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Vive la Trance

"Wir sind Ronin - die herrenlosen Samurai", stellte sich uns der Schweizer Keyboarder Nik Bärtsch mit seiner Band vor, als sie im Mai vergangenen Jahres ihr neues Album "Stoa" in einem südfranzösischen Studio aufnahm. Ronin bietet jene besondere Art von neuer Trance-Musik, die den Zuhörer nicht anästhesieren, sondern inspirieren soll.

Von Karl Lippegaus | 09.06.2006
    Dass die Schweizer nicht nur hervorragende Uhren bauen, sondern auch solche Bands hervorbringen, bei denen alle musikalischen Elemente wie feingeschliffene Zahnräder präzise ineinander greifen, kann kaum Zufall sein. Die Live-Konzerte von Ronin sind jedenfalls ein echtes Erlebnis. Wie von einem Supergehirn gesteuert wechseln alle paar Minuten die Rhythmen, und die Musiker schrauben das Intensitätslevel ständig höher - ohne die im Jazz so beliebte Virtuosenmanie.

    Die Gruppe aus Zürich demonstriert eine besondere Mischung aus hoher Disziplin und geschmackssicherer Stilauswahl. Ihr Herz bilden Nik Bärtsch und der Drummer Kaspar Rast, die bereits seit 25 Jahren zusammenarbeiten. Aus der Minimal-Music von Steve Reich, der Energie von Soft Machine sowie den Grooves von James Brown oder aus Billy Cobhams besten Zeiten entsteht eine neuartige Fusion, die mit ihrer kühnen Klangarchitektur an die von Nik Bärtsch so bewunderten urbanen Landschaften Japans erinnert. Und während Kritiker noch darüber grübeln, wie man das Ganze nennen soll, hat Bärtsch bereits einen Namen dafür gefunden: "Zen-Funk".