Ana ist fertig. Das Jura-Examen liegt seit einigen Wochen hinter ihr. Jetzt wartet die 34-Jährige mit dem energischen Kinn auf die Ergebnisse Mitte Juli. Um aber wirklich Anwältin zu werden, muss sie sich demnächst noch vor der Standesorganisation Law Society für das LPC bewerben, den Law Practising Course, eine Art praktisches Jahr.
"Ich würde nicht sagen, dass ich ängstlich bin, nur ein bisschen nervös. Denn meine Vergangenheit bleibt nun mal meine Vergangenheit."
Diese Vergangenheit besteht aus einer langen Haftstrafe wegen Kokainhandels.
Als ich Ana frage, wann sie im Gefängnis war, da muss die zierliche junge Frau mit den braunen Augen und den dunklen, schulterlangen Haaren die Jahre erst im Kalender errechnen, soweit weg liegt die Vergangenheit.
"Ich war im Gefängnis, drei Jahre und neun Monate. Ich war 25."
Ana stammt aus Madrid. Mit 20 kommt sie nach London, studiert Japanisch, und - führt ein wildes Leben. Sie lernt einen Kolumbianer kennen, heiratet ihn gegen den Willen der Eltern, bekommt eine Tochter. Er ist Mitglied der Drogenmafia, Ana dealt für ihn, wird erwischt und 2003 zu sechseinhalb Jahren Gefängnis verurteilt.
"Ich war erleichtert, ich habe mich geschämt, besonders vor meiner Familie, deshalb war ich erleichtert. Ich wollte bestraft werden, weil man Verantwortung übernehmen muss. Für mich war die Strafe die Gelegenheit, aus diesem Leben auszusteigen; sie war das Beste, was mir zu der Zeit geschehen konnte."
Tochter Ines wird bei den Eltern in Spanien groß. Ana nutzt die Zeit zum Lesen, und als sie 2007 nach fast vier Jahren vorzeitig aus der Haft entlassen wird, beginnt sie mit dem Studium.
Sie schreibt sich ein am Birkbeck College der University of London. Über ihre Gefängnisstrafe muss sie dort nicht Auskunft geben. Ihr Motto lautet:
"Arbeite einfach hart und sei fast anonym, ein Schatten in der Gesellschaft, bis du bewiesen hast, dass du es schaffst. Es hat keinen Sinn, allen zu erzählen, wo du herkommst. Weil, selbst wenn alle sehen, wie man ist, hätten sie das doch immer im Hinterkopf."
Sie hätte es wohl nicht geschafft ohne die 1400 Pfund jährlich vom Longford Trust. Peter Stanford ist 49, Journalist und Geschäftsführer der Stiftung. Er ist überzeugt, dass der Mangel an Ausbildung oft ein Grund für die kriminelle Karriere junger Leute ist.
"Oft entdecken junge Menschen im Knast dann wegen der Möglichkeiten dort, dass auch sie ein Gehirn haben, dass sie fähig sind, sogar eine akademische Laufbahn einzuschlagen. Was der Longford Trust mit seinen Stipendien versucht, ist, den jungen Exstrafgefangenen, wenn sie den Knast verlassen, dabei zu helfen, entweder ihre Ausbildung bis zur Hochschulreife fortzusetzen oder - wenn es die schon gibt - einen Uni-Platz zu finden."
Der Longford Trust sorgt für Betreuer und vergibt etwa 15 Stipendien zwischen 1000 und 5000 Pfund im Jahr. Es ist ein Kampf gegen Windmühlen. Stanford ärgert sich über den Kampf mit traditionellen Unis wie Oxford. Sie weigerten sich oft, Exhäftlinge studieren zu lassen. Und sehr restriktiv sei auch die Standesorganisation der Juristen, die Law Society.
"Eine ganze Menge Leute bewerben sich bei uns und wollen einen juristischen Abschluss machen. Wir beginnen dann immer mit der Warnung: Sie wissen, wenn sie Rechtanwalt werden wollen, müssen Sie ein sehr großes Hindernis überwinden. Wenn man nämlich eine kriminelle Vergangenheit hat, besteht die Law Society auf einem harten Zulassungsgespräch von Angesicht zu Angesicht."
Das könne er schon verstehen, sagt Peter Stanford. Er würde nur gern die Kriterien kennenlernen, nach denen die Society zum LPC zulasse oder eben nicht. Zwei seiner Stipendiaten seien bislang abgelehnt und zwei angenommen worden.
Demnächst muss Ana vor die Inquisition.
"Ich würde nicht sagen, dass ich ängstlich bin, nur ein bisschen nervös. Denn meine Vergangenheit bleibt nun mal meine Vergangenheit."
Diese Vergangenheit besteht aus einer langen Haftstrafe wegen Kokainhandels.
Als ich Ana frage, wann sie im Gefängnis war, da muss die zierliche junge Frau mit den braunen Augen und den dunklen, schulterlangen Haaren die Jahre erst im Kalender errechnen, soweit weg liegt die Vergangenheit.
"Ich war im Gefängnis, drei Jahre und neun Monate. Ich war 25."
Ana stammt aus Madrid. Mit 20 kommt sie nach London, studiert Japanisch, und - führt ein wildes Leben. Sie lernt einen Kolumbianer kennen, heiratet ihn gegen den Willen der Eltern, bekommt eine Tochter. Er ist Mitglied der Drogenmafia, Ana dealt für ihn, wird erwischt und 2003 zu sechseinhalb Jahren Gefängnis verurteilt.
"Ich war erleichtert, ich habe mich geschämt, besonders vor meiner Familie, deshalb war ich erleichtert. Ich wollte bestraft werden, weil man Verantwortung übernehmen muss. Für mich war die Strafe die Gelegenheit, aus diesem Leben auszusteigen; sie war das Beste, was mir zu der Zeit geschehen konnte."
Tochter Ines wird bei den Eltern in Spanien groß. Ana nutzt die Zeit zum Lesen, und als sie 2007 nach fast vier Jahren vorzeitig aus der Haft entlassen wird, beginnt sie mit dem Studium.
Sie schreibt sich ein am Birkbeck College der University of London. Über ihre Gefängnisstrafe muss sie dort nicht Auskunft geben. Ihr Motto lautet:
"Arbeite einfach hart und sei fast anonym, ein Schatten in der Gesellschaft, bis du bewiesen hast, dass du es schaffst. Es hat keinen Sinn, allen zu erzählen, wo du herkommst. Weil, selbst wenn alle sehen, wie man ist, hätten sie das doch immer im Hinterkopf."
Sie hätte es wohl nicht geschafft ohne die 1400 Pfund jährlich vom Longford Trust. Peter Stanford ist 49, Journalist und Geschäftsführer der Stiftung. Er ist überzeugt, dass der Mangel an Ausbildung oft ein Grund für die kriminelle Karriere junger Leute ist.
"Oft entdecken junge Menschen im Knast dann wegen der Möglichkeiten dort, dass auch sie ein Gehirn haben, dass sie fähig sind, sogar eine akademische Laufbahn einzuschlagen. Was der Longford Trust mit seinen Stipendien versucht, ist, den jungen Exstrafgefangenen, wenn sie den Knast verlassen, dabei zu helfen, entweder ihre Ausbildung bis zur Hochschulreife fortzusetzen oder - wenn es die schon gibt - einen Uni-Platz zu finden."
Der Longford Trust sorgt für Betreuer und vergibt etwa 15 Stipendien zwischen 1000 und 5000 Pfund im Jahr. Es ist ein Kampf gegen Windmühlen. Stanford ärgert sich über den Kampf mit traditionellen Unis wie Oxford. Sie weigerten sich oft, Exhäftlinge studieren zu lassen. Und sehr restriktiv sei auch die Standesorganisation der Juristen, die Law Society.
"Eine ganze Menge Leute bewerben sich bei uns und wollen einen juristischen Abschluss machen. Wir beginnen dann immer mit der Warnung: Sie wissen, wenn sie Rechtanwalt werden wollen, müssen Sie ein sehr großes Hindernis überwinden. Wenn man nämlich eine kriminelle Vergangenheit hat, besteht die Law Society auf einem harten Zulassungsgespräch von Angesicht zu Angesicht."
Das könne er schon verstehen, sagt Peter Stanford. Er würde nur gern die Kriterien kennenlernen, nach denen die Society zum LPC zulasse oder eben nicht. Zwei seiner Stipendiaten seien bislang abgelehnt und zwei angenommen worden.
Demnächst muss Ana vor die Inquisition.