Freitag, 03. Mai 2024

Wirtschaftsspionage
Volkswagen-Gruppe war Recherchen zufolge jahrelang Ziel von Hackern - Hinweise deuten auf China

Bei der Volkswagen-Gruppe wurden in der jüngeren Vergangenheit offenbar in großem Stil Entwicklungsdaten durch chinesische Hacker abgegriffen. Darüber berichten das ZDF und der Spiegel übereinstimmend. Insgesamt sollen 19.000 Dokumente unter anderem zur Entwicklung von Motoren, Getrieben, aber auch zur E-Mobilität raubkopiert worden sein.

22.04.2024
    Mitarbeiter montieren einen ID.4 im Werk von Volkswagen in Zwickau.
    In den Jahren 2010 bis 2015 konnten mutmaßlich chinesische Hacker bei VW an wichtige Entwicklungsdokumente gelangen. (picture alliance / dpa / Jan Woitas)
    Beide Medien berufen sich auf interne Dokumente, die sie im Rahmen einer internationalen Recherchekooperation einsehen konnten. Demnach fanden die Angriffe zwischen 2010 und 2015 statt. Laut dem Softwarehersteller Microsoft, der seinerzeit an der Wiederherstellung der Systeme beteiligt war, handelte es sich um den weltweit größten Hackerangriff.

    China weist Vorwürfe zurück

    ZDF und Spiegel schreiben, VW habe den Vorfall bestätigt, jedoch betont, dass er zehn Jahre zurückliege. Die IT-Sicherheit sei zuvor, aber auch im Nachgang massiv verstärkt worden. Darüber, wer hinter der Attacke stecke, wolle man nicht spekulieren.
    Die chinesische Botschaft in Berlin bestritt auf Anfrage jede Beteiligung. Direkte Beweise für eine chinesische Verwicklung gibt es laut den Berichten zwar nicht. Jedoch konnte die IP-Adresse der Hacker bis nach Peking zurückverfolgt werden. Ebenso wurde in China entwickelte Hacking-Software verwendet. Experten halten einen Angriff chinesischer Staatshacker für hoch wahrscheinlich.

    Verfassungsschutz warnt vor Wirtschaftsspionage

    Nach Einschätzung des Bundesamtes für Verfassungsschutz ist China einer der vier Hauptakteure bei Spionage gegen Deutschland - neben Russland, Iran und der Türkei. In Deutschland nutze China für die Umsetzung seiner ambitionierten Industriepolitik "Spionage in Wirtschaft und Wissenschaft", schreibt der Verfassungsschutz in seinem aktuellen Jahresbericht. 2022 hätten mutmaßlich staatliche oder staatlich gesteuerte chinesische Akteure "gezielt Cyberangriffe auf Unternehmen, Behörden und Privatpersonen sowie auch gegen politische Institutionen" verübt.

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    Diese Nachricht wurde am 20.04.2024 im Programm Deutschlandfunk gesendet.