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Vizepräsidentschaftskandidatin Kamala Harris
Eigenschaften, die eigentlich nur "Superhelden" haben

Beim Parteitag der US-Demokraten wird Kamala Harris die wichtigste Rede ihres Lebens halten. Es ist die Gelegenheit für die frühere Staatsanwältin und Justizministerin Kaliforniens, sich den Wählerinnen und Wählern richtig vorzustellen. Sie könnte als erste Vizepräsidentin ins Weiße Haus einziehen.

Von Kerstin Zilm | 19.08.2020
United States Senator Kamala Harris (Democrat of California) speaks during a US Senate Homeland Security and Governmental Affairs Committee oversight hearing examining the U.S. Customs and Border Protection (CBP) on Capitol Hill in Washington, U.S., June 25, 2020. Credit: Alexander Drago / Pool via CNP | Verwendung weltweit
Kamala Harris (picture alliance/dpa/CNP)
Radikal links oder wankelmütig. Verrückt oder klug. Fies oder fürsorglich. Kamala Harris passt in keine Schublade. Nur eins ist sicher: Auf ihrem beruflichen Weg hat die Tochter einer Krebsforscherin aus Indien und eines Wirtschaftswissenschaftlers aus Jamaika mehrfach Geschichte gemacht:
"Erste Bezirksstaatsanwältin von San Francisco, und erste Schwarze im Amt, erste Frau, erste Afroamerikanerin, erste asiatische Amerikanerin als Justizministerin von Kalifornien, die weibliche Barack Obama."
Geboren wurde Kamala Harris am 20. Oktober 1964 in Oakland bei San Francisco. Aufgewachsen ist sie in der Uni-Stadt Berkeley, wo sich ihre Eltern der Bewegung für Bürgerrechte und Frieden anschlossen. Kamala und ihre jüngere Schwester Maya waren bei Demonstrationen im Kinderwagen immer mit dabei.
Kinderbuch "Superhelden sind überall"
Ihre Mutter bezeichnet Kamala Harris als wichtigsten Einfluss in ihrem Leben. Wegen ihres Sinns für Gerechtigkeit, ihrer hohen Arbeitsmoral, ihrer Koch- und Tanzleidenschaft. Harris schreibt über die Beziehung in ihrem Kinderbuch "Superhelden sind überall":
"Meine Mutter war ein Superheld, weil sie mir das Gefühl gab, etwas Besonderes zu sein. Ihretwegen habe ich geglaubt, dass ich alles tun kann, was ich will."
Joe Biden und Kamala Harris, Präsidentschafts- und Vizepräsidentschaftsbewerber in den USA
Joe Biden nominiert Kamala Harris - Die geballte Antithese zu Donald Trump
Kamala Harris sei die perfekte Kandidatin für den Posten der Vizepräsidentin, kommentiert Thilo Kößler. Mit ihrer Nominierung durch den demokratischen Präsidentschaftskandidaten Joe Biden fange der Wahlkampf nun richtig an. Beide stünden für die Rückkehr der Vernunft in die Politik.
Kamala Harris wollte Recht studieren. Das tat sie an einer traditionellen Universität für Afroamerikaner in Washington DC und kam dann zurück nach Kalifornien. 2003, nicht mal 40 Jahre alt, wurde sie zur Bezirksstaatsanwältin von San Francisco gewählt, unterstützt von Polizei und Gefängnisgewerkschaften. Harris stellte sich gegen die Bestrafung von Polizeieinsätzen mit tödlichem Ausgang und griff hart gegen gewalttätige Kriminelle durch.
"Ich bin der festen Überzeugung, dass wir diese Straftäter hinter Gitter bringen müssen."
Gegnerin der Todesstrafe
Sie entwickelte gleichzeitig ein Resozialisierungsprogramm für nicht gewalttätige Verbrecher, das zum nationalen Vorbild wurde.
"Wir haben Partner vor Ort gefunden, die helfen, dass die meist jungen Straftäter ihren Schulabschluss nachmachen können; lernen, gute Eltern zu sein; ein Handwerk lernen. Die Zahl der Knast-Rückkehrer ist durch das Programm von 54 Prozent auf weniger als zehn zurückgegangen."
Sie lehnt die Todesstrafe ab und forderte sie nie als Staatsanwältin von San Francisco, selbst als sie nach dem Mord an einem Polizisten unter starken Druck kam. Doch als sie 2011 Justizministerin von Kalifornien wurde, unterstützte sie keine Initiative zur Abschaffung der Todesstrafe. Heute fordert sie ein landesweites Moratorium der Strafe und umfassende Polizeireformen.
Ihr erstes wichtiges Treffen mit Joe Biden hatte Kamala Harris am 3. Januar 2017. Unter Leitung des damaligen US-Vizepräsidenten leistete sie den Schwur als Senatorin von Kalifornien im US-Kongress, wo sie sich schnell einen Namen als scharfe Fragestellerin von Trump-Loyalisten machte.
Harris wollte selbst für das Präsidentenamt kandidieren
Die Bibel hielt dabei Douglas Emhoff, Anwalt aus Los Angeles, den sie drei Jahre vorher heiratete und damit Stiefmutter seiner beiden Kinder wurde. Gerade mal zwei Jahre später gab Harris ihre Kandidatur für das US-Präsidentschaftsamt bekannt, galt erst als Favoritin, verlor aber schnell an Momentum und beendete ihr Rennen im Dezember 2019. Für das Amt der Vizepräsidentin, da ist sie sicher, braucht sie Eigenschaften, die in ihrem Buch nur Superhelden haben.
"Bist du nett, mutig und neugierig? Bist du eine gute Freundin? Teilst du, was du hast? Arbeitest du hart? Bist du fair? Hilfst du anderen? Du wirst zur Heldin, wenn du die beste Version von dir selber bist."