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Videobeweis
Er wird kommen

Ein Schiedsrichter sitzt in einem TV-Studio, betrachtet innerhalb weniger Sekunden nach den Ereignissen in den Stadien Zeitlupen und Wiederholungen und gibt seine Eindrücke an den Schiedsrichter auf dem Rasen weiter, der seine Tatsachenentscheidung gegebenenfalls korrigiert. Das ist keine Utopie mehr. Der Fußball steht vor einem entscheidenden Zugewinn an Gerechtigkeit und vor vielen offenen Fragen.

Von Daniel Theweleit | 03.03.2016
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    Computer-Bild mit den Kameras für die Tor-Linien-Technik (Bild: FIFA / GoalControl). (FIFA/GoalControl (ACHTUNG: Nur für redaktionelle Nutzung und bei Nennung der Quelle: FIFA/GoalControl)
    Karl-Heinz Rummenigge lässt in diesen Tagen keine Möglichkeit aus, um für eine Herzensangelegenheit zu werben.
    "Was wir dringend brauchen, dringend brauchen, das ist jetzt der Videobeweis. (...) Wir haben diese Saison eine Qualität an Fehlentscheidungen, an die ich mich jedenfalls nicht erinnern kann. Wir brauchen einfach ein Stück mehr Sicherheit, wie das in den amerikanischen Sportarten seit Jahr und Tag der Fall ist."
    Es gehe um Titel, um Image und die Teilnahme an der Champions League. Um Millionen Euro also, sagte der Vorstandsvorsitzende des FC Bayern, der nebenbei die Interessen der europäischen Klubvereinigung ECA vertritt, in der vorigen Woche. Am Mittwoch bekräftigte Rummenigge seine Forderung noch einmal und das hat einen Grund. Am kommenden Samstag wird in Cardiff das internationale Regelgremium IFAB zusammenkommen. Wichtigster Punkt auf der Tagesordnung ist dann die Frage, ob und in welchen Ländern, nach ersten Experimenten in Holland weitere Tests mit dem Videoschiedsrichter durchgeführt werden. Neben acht anderen Verbänden bewerben sich auch der Deutsche Fußball-Bund und die Bundesliga. Am heutigen Donnerstag wurde in Frankfurt nun in einer kleinen Presserunde darüber informiert, wie die deutschen Funktionäre sich die Einführung der Technik vorstellen. Nach einem positiven Entscheid des IFAB müssen zunächst geeignete Videoassistenten gefunden werden, sagt DFB-Schiedsrichterchef Herbert Fandel.
    "Bundesligaschiedsrichter, oder demnächst ausscheidende Bundesligaschiedsrichter sollten das machen, die müssen geschult werden. Hinzu kommt der Operator, der technisch zuarbeitet muss auf Topniveau sein, damit es zügig geht. Haben wir diesen Personenkreis, die Technik funktioniert, werden wir testen. Dafür haben wir eine Spielzeit Zeit, das ist wenig genug, und ich meine wir müssen die Zeit nehmen, um fundierte Ergebnisse zu erhalten."
    Erst ab der Saison 2017/2018 und einem Jahr Erfahrung werden die Erkenntnisse des Videoassistenten an den Hauptschiedsrichter auf dem Rasen übermittelt werden. Die großen Fragen, die man sich beim IFAB stellt, werden erst dann beantworten werden, sagt IFAB-Sekretär Lukas Brud, der nach den Erkenntnissen der Versuche von Holland darüber nachdenkt, was passiert wenn der Videoassistent wirklich,
    "mit dem Schiedsrichter Kontakt hat. Wir können z.B. die Frage nicht beantworten, wie Verhält sich der Schiedsrichter, wenn er eine Information bekommt. Wie verhalten sich die Spieler auf den Feld, wenn sie wissen, der Schiedsrichter hat Zugriff auf die Szenen. Wie hoch ist die Akzeptanz im Allgemeinen, bei Fans, Spielern und Trainern. Das können wir erst beantworten, wenn wir das Live getestet haben."
    Dem Fußball steht eine spannende Zeit bevor, aber eines scheint klar. Die Einführung des Videoschiedsrichters ist kaum noch aufzuhalten.