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Viel Geld fürs Personal

200 Millionen Euro lässt der Mitgründer der Software-Schmiede SAP, Hans Werner Hector, für die Universität Karlsruhe springen. Damit wird erstmals eine staatliche Universität mit einer derart riesigen Finanzspritze bedacht. Allerdings soll das Geld nicht der Uni insgesamt zugute kommen, sondern für die wissenschaftliche Ausstattung und Auszeichnung von besonders qualifizierten Professoren eingesetzt werden.

Von Anja Braun |
    Der Rektor der Universität Karlsruhe, Horst Hippler, freut sich.

    " Die Stiftung bedeutet für uns, dass wir wettbewerbsfähiger geworden sind und dass wir attraktiver geworden sind für die besten Köpfe der Welt."

    Hippler hatte in der Vergangenheit häufig geklagt, dass ihm gerade Spitzenkräfte unter den Professoren vom Ausland quasi vor der Nase weggekauft worden seien. Nun wittert die Karlsruher Elite-Schmiede gute Chancen, zumindest im Professoren-Einkauf mit der Weltspitze konkurrieren zu können.

    "Der Regelfall wäre bis zu einer Million, dass kann auch höher gehen. Es wird so sein, dass es fünf Millionen Euro pro Jahr sein werden, die die Universität in Berufungsverfahren nutzen kann, um Ausstattungswünsche und ganz besondere Besonderheiten - zu dem was normalerweise üblich ist - finanzieren zu können, das macht uns sehr attraktiv. Und wie es mit den Gehältern ist? Da gibt es Gesetze und Landesgesetze, die sind sozusagen oben drüber. Aber vielleicht gibt es ja auch Möglichkeiten Gesetze zu ändern oder Gesetze an die Situation wir jetzt haben anzupassen und das hat der Ministerpräsident ja angekündigt, das das auch passieren wird und das auch möglich sein wird in der Zukunft."

    So sollen Spitzenforscher außerhalb des gültigen Tarifsystems der Unis mit dem Millionentopf angelockt und so auch bei Bleibeverhandlungen an der Universität gehalten werden können. Da will auch der baden-württembergische Ministerpräsident Oettinger mittun. Derzeit gibt der Landesvater der Karlsruher Universität knapp 200 Millionen Euro pro Jahr als Grundfinanzierung. Damit sind keine großen Sprünge zu machen, räumt Oettinger ein:

    "Unsere Gehaltsstruktur ist oftmals im Wettbewerb um die besten Köpfe nicht mehr ausreichend. Da haben andere Unis wie die ETH Zürich oder St. Gallen im deutschsprachigen Bereich oder in England oder Amerika andere Möglichkeiten. Und wenn wir die besten Köpfe herrufen wollen, müssen wir gegebenenfalls in der Gehaltsstruktur flexibler werden. Daran arbeiten wir im Dienstrecht und da kommen uns natürlich solche Stiftungen ideal zupass."

    Die Familie Hector steht mit einem geschätzten Vermögen von 1,6 Milliarden Euro auf der Liste der reichsten Deutschen an 41. Stelle und ist der Universität Karlsruhe schon länger zugetan. Vor fünf Jahren hat die Universität Karlsruhe Hans-Werner Hector die Ehrendoktorwürde für seine Verdienste zur Hochbegabtenförderung von Schülerinnen und Schülern verliehen. Nun geht es, gewissermaßen als Parallele, um die Hochbegabten unter den Professoren. Hans Werner Hector:

    " Wenn sie sich anschauen wie die Durchschnitte der Ausbildung in den letzten Jahren nach unten gesunken sind. Da muss man etwas tun, wenn wir in der Welt wieder jemand sein wollen. Es gibt genügend Hilfen für nicht so Intelligente, die sind alle da. Und die Gleichmachung in Deutschland sorgt dafür, dass die alle nicht runterfallen. Aber die Spitzen nach oben. Das sind die, die wir in der Zukunft brauchen. Sonst können wir Deutschland zumachen, sonst geht bei uns der Strom aus."

    Dass die Karlsruher Eliteuniversität dadurch noch elitärer wird, findet in Wirtschaft und Politik nur Unterstützung. Doch Elite muss auch von unten her solide aufgebaut werden. Deshalb fordert der Vertreter des akademischen Mittelbaus im Senat, Klaus Dullenkopf:

    "Interessant wäre natürlich auch nicht nur für Professoren eine entsprechende finanzielle Verbesserung zu schaffen, sondern auch für den akademischen Mittebau. Das wäre natürlich eine Sache, die für uns auch unheimlich interessant wäre, um auch auf der Ebene im Wettbewerb um die besten Köpfe gute Chancen zu haben."

    Das Forschungszentrum Karlsruhe als Partner der Universität im Karlsruher Institut für Technologie wird auf jeden Fall Nutznießer der Millionen sein. Sein Vorstandsvorsitzender Eberhard Umbach sieht in der Mega-Stiftung denn auch ein Zeichen für die gesamte Hochschullandschaft:

    "Ich denke die Unis brauchen dringend Stiftungskapital und zwar in ganz Deutschland. Und das ist ein wunderbares Zeichen, dass die Universitäten durch Stiftungskapital auch wirklich zu neuen Ufern aufbrechen können. Das ist ein ganz tolles Signal für die gesamte Öffentlichkeit und andere Stifter, die in Deutschland vielleicht ähnliches machen wollen."