung, also man hat jetzt das mitochondriale Genom vom Schimpansen, vom modernen Menschen und von Neandertaler, und diese drei kann man übereinander legen und dann so genannte molekulare Uhren errechnen. Das heißt, wie lange braucht eine Mutation, ehe sie sich durchsetzen kann, wie häufig kommt die vor, und dann kann man diese Zeiten herunterrechnen zwischen Menschen und Neandertalern. Das ist jetzt eine Zahl von um die 650.000, das muss aber nicht unbedingt viel heißen, die Frage ist auch, dieser Neandertaler, den man jetzt untersucht hat, aus Krapina, Kroatien, ist der wirklich der Neandertaler an sich, ist das ein typischer Vertreter dieser Gruppe gewesen mit 38.000 Jahren, ist dennoch relativ jung. Es gab Formen, die sind viel älter. Was die Vermischungen angeht, ist das ebenso schwierig. Die mitochondrialen DNA-Abschnitte, die sind nur von der mütterlichen Linie. Eine Mutter vererbt die Mitochondrien ihren Kindern, die männlichen Nachkommen können sie nicht weitergeben, sondern nur die weiblichen Nachkommen. Das heißt, Vermischungen kann man nicht unbedingt nachvollziehen, weil man es nicht weiß, egal, ob die Frau eine Neandertalerin war oder eine heutige Vorfahrin. Wenn es da Vermischungen gab, das kann man einfach nicht sehen, weil man nur einen Teil der Wahrheit hat. Also man hat nur eine Seite der Münze, und deswegen kann man Mischungen definitiv nicht ausschließen, aber auch nicht belegen.
Blumenthal: Heißt das, was ist ein Meilenstein in der Paläogenetik damit abgehakt und erfüllt, als gelöst angesehen werden kann, oder wo liegt der Forschungsbedarf?
Stang: Auf jeden Fall. Es gibt ja dieses Neandertalergenom-Projekt, das ist jetzt der erste große Schritt, man hat das mitochondriale Genom und jetzt warten alle gespannt natürlich auf das Genom, auf das richtige Genom,das nukleäre Genom, weil da kann man die Unterschiede wirklich feststellen und kann sagen, hier kann man genau sehen, an der und der Stelle unterscheiden sich die Neandertaler von unseren Vorfahren. Was aber der nächste wichtige Schritt ist, dass man auch ein Genom eines unserer Vorfahren vor 40.000 Jahren vergleicht. Denn die heutigen Menschen sind natürlich viel anders aus als ihre Vorfahren vor 40.000 Jahren. Und das werden dann die nächsten Schritte sein.