Kommentar zur Vogelgrippe
Ein Ende der Massentierhaltung wäre der beste Schutz

Der wahre Grund für die Verbreitung der Geflügelpest ist die Massentierhaltung. Wer die Keulung von Hunderttausenden Hühnern, Gänsen und Enten künftig verhindern will, muss diese Haltungsform in den Geflügelbetrieben deshalb beenden.

Von Britta Fecke |
Enten, die in einer von Geflügelpest befallenen Anlage getötet wurden, werden in einen Transportbehälter gekippt.
Wegen der auch als Vogelgrippe bezeichneten Geflügelpest mussten Hunderttausende Tiere gekeult werden (picture alliance / dpa / Frank Hammerschmidt)
Sie kam früher als gewöhnlich, das mag überraschen. Aber dass die Vogelgrippe mal wieder ausgebrochen ist und Hunderttausende Vögel sterben, kann eigentlich niemanden überraschen, weil das System solche Seuchen provoziert. Und das System heißt Massentierhaltung!

Wildvögel sind die Boten, nicht die Ursache

Doch von Geflügelfarmen ist selten die Rede, wenn es um die Verbreitung des Virus geht, sondern von Zugvögeln – in diesem Jahr von Kranichen. Dabei sind die Wildvögel nur die Boten, aber nicht die Ursache. Die liegt – oder besser steht – dichtgedrängt in den riesigen Hallen der Geflügelbetriebe, wo oft Hunderttausende Hühner unter lebensfeindlichen Bedingungen gehalten werden.
Nun erregen die Bilder der gekeulten Tiere Mitleid, sie wurden getötet, um die Ausbreitung der Vogelgrippe zu bremsen. Und Container randvoll mit Geflügelkadavern sind auch ein erschreckender Anblick, aber die Bedingungen, unter denen die Tiere zuvor ihr kurzes Leben fristen mussten, sind eigentlich noch viel erschreckender: Auf engstem Raum, ohne Tageslicht und Frischluft werden Enten, Puten oder Hühner auf ihre sogenannte Schlachtreife hin gezüchtet oder die maximale Eierzahl.
Artgerecht wäre es, Hühner im Freien laufen zu lassen, wo sie auf Wiese und Weide, nach Futter scharren können. Einige kleine Bio-Betriebe halten ihr Federvieh auch so, und dass diese Landwirte den Preis für die Riesenfarmen mitbezahlen müssen, ist tragisch und ungerecht.

Tiere haben weniger als einen Quadratmeter Platz

Die meisten Legehennen – etwa zwei Drittel von ihnen – leben hier in Deutschland allerdings in Bodenhaltung, das heißt in riesigen Hallen, in denen im Schnitt 200.000 Hennen gehalten werden. Dort müssen neun Hühner auf einen Quadratmeter passen. Artgerecht ist anders! In einigen der großen Geflügelfarmen leben Legehennen noch enger: auf nur 800 Quadratzentimeter pro Tier, das entspricht einem DIN-A4-Blatt plus fünf EC-Karten.

Beengte Ställe sind Brutstätten für Vogelgrippe-Erreger

Und diese extrem beengten Ställe sind die Brutstätte für hochpathogene, Vogelgrippe-Erreger. Diese Viren entstehen auf natürliche Weise durch zufällige Mutationen, doch wenn diese aggressive Variante dann auf die gestressten und geschwächten Tiere trifft, hat sie leichtes Spiel und infiziert die ganze Halle. Das Ergebnis sehen wir aktuell in den Nachrichten.
Dass so viele Hühner, Enten und Puten gekeult werden müssen, liegt aber an der Haltungsform: Wenn Tausende Tiere in nur einem Stall stehen, dann summiert sich die Zahl eben sehr schnell auf eine halbe Million oder mehr getöteter Tiere.
Viele der Hühner oder Enten hätten aber ohnehin nicht mehr lange gelebt, weil das in der Massentierhaltung nicht vorgesehen ist, es wird zu teuer: Die Mastente in der konventionellen Haltung wird nach durchschnittlich 42 Lebenstagen geschlachtet.
Was aktuell beklagt wird, ist also nicht der Tod von infizierten Tieren, sondern der wirtschaftliche Schaden für den Halter und Steuerzahler. Und der Schaden wird wieder zu beklagen sein. Wenn nicht im nächsten Herbst, dann im übernächsten.

Die Lösung: Massentierhaltung abschaffen

Die Lösung ist einfach, aber unbequem: Wer keine Massentötung mehr hinnehmen will, muss die Massentierhaltung abschaffen; ein Systemwechsel als Seuchenbekämpfung. Das bedeutet aber auch, dass ein Ei teurer wird als 20 Cent und die Hühnerschenkel unter Folie im Supermarkt mehr kosten müssen als ein Biokürbis.
Solange die Politik dieses kranke System subventioniert und der Verbraucher lieber teure Handys oder Autos kauft, aber gerne nur billiges Fleisch, solange wird die Vogelgrippe immer wieder aufs Neue ganze Bestände vernichten. Und leider auch sehr viele, zum Teil geschützte Wildvögel töten, die sich an den Keimen aus der Massentierhaltung angesteckt haben. Denn die Hinterlassenschaften aus den Ställen, also der Hühnerkot, werden dann auch noch als Dünger auf den Äckern verteilt. So werden Seuchen gezüchtet!