Seine Silhouette ist in ganz Frankreich bekannt: den Oberkörper leicht nach vorne gebeugt, die Hände im Rücken verschränkt. Mit leicht verschmitzt blickenden blauen Augen hinter der Nickelbrille, hat man ihn Jahre lang bei großen Kulturereignissen und natürlich im Louvre immer wieder vor den Fernsehkameras gesehen - ob Winter oder Sommer, mit seinem Markenzeichen: dem langen, knallroten Schal.
Pierre Rosenberg ist heute 68. Hätte sein Vater 1933 nicht vor den Nationalsozialisten fliehen müssen, wäre er, der Sohn, in Deutschland und nicht in Paris zur Welt gekommen. Hier studierte er nach dem Abitur zunächst Jura, absolvierte anschließend die "Ecole du Louvre", die weltberühmte Ausbildungsstätte für Kunsthistoriker:
"Aber ich habe auch sehr viel auf dem Flohmarkt gelernt oder im Hotel Drouot. Ich glaube nicht, dass eine Schule ausreicht, um einen guten Wissenschaftler zu machen, einen guten Kurator von einem Museum. Man muss auch viel reisen, viel sehen, Privatsammlungen, andere Museen, wissenschaftliche Institute und so weiter."
Der Schriftsteller und Kulturminister Andre Malraux holte den damaligen Yale-Studenten Pierre Rosenberg 1961 in einen zu jener Zeit reichlich verstaubten Louvre:
"Was man heute von einem Museum verlangt, gab es damals im Louvre nicht. Und man muss auch sagen, es war ein sehr nationales Museum. Und was in den anderen Ländern passierte, besonders in Amerika, war in diesen Jahren im Louvre unbekannt. Es war wirklich ein altmodisches Museum, sehr nett, sehr angenehm und auch charmant von vielen Seiten."
40 Jahre seines Berufslebens hat der weltweit anerkannte Spezialist für französische Malerei des 17. und 18. Jahrhunderts hier verbracht. Als sich Anfang der 80er Jahre die große Erneuerung des Louvre ankündigte und die heftigen Diskussionen über den Bau der Pyramide ausbrachen, da leitete Pierre Rosenberg bereits die Hauptabteilung für Malerei:
"Man sagt heute: Mitterrand sei damals für die Pyramide gewesen und die Opposition, die Rechte, dagegen. Ist ganz falsch. Mitterrand war für die Pyramide, ganz klar, aber Chirac auch. Der war Bürgermeister von Paris. Ich erinnere mich sehr gut, als er kam, sehr früh am Morgen, es war sechs oder sieben Uhr. Wir hatten eine Pyramide aufgebaut, aus Karton. Er hat sich die angesehen und war begeistert."
Ab 1994 war Pierre Rosenberg dann Direktor des Louvre und damit hauptverantwortlich für rund 300.000 Kunstwerke und Chef über rund 2000 Mitarbeiter:
"Es ist eine große Welt und eine kleine Welt. 2000 Leute, das sind viele Menschen, und man müsste eigentlich alle kennen und ich kenne auch viele. Zugleich ist es eine kleine Welt, die sehr stolz ist, im Museum zu arbeiten. Die Oper oder die Bibliothek haben Konkurrenten. Der Louvre hat kaum Konkurrenz. Er ist für Frankreich wie eine Vitrine. Und diese Vitrine macht die Leute, die hinter der Vitrine arbeiten, stolz."
Pierre Rosenberg geht heute als einfacher Besucher durch die Räume des Museums. Hin und wieder wird er von einem der Wärter erkannt und begrüßt. Auch nach diesen langen Jahren, die er im Louvre gearbeitet hat, zieht es ihn heute immer noch zu seinen Lieblingsmalern. Vor ihren Werken gerät er ins Schwärmen:
"Zwei Maler, die ich wirklich liebe, sind Poussin und Chardin. Schwierige Maler. Poussin, weil er schwierige Subjekte malte und nicht leicht zu verstehen ist. Er wollte seine Ideen über Tod, über Liebe und Leben nicht mit Wörtern exprimieren sondern mit seinem Pinsel. Die Welt von Chardin war eine ganz andere. Es ist so einfach, Äpfel zu malen, glaubt man. Es ist so einfach, Kaninchen darzustellen. Aber Chardin hat es so gemalt wie kein anderer Maler in der Kunstgeschichte es geschafft hat."
Vor dem monumentalen Gemälde der Kaiserkrönung Napoleons von David verfällt der, der seit zwei Jahrzehnten vergeblich dafür gekämpft hat, dass man Kunstgeschichte in der Schule unterrichtet, ein wenig in Nostalgie:
"Früher war es eine Sitte, dass Väter mit ihren Kindern am Sonntag Morgen nach der Messe in den Louvre gingen um Gemälde, wie zum Beispiel Napoleons Sacre von David, anzuschauen. Da hab ich hunderte von Vätern gesehen, die ihren Kindern erklärten: So, das ist der Marschall Soult, das ist der Marschall Lannes, und so weiter. Ich glaube, es ist sehr wichtig, Geschichte zu benützen, um Kinder zu der Kunstgeschichte zu bringen."
Es ist ein Blick voller Genugtuung, den Pierre Rosenberg auf die gut restaurierten Wände und durch die Fenster der Abteilung für französische Malerei im 2. Stock des Sully - Flügels hinunter wirft in den Napoleon-Hof, auf die prächtige Pyramide und das Leben dort:
"Ich habe diese wunderbare Chance gehabt, diese Umgestaltung des Museums mit zu erleben, hautnah zu sehen, wie sich alles veränderte und dass wir verstanden wurden. Ich bin stolz, dabei gewesen zu sein, als etwas Großes geschaffen wurde. Es waren wunderbare Jahre."
Jahre in denen Pierre Rosenberg vom Louvre aus täglich auf die berühmte Goldene Kuppel der Academie Francaise am anderen Seineufer schauen konnte, wo er seit 1995 zum Kreis der 40 so genannten Unsterblichen gehört.
"Man hat immer über die Academie Francaise gelacht, aber es bleibt eine der wenigen, wirklich traditionellen Institutionen, mit Sitten und einem Kostüm, und es ist ein sehr schöner Club, muss ich sagen. Und jeden Donnerstagnachmittag Claude Levi-Strauss zu treffen oder ein paar andere, ganz große Figuren, ist nicht unangenehm."
Pierre Rosenberg ist heute 68. Hätte sein Vater 1933 nicht vor den Nationalsozialisten fliehen müssen, wäre er, der Sohn, in Deutschland und nicht in Paris zur Welt gekommen. Hier studierte er nach dem Abitur zunächst Jura, absolvierte anschließend die "Ecole du Louvre", die weltberühmte Ausbildungsstätte für Kunsthistoriker:
"Aber ich habe auch sehr viel auf dem Flohmarkt gelernt oder im Hotel Drouot. Ich glaube nicht, dass eine Schule ausreicht, um einen guten Wissenschaftler zu machen, einen guten Kurator von einem Museum. Man muss auch viel reisen, viel sehen, Privatsammlungen, andere Museen, wissenschaftliche Institute und so weiter."
Der Schriftsteller und Kulturminister Andre Malraux holte den damaligen Yale-Studenten Pierre Rosenberg 1961 in einen zu jener Zeit reichlich verstaubten Louvre:
"Was man heute von einem Museum verlangt, gab es damals im Louvre nicht. Und man muss auch sagen, es war ein sehr nationales Museum. Und was in den anderen Ländern passierte, besonders in Amerika, war in diesen Jahren im Louvre unbekannt. Es war wirklich ein altmodisches Museum, sehr nett, sehr angenehm und auch charmant von vielen Seiten."
40 Jahre seines Berufslebens hat der weltweit anerkannte Spezialist für französische Malerei des 17. und 18. Jahrhunderts hier verbracht. Als sich Anfang der 80er Jahre die große Erneuerung des Louvre ankündigte und die heftigen Diskussionen über den Bau der Pyramide ausbrachen, da leitete Pierre Rosenberg bereits die Hauptabteilung für Malerei:
"Man sagt heute: Mitterrand sei damals für die Pyramide gewesen und die Opposition, die Rechte, dagegen. Ist ganz falsch. Mitterrand war für die Pyramide, ganz klar, aber Chirac auch. Der war Bürgermeister von Paris. Ich erinnere mich sehr gut, als er kam, sehr früh am Morgen, es war sechs oder sieben Uhr. Wir hatten eine Pyramide aufgebaut, aus Karton. Er hat sich die angesehen und war begeistert."
Ab 1994 war Pierre Rosenberg dann Direktor des Louvre und damit hauptverantwortlich für rund 300.000 Kunstwerke und Chef über rund 2000 Mitarbeiter:
"Es ist eine große Welt und eine kleine Welt. 2000 Leute, das sind viele Menschen, und man müsste eigentlich alle kennen und ich kenne auch viele. Zugleich ist es eine kleine Welt, die sehr stolz ist, im Museum zu arbeiten. Die Oper oder die Bibliothek haben Konkurrenten. Der Louvre hat kaum Konkurrenz. Er ist für Frankreich wie eine Vitrine. Und diese Vitrine macht die Leute, die hinter der Vitrine arbeiten, stolz."
Pierre Rosenberg geht heute als einfacher Besucher durch die Räume des Museums. Hin und wieder wird er von einem der Wärter erkannt und begrüßt. Auch nach diesen langen Jahren, die er im Louvre gearbeitet hat, zieht es ihn heute immer noch zu seinen Lieblingsmalern. Vor ihren Werken gerät er ins Schwärmen:
"Zwei Maler, die ich wirklich liebe, sind Poussin und Chardin. Schwierige Maler. Poussin, weil er schwierige Subjekte malte und nicht leicht zu verstehen ist. Er wollte seine Ideen über Tod, über Liebe und Leben nicht mit Wörtern exprimieren sondern mit seinem Pinsel. Die Welt von Chardin war eine ganz andere. Es ist so einfach, Äpfel zu malen, glaubt man. Es ist so einfach, Kaninchen darzustellen. Aber Chardin hat es so gemalt wie kein anderer Maler in der Kunstgeschichte es geschafft hat."
Vor dem monumentalen Gemälde der Kaiserkrönung Napoleons von David verfällt der, der seit zwei Jahrzehnten vergeblich dafür gekämpft hat, dass man Kunstgeschichte in der Schule unterrichtet, ein wenig in Nostalgie:
"Früher war es eine Sitte, dass Väter mit ihren Kindern am Sonntag Morgen nach der Messe in den Louvre gingen um Gemälde, wie zum Beispiel Napoleons Sacre von David, anzuschauen. Da hab ich hunderte von Vätern gesehen, die ihren Kindern erklärten: So, das ist der Marschall Soult, das ist der Marschall Lannes, und so weiter. Ich glaube, es ist sehr wichtig, Geschichte zu benützen, um Kinder zu der Kunstgeschichte zu bringen."
Es ist ein Blick voller Genugtuung, den Pierre Rosenberg auf die gut restaurierten Wände und durch die Fenster der Abteilung für französische Malerei im 2. Stock des Sully - Flügels hinunter wirft in den Napoleon-Hof, auf die prächtige Pyramide und das Leben dort:
"Ich habe diese wunderbare Chance gehabt, diese Umgestaltung des Museums mit zu erleben, hautnah zu sehen, wie sich alles veränderte und dass wir verstanden wurden. Ich bin stolz, dabei gewesen zu sein, als etwas Großes geschaffen wurde. Es waren wunderbare Jahre."
Jahre in denen Pierre Rosenberg vom Louvre aus täglich auf die berühmte Goldene Kuppel der Academie Francaise am anderen Seineufer schauen konnte, wo er seit 1995 zum Kreis der 40 so genannten Unsterblichen gehört.
"Man hat immer über die Academie Francaise gelacht, aber es bleibt eine der wenigen, wirklich traditionellen Institutionen, mit Sitten und einem Kostüm, und es ist ein sehr schöner Club, muss ich sagen. Und jeden Donnerstagnachmittag Claude Levi-Strauss zu treffen oder ein paar andere, ganz große Figuren, ist nicht unangenehm."