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Virenangriff aufs Handy

Drahtloser Datenaustausch bei Mobiltelefonen oder Organizern ist dank moderner Bluetooth-Schnittstellen unkompliziert und praktisch. Allerdings zeigen sich mittlerweile auch hier Tücken der Technik. Hacker nutzen die Schnittstellen, um Viren in der Handywelt zu verbreiten.

Von Pia Grund-Ludwig |
    Wenn die Batterien Ihres Mobiltelefons oder Organizers schon nach einer oder zwei Stunden schlappmachen, obwohl sie voll geladen waren, dann sollten Sie misstrauisch werden, denn es könnte sein, dass sich ein Virus auf ihrem Mobilgerät eingeschlichen hat. Das gilt vor allem für neuere Geräte, die eine so genannte Bluetooth-Schnittstelle haben. Die sei zwar praktisch zum drahtlosen Datenaustausch, lade aber auch Hacker ein, meint Matthias Ruf, technischer Berater bei Bitdefender:

    "Ein großes Einfallstor ist die Bluetooth-Schnittstelle, wo im Radius von bis zu 50 Metern ein Virus übertragen kann, sich ausführen kann, weiter ist das über den MMS-Empfang möglich (...) Empfehlung an der Stelle: Bluetooth abschalten und das Handy fragt einen ja, ob diese MMS wirklich heruntergeladen werden soll, da sollte man wirklich auf den Absender achten, ob der es ein Absender aus dem Adressbuch ist, kenne ich diesen Absender (...) ansonsten sollte ich diese MMS verweigern."

    Drahtloser Datenaustausch bei Mobiltelefonen oder Organizern ist dank moderner Bluetooth-Schnittstellen unkompliziert und praktisch. Allerdings zeigen sich mittlerweile auch hier Tücken der Technik. Hacker nutzen die Schnittstellen, um Viren in der Handywelt zu verbreiten.

    Die Viren verbreiten sich also bislang über nicht abgeschaltete Bluetoothschnittstellen und versuchte Multimediabotschaften, die MMS. Und sie nutzen nicht nur MMS, sondern richten auch wirtschaftlichen Schaden an wie die jüngste Variante Commwarrior, die vor gut einer Woche erstmals gesichtet wurde. Für Experten wie Neil Hindocha, der im Virenlabor von Symantec neue Schädlinge unter die Lupe nimmt, ist der Commwarrior noch ein Virus aus dem Zoo, wie die Experten sagen. Das heißt, er befindet sich noch in einem kontrollierbaren Umfeld und nicht in freier Wildbahn:

    "Wir halten ihn für einen Virus aus dem Zoo, das heißt, wir haben noch keine Leute gesehen, die davon betroffen waren, aber wenn er sich verbreitet, dann wird das teuer. Er versucht, sich per MMS zu verbreiten, und MMS kosten in den meisten Ländern Geld."

    Wenn der Virus es schafft, allen Personen aus einem Adressbuch eine MMS zu schicken, kann das schon ganz schön ins Geld gehen. Virenfachmann Hindocha geht davon aus, dass diese Bedrohung im Lauf des Jahres noch deutlich zunehmen wird. Dafür spreche die Statistik:

    "In der ersten Hälfte des vergangenen Jahres hatten wir einen einzigen Handy-Virus, Ende des Jahres waren es 21, nun haben wir 35, wenn wir die Varianten mitrechnen."

    Die Softwarehersteller haben sich auf die zunehmende Zahl von Viren eingestellt, einige wie Kaspersky, Trend Micro, Symantec oder Computer Associates zeigen auf der Cebit Produkte gezeigt, mit denen sich die Benutzer schützen können. Die Hersteller von Endgeräten reagieren dagegen nur langsam. Nokia hat auf den neuesten Geräten Schutzsoftware installiert, bei Sony findet man Virenscanner immerhin bei einigen Geräte auf einer Programm-CD. Die meisten Hersteller überlassen es aber noch den Endkunden, entsprechende Software selbst zu kaufen. Diese Zurückhaltung könnte daran liegen, dass die Viren im Moment noch sehr selten sind.

    Wie schnell die Schädlinge von einer potentiellen zu einer realen Bedrohung werden hängt davon ab, ob die Virenschreiber einen Weg finden, ihre Schädlinge schnell und massenhaft zu verbreiten. Daran scheitern sie im Moment noch. Eine Barriere, die im Moment noch die Verbreitung behindert, ist die Vielzahl unterschiedlicher Betriebssysteme für mobile Geräte. Für jedes Betriebssystem müssen sich die Virenschreiber nämlich neue Schädlinge ausdenken, die sich dann auch auf Geräten mit diesem Betriebssystem verbreiten kann. Doch diese Vielfalt könnte sich reduzieren, im Moment sieht es so aus, als würde Symbian sich das Betriebssystem deutlich behaupten. Aber wenn sich eine Monokultur durchsetzt wie dies im PC-Bereich der Fall ist, hätten Hacker ein sehr viel leichteres Spiel.