Das war am Anfang eigentlich eine Idee von mir, mal mit der Schauspielschule zusammenzuarbeiten, dass Studenten der Ruhr-Universität zusammen mit Schauspielschülern eine Produktion erarbeiten. Dass die Studenten das selber gestalten. Was das Thema ist und was die Art sein wird und wie wir die Zeit miteinander verbringen. Und dann haben wir uns konzentriert darauf, einzelne Szenen zu suchen und die dann auch für die Bühne zu bearbeiten, und richtig geprobt wurde jetzt erst in den Semesterferien.
Karin Freymeyer ist Dozentin für Theaterwissenschaften an der Uni Bochum. Ihre Seminare haben einen hohen Praxisbezug. Das unterscheidet ihre Übungen vom übrigen Seminar-Angebot. Denn der Theorie-Anteil innerhalb der Theaterwissenschaften überwiegt eindeutig: Nach dem bisherigen Studienmodell ist nur eine Regie-Hospitanz innerhalb des Studiums vorgesehen.
Meistens ist der Lehrbetrieb so: der Dozent steht da, und er gibt vor, wie. Das ist meine übliche Arbeit. Ich gebe vor, wie. Ich sage, so machen wir es, und die Gruppendiskussionen, die laufen unglaublich träge. Das ist ne Arbeitsform, die die Studierenden so nicht mehr gewöhnt sind. Und die daraus zu bringen, das ist eine Arbeit. Aber ich halte es für wichtig.
In dieser szenischen Collage singen und skandieren die Theaterwissenschaftler gemeinsam im Sprechgesang mit den Schauspielschülern und üben sich im Rollenspiel. Das Schauspielern ist eigentlich im Studium der Theaterwissenschaften nicht vorgesehen, bietet aber die Chance, dramaturgische Konzepte direkt auf der Bühne einfach selber auszuprobieren. Auch den Schauspielschülern brachte das Theater-Projekt neue Erfahrungen: für sie war vor allem die konzeptuelle Arbeit neu, erzählt die Schauspielschülerin Antje Charlotte Sieglin:
Wir Schauspielschüler, wir haben ein komplett praktisches Studium. D.h. Darstellungsunterricht, Sprechen, Gesang, und zwei Stunden die Woche Theorieunterricht. Es ist also schon was ganz anderes.
Wir haben uns in der Collage alles selbst rausgesucht, uns die Stücke durchgelesen, haben sehr viel geredet. Viele Stunden geredet. Das ist schon was anderes, weil man Hintergründe kennenlernt, die man sonst nicht behandelt.
An den Stücken schrieben die Studierenden über ein Jahr lang. Sarah Heppehausen hat viel zusätzliche Stunden in die Proben investiert, dabei aber auch Zeit für ihr übriges Studium verloren.
Den Druck gibt es, ganz klar. Da ist bei mir zum Beispiel die Hausarbeit in den Hintergrund gerückt. Die kann ich jetzt nicht mehr während der Semesterferien schreiben, sondern muss die ins Semester reinziehen. Aber ich sag mal, ohne die praktische Erfahrung, die ich jetzt hier mache, würde ich hinterher auch nie in so einen Beruf reinkommen. Das ist ja ein Einblick, den ich hier bekomme. Das lohnt sich für mich persönlich.
Die Theaterwissenschaftlerin Jenny Meier nutzt das Projekt dazu, erste praktische Berufserfahrungen zu sammeln. Weil sie nebenher auch noch Schauspiel-Unterricht nimmt, wird sie ab dem kommenden Semester wahrscheinlich Studiengebühren zahlen müssen. Selbst das nimmt sie in Kauf.
In meinem Fall ist es jetzt so, dass ich BaföG-Empfängerin bin. Ich hab auch ne lange Zeit im Theater schon Regie-Hospitanzen gemacht im Praxisbereich, weil es nicht möglich ist, nach dem Studium sich plötzlich im Theater umzusehen, weil man schon vorher die ganzen Jahre nutzen muss. Und für mich ist es jetzt so, dass sich durch diese neuen Gesetze Probleme auftun, weil mein Bafög nur bis neun Semester gin, obwohl ich eigentlich eine von den schnellsten Studierenden war.
Das Engagement der Studierenden wurde wenigstens in Form eines Scheines belohnt, und am Samstag ist die Uraufführung. Thema der szenischen Collagen ist übrigens das Böse. Auch im Publikum werden sich Studierende und Schauspieler mischen, und so hofft man, dass es in Zukunft mehrere gemeinsame Projekte und Seminare zwischen beiden Studienfächern geben wird.
(Autorin: Antje Allroggen)
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Institut für Theaterwissenschaft
Karin Freymeyer ist Dozentin für Theaterwissenschaften an der Uni Bochum. Ihre Seminare haben einen hohen Praxisbezug. Das unterscheidet ihre Übungen vom übrigen Seminar-Angebot. Denn der Theorie-Anteil innerhalb der Theaterwissenschaften überwiegt eindeutig: Nach dem bisherigen Studienmodell ist nur eine Regie-Hospitanz innerhalb des Studiums vorgesehen.
Meistens ist der Lehrbetrieb so: der Dozent steht da, und er gibt vor, wie. Das ist meine übliche Arbeit. Ich gebe vor, wie. Ich sage, so machen wir es, und die Gruppendiskussionen, die laufen unglaublich träge. Das ist ne Arbeitsform, die die Studierenden so nicht mehr gewöhnt sind. Und die daraus zu bringen, das ist eine Arbeit. Aber ich halte es für wichtig.
In dieser szenischen Collage singen und skandieren die Theaterwissenschaftler gemeinsam im Sprechgesang mit den Schauspielschülern und üben sich im Rollenspiel. Das Schauspielern ist eigentlich im Studium der Theaterwissenschaften nicht vorgesehen, bietet aber die Chance, dramaturgische Konzepte direkt auf der Bühne einfach selber auszuprobieren. Auch den Schauspielschülern brachte das Theater-Projekt neue Erfahrungen: für sie war vor allem die konzeptuelle Arbeit neu, erzählt die Schauspielschülerin Antje Charlotte Sieglin:
Wir Schauspielschüler, wir haben ein komplett praktisches Studium. D.h. Darstellungsunterricht, Sprechen, Gesang, und zwei Stunden die Woche Theorieunterricht. Es ist also schon was ganz anderes.
Wir haben uns in der Collage alles selbst rausgesucht, uns die Stücke durchgelesen, haben sehr viel geredet. Viele Stunden geredet. Das ist schon was anderes, weil man Hintergründe kennenlernt, die man sonst nicht behandelt.
An den Stücken schrieben die Studierenden über ein Jahr lang. Sarah Heppehausen hat viel zusätzliche Stunden in die Proben investiert, dabei aber auch Zeit für ihr übriges Studium verloren.
Den Druck gibt es, ganz klar. Da ist bei mir zum Beispiel die Hausarbeit in den Hintergrund gerückt. Die kann ich jetzt nicht mehr während der Semesterferien schreiben, sondern muss die ins Semester reinziehen. Aber ich sag mal, ohne die praktische Erfahrung, die ich jetzt hier mache, würde ich hinterher auch nie in so einen Beruf reinkommen. Das ist ja ein Einblick, den ich hier bekomme. Das lohnt sich für mich persönlich.
Die Theaterwissenschaftlerin Jenny Meier nutzt das Projekt dazu, erste praktische Berufserfahrungen zu sammeln. Weil sie nebenher auch noch Schauspiel-Unterricht nimmt, wird sie ab dem kommenden Semester wahrscheinlich Studiengebühren zahlen müssen. Selbst das nimmt sie in Kauf.
In meinem Fall ist es jetzt so, dass ich BaföG-Empfängerin bin. Ich hab auch ne lange Zeit im Theater schon Regie-Hospitanzen gemacht im Praxisbereich, weil es nicht möglich ist, nach dem Studium sich plötzlich im Theater umzusehen, weil man schon vorher die ganzen Jahre nutzen muss. Und für mich ist es jetzt so, dass sich durch diese neuen Gesetze Probleme auftun, weil mein Bafög nur bis neun Semester gin, obwohl ich eigentlich eine von den schnellsten Studierenden war.
Das Engagement der Studierenden wurde wenigstens in Form eines Scheines belohnt, und am Samstag ist die Uraufführung. Thema der szenischen Collagen ist übrigens das Böse. Auch im Publikum werden sich Studierende und Schauspieler mischen, und so hofft man, dass es in Zukunft mehrere gemeinsame Projekte und Seminare zwischen beiden Studienfächern geben wird.
(Autorin: Antje Allroggen)
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