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Verschraubt, gebohrt und verdrahtet

Wer mit voller Wucht gegen eine Wand tritt, kann das komplizierte Gefüge aus 26 Knochen, 33 Gelenken und mehr als 100 Bändern durcheinanderbringen. Das passierte einem Mann, dessen verrenkte Fußwurzel in einer OP durch Schrauben und Drähte wieder stabilisiert wurde.

Von Mirko Smiljanic | 08.01.2013
    St. Vinzenz-Hospital Köln, Operationssaal 3. Seit wenigen Minuten liegt ein 25-jähriger Mann auf dem OP-Tisch und wartet darauf – narkotisiert natürlich –, dass der Chefarzt der Klinik für Unfall- und Wiederherstellungschirurgie, Professor Dietmar Pennig, seinen lädierten Fuß operiert.

    "Der Patient hat am Wochenende nach ausgiebigem Feiern mit seinem linken Fuß versucht, in spielerischer Absicht, den Kopf eines Mitfeiernden zu treffen. Das ist gründlich misslungen! Dabei ist er mit einer Wand in Kontakt getreten und hat sich die Fußwurzel komplett verrenkt."

    "In Kontakt getreten" ist treffend formuliert, der Mittzwanziger hat ungebremst gegen eine Wand getreten! Das verursachte nicht nur höllische Schmerzen, sondern ließ seinen Fuß erbärmlich aussehen: außen geschwollen, innen instabil.

    "Wir stabilisieren, nachdem wir zunächst die abschwellenden Maßnahmen durchgeführt haben, die Fußwurzel auf Höhe der sogenannten Lisfrancschen
    Gelenklinie und machen das mit möglichst wenig Schnitten, also minimalinvasiv, sofern sich das machen lässt bei dem Patienten."

    Stabilisieren heißt, es werden an mehreren Stellen Schrauben und Stahldrähte in den Fuß eingebracht. Damit der Operateur die richtigen Stellen trifft, werden währen des Eingriffs Röntgenaufnahmen gemacht …

    "... und Bild ..."

    ... eine Krankenschwester positioniert die mobile Röntgeneinheit nach den Vorgaben des Arztes ...

    "... Bild ..."

    ... Schritt für Schritt inspiziert er das Innere des Fußes ...

    "... sehr gut ..."

    ... bis er die richtigen Stellen für die Schrauben und Drähte gefunden hat und mit einer Bohrmaschine schließlich die Drähte in den Fuß schraubt.

    "Es ist eine perkutan, also durch Haut einzubringende Schraube eingebracht worden und zwei Drähte, die jeweils die Mittelfußknochen Zwei bis Vier mit
    der Fußwurzel verbinden und stabilisieren. Vergrößerung aus, bitte …"

    Der Patient habe Glück, sagt Dietmar Pennig, keiner der kleinen Knochen sei gebrochen! Nach zehn Minuten sind die Schrauben und Drähte im Fuß so platziert, dass das instabile Gefüge wieder einigermaßen Halt hat. Die Drähte selbst ragen aus der Haut heraus und werden in einem letzten Schritt mit einem Seitenschneider abgeknipst.

    "Der Patient wird sich natürlich länger an diese Episode vom Wochenende erinnern, weil er den Fuß sechs Wochen lang einer Teilbelastung zuführen kann, er kann also nur mit zehn bis fünfzehn Kilo auftreten und wird auch danach eine spezielle Schuhsolenzurichtung ermöglichen, um ihm ein schmerzfreies Gehen zu ermöglichen."

    Die Drahtenden sind entfernt, der Eingriff hat gerade mal 20 Minuten gedauert.

    "Okay, vielen Dank!"