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Vollkorn oder Roggen?

In Deutschland können die Verbraucher zwischen rund 300 Sorten wählen. Doch wer weiß schon, was genau drin steckt in unserem "Täglich Brot". Auf diese Frage hat sich die Vereinigung Getreide-, Markt- und Ernährungsforschung spezialisiert. Heute haben sie in Berlin die aktuellen Trends in den deutschen Backstuben vorgestellt.

Von Dieter Nürnberger |
    Aus Sicht der Ernährungswissenschaftler ist der tägliche Verzehr von Brot, allem voran Vollkornprodukten, natürlich unerlässlich. Es sollten täglich mehrere Schnitten oder andere Produkte verzehrt werden, darüber herrscht Einigkeit, und diesen Konsens betont Heiko Zentgraf, er ist Ernährungswissenschaftler und Geschäftsführer der Vereinigung Getreide, Markt- und Ernährungsforschung, natürlich gern.

    " In allen Ernährungsrichtlinien stehen Vollkornprodukte natürlich mit auf der Wunschliste der Ernährungswissenschaftler. Und dies können die Bundesbürger wesentlich besser in die Praxis umsetzen als es in den meisten Nachbarländern der Fall ist. Denn hier gibt es eine große Vielfalt an Vollkornbackwaren. Und damit kann man Nährwert und auch Geschmack sowie Gesundheit auf einen Nenner bringen. "

    Hintergrund der heutigen Pressekonferenz ist das abgelaufene Getreidewirtschaftsjahr, welches stets vom Juli des Vorjahres bis Ende Juni geht. Die Zahlen sind somit brandaktuell. Von den deutschen Mühlen wurden 6,8 Millionen Tonnen Getreide vermahlen. Im Einzelnen heißt dies, dass man beispielsweise beim Roggen erstmals seit Jahren einen sonst stetigen Rückgang bei der Vermahlung stoppen konnte, allerdings sieht es beim Weizen genau andersrum aus - hier konnte erstmals keine weitere Steigerung erzielt werden. Und auch beim Pro-Kopf-Verbrauch gab es keine Steigerung, sondern einen leichten Rückgang.

    " Der beträgt 234 Gramm. Das sind Brot und Brötchen, Kleingebäck und verwandte Produkte. Das kann man ja häufig auch nicht so genau differenzieren. Croissants beispielsweise gehören mehr oder weniger zu den Brötchen, wenn auch der Bäckereifachmann je nach Fettanteil auch anders sehen kann. Er würde es als feine Backware bezeichnen."

    234 Gramm täglich, im Vorjahr waren es 236 Gramm pro Kopf und Tag. Das sind umgerechnet drei Schnitten Brot plus ein Brötchen plus ein Stück Kleingebäck. Und in der langfristigen Betrachtung über zehn Jahre zeigen sich die Deutschen bei Pro-Kopf-Verbrauch stabil.

    Wohin geht der Trend? Da gibt es einige derzeit auf dem Markt. Jürgen-Michael Brümmer ist Sachverständiger für Bäckereitechnologie.

    " Da gibt es Veränderungen beispielsweise beim Kleingebäck. In Richtung mediterraner Touch - Ciabatta-Baguette oder Fladen. Grobporiges spielt immer mehr eine Rolle. Deutsche und auch amerikanische Weizenprodukte sind ja sonst eher feinporig. Letztendlich gibt es auch eine optimierte Nostalgie nach traditionellem Gebäck - das war auch kein schlechtes Marketing-Argument gewesen. "

    Und somit zeigt sich die Branche ganz zufrieden mit den Zahlen für 2006. Gerade auch deswegen, weil Deutsche Bäcker führend in Europa sind. 23 Prozent der Waren kommen aus deutschen Backöfen, damit liegt man in der EU-Produktion eindeutig an der Spitze. Und unerreicht ist auch die Vielfalt, die man anbieten könne, sagt Geschäftsführer Heiko Zentgraf.

    " Mit über 300 Sorten Brot und zirka 1.200 Sorten Klein- und Feingebäck ist die Vielfalt so groß wie sonst nirgends. Der Markt umfasst ja nicht nur das klassische Sortiment, auch Brezeln und Croissants gehören dazu, ebenso Hamburger-Buns oder natürlich die vielfältigen Pizza-Produkte. "

    Der Appetit der Bundesbürger auf Brot und auf Backwaren ist also weiterhin ungebrochen, auch wenn kein neuer Rekordverbrauch gemeldet werden kann. Das sind aus branchenwirtschaftlicher Sicht recht stabile Betrachtungen und aus ernährungswissenschaftlicher Sicht ebenso.