Vivaldi: 'La tempesta di mare - Concerti con titoli'
Heute: zwei Neuproduktionen der Virgin mit Alter Musik. In dieser Szene wird man immer mutiger, was die Klangfarben angeht. Und so birgt die neue CD von Fabio Biondi und seinem Ensemble "Europa galante" auch einige erfreuliche Überraschungen. Überschrieben ist sie einfach nur mit "Vivaldi". Untertitel: "La tempesta di mare - Concerti con titoli". Das adriatische Seegewitter ist hinlänglich bekannt und wird einem von dem Blockflötisten Lorenzo Cavasanti recht beeindruckend, wenn auch noch durchaus kultiviert um die Ohren gepfiffen. Die betitelten Konzerte bergen die eigentlichen Überraschungen. Zum Beispiel das "Concerto funebre" B-dur für Violine, Oboe, Chalumeau, drei Violen all'inglese und Orchester, eine Trauermusik, die aus den dunklen Farben heraus expressive Kraft gewinnt. Die ersten beiden Sätze: * 'Musikbeispiel: A. Vivaldi - 1. + 2. Satz aus: Concerto B-dur RV 579 "Concerto funebre" Soweit die ersten beiden Sätze des Concerto funebre von Antonio Vivaldi, gespielt von Fabio Biondi und dem Ensemble "Europa galante". Die Besetzung ist, wie gesagt, äußerst apart: Violine, Oboe, Chalumeau, drei Violen all'Inglese und Orchester. Nun zu den anderen Konzerten, die auf dieser Virgin-CD enthalten sind: "L'inquietudine" steht am Anfang durchaus sinnvoll, denn die Unruhe ist nun einmal der Ausgangspunkt alles Schöpferischen. Dem korrespondiert "Il riposo - per il Natale", also die Ruhe, die ebenfalls auf dieser CD zu finden ist. Ferner: "La notte", eines der bekanntesten Konzerte Vivaldis und nach wie vor ein beeindruckendes Notturno, das Konzert für zwei Violoncelli und schließlich "Per eco in lontano" - für Echo aus der Ferne. Das ist ein zauberhaftes Werk für zwei Violinen, von denen die zweite das Echo der ersten bildet. Hier haben Sie denn auch bei der Aufnahme im Tibor-Varga-Studio im schweizerischen Sion alle Register gezogen und eine Aufnahme für Genießer zustande gebracht. Das Werk bezieht seinen Reiz natürlich in erster Linie aus diesen Echowirkungen. Doch hat Vivaldi zum einen wirklich hinreißende melodische Motive ersonnen und diese zum anderen so knapp gehalten, daß man nicht ewig auf das Echo warten muß. Dieses Genie der Liebenswürdigkeit war eben auch ein Praktiker. So wie im Concerto funebre laufen die italienischen Musiker in "Per eco in lontano" zu Höchstform auf. * Musikbeispiel: A. Vivaldi - 2. Satz aus: Concerto A-dur RV 552 "Per eco in lontano" Concerto "Per eco in lontano" von Antonio Vivaldi, gespielt von Fabio Biondi und Enrico Casazza, Violinen, sowie dem Ensemble "Europa galante". Nicht immer ist der Matador des Orchesters, Fabio Biondi, den virtuosen Ansprüchen, die er an sich selbst stellt, so ganz gewachsen. Man muß ihm allerdings zugestehen, daß er, wenn er schon gelegentlich auf der Flucht durch viele kleine Noten seine Haut zu retten sucht, er dies gekonnt und sehr routiniert tut. Gerade zum Handwerk des Musikers vergangener Zeiten gehörten ja auch gewisse Spiegelfechtereien. Dennoch: es gibt auch in der Szene der Alten Musik den einen oder anderen Geiger, der sein Metier um einiges besser beherrscht als Biondi. * Musikbeispiel: A. Vivaldi - 3. Satz aus: Concerto D-dur RV 234 "L'Inquietudine" Soweit die Virgin-CD "Vivaldi" mit dem Ensemble Europa galante und dem Geiger Fabio Biondi.