"Für uns Köche aus Deutschland ist es wie Mekka, einmal nach Paris zu kommen!"
Marcel Ohms ist Auszubildender im zweiten Lehrjahr, und das Mekka, von dem der Nachwuchskoch aus Berlin schwärmt, ist eine Ausbildungsküche in der renommierten Pariser Hotellerie- und Gastronomieschule Grégoire Ferrandi.
" Mir ist aufgefallen, dass sie sehr viel mit Butter arbeiten, also Butter, um die Soße abzubinden, klötzeweise Butter! Das kennen wir gar nicht so."
Butter oder Mehl und Soßenbinder – drei Wochen lang darf der Azubi aus einem Berliner Luxushotel in Pariser Kochtöpfen rühren – als Teilnehmer an einem Programm des Deutsch-Französischen Jugendwerkes. Waren es in der Gründungsphase vorwiegend Schülergruppen, denen die Annäherung an das Nachbarland schmackhaft gemacht werden sollte, so hat das Jugendwerk nach fast 50 Jahren, angesichts offener Grenzen und globaler Kontakte über das Internet für sein neues Publikum ein frisches Menü zusammengestellt. Ziel aber bleibt es, der routinierten deutsch-französischen Austauscharbeit auch in einem größer gewordenen Europa ein stabiles Fundament zu geben, so Sabine Kuntz – als deutsche Generalsekretärin in der Doppelspitze der paritätisch besetzten binationalen Einrichtung.
"Dieses Fundament muss möglichst breit sein, das heißt, wir brauchen die Kleinen im Kindergarten genauso wie die Betreuer und es gibt Zielgruppen, die wir bislang nicht genug ansprechen konnten. Das sind Azubis, Kinder oder Multiplikatoren, die Schulleiter, die wir seit drei Jahren intensiv ansprechen, weil wir wissen, dass sie Austausch unterstützen können, aber auch bremsen, wenn sie nicht überzeugt sind."
Seit 1963, als der damalige französische Staatspräsident Charles de Gaulle und Bundeskanzler Konrad Adenauer Jugendbegegnungen und einen regelmäßigen Jugendaustausch zwischen ihren beiden Ländern vereinbart haben, konnten acht Millionen junge Deutsche und junge Franzosen von den diversen Programmen profitieren. Versöhnung war der historische Auftrag, es galt, die Erbfeinde beiderseits des Rheins zu befrieden. Nach dem Fall der Berliner Mauer und des Eisernen Vorhangs nahm auch das Deutsch-Französische Jugendwerk die Länder Ost- und Mitteleuropas in den Blick – so Béatrice Angrand, neue französische Generalsekretärin des OFAJ, wie das Office franco-allemand pour la jeunesse in der französischen Abkürzung genannt wird.
"Ich finde, dass mit den trinationalen Begegnungen und besonders mit Polen, der deutsch-französischen einen Spiegel bringt. Man merkt, die deutsch-französische Versöhnung ist weit gekommen. Und wenn die Deutschen und Franzosen das mit Polen vergleichen, sehen sie, dass sie einen Riesenschritt gemacht haben. Und für die deutsch-französische Begegnung sind die Kontakte mit dem Balkan, mit Polen oder dem Maghreb, die Chance, auch dem deutsch-französischen neuen Schwung zu geben."
Noch heute nehmen alljährlich mehr als 200.000 Menschen an Austauschprogrammen des Deutsch-Französischen Jugendwerkes teil – doch hat sich eine Routine eingestellt: Das Interesse am unmittelbaren Nachbarn erlahmte – ebenso wie die Lust am Spracherwerb. Die zeitweilige Müdigkeit und die Lähmungserscheinungen in der deutsch-französischen Jugendbegegnung aber haben sich gelöst, beobachtet Béatrice Angrand:
"Aber wir empfinden auch ein bisschen Stress, weil wir ständig unser Programm anpassen müssen. Der Trend ist heute die virtuelle Begegnung, aber das ist nicht einfach, denn die Wurzeln des DFJW liegen in richtigen Begegnungen."
Neue Formen der Begegnung werden erprobt, längst bedient das Jugendwerk nicht mehr die klassische bildungsbürgerliche Klientel. Migrantenkinder beispielsweise profitieren erheblich:
"Zum Beispiel ist es oft so, wenn der Jugendliche aus der Banlieu von Paris oder der Deutschtürke aus Neukölln zum ersten Mal als Deutscher oder als Franzose angesprochen werden, was wichtig ist für den Prozess der Identitätsfindung, wenn ich lerne, mit dem merkwürdigen Deutschen oder dem komischen Franzosen klarzukommen, hilft mir das auch in meinem Kiez und meiner Banlieue."
So viel Früchte die deutsch-französische Jugendarbeit auch heute noch tragen mag - weder der deutsche, noch der französische Staat honorieren die Arbeit des Jugendwerkes über zusätzliche finanzielle Zuwendungen: Das Budget des Deutsch-Französischen Jugendwerkes hat sich seit 1963 nicht verändert: 20, 5 Millionen Euro stellen der französische und der deutsche Staat alljährlich zur Verfügung – dass andere renommierte deutsch-französische Projekte gleichfalls kurz gehalten werden, aber tröstet Béatrice Angrand nicht.
"Wenn die Krise vorbei ist, werden wir die Verantwortlichen überzeugen, dass wir ein bisschen mehr Geld brauchen."
Marcel Ohms ist Auszubildender im zweiten Lehrjahr, und das Mekka, von dem der Nachwuchskoch aus Berlin schwärmt, ist eine Ausbildungsküche in der renommierten Pariser Hotellerie- und Gastronomieschule Grégoire Ferrandi.
" Mir ist aufgefallen, dass sie sehr viel mit Butter arbeiten, also Butter, um die Soße abzubinden, klötzeweise Butter! Das kennen wir gar nicht so."
Butter oder Mehl und Soßenbinder – drei Wochen lang darf der Azubi aus einem Berliner Luxushotel in Pariser Kochtöpfen rühren – als Teilnehmer an einem Programm des Deutsch-Französischen Jugendwerkes. Waren es in der Gründungsphase vorwiegend Schülergruppen, denen die Annäherung an das Nachbarland schmackhaft gemacht werden sollte, so hat das Jugendwerk nach fast 50 Jahren, angesichts offener Grenzen und globaler Kontakte über das Internet für sein neues Publikum ein frisches Menü zusammengestellt. Ziel aber bleibt es, der routinierten deutsch-französischen Austauscharbeit auch in einem größer gewordenen Europa ein stabiles Fundament zu geben, so Sabine Kuntz – als deutsche Generalsekretärin in der Doppelspitze der paritätisch besetzten binationalen Einrichtung.
"Dieses Fundament muss möglichst breit sein, das heißt, wir brauchen die Kleinen im Kindergarten genauso wie die Betreuer und es gibt Zielgruppen, die wir bislang nicht genug ansprechen konnten. Das sind Azubis, Kinder oder Multiplikatoren, die Schulleiter, die wir seit drei Jahren intensiv ansprechen, weil wir wissen, dass sie Austausch unterstützen können, aber auch bremsen, wenn sie nicht überzeugt sind."
Seit 1963, als der damalige französische Staatspräsident Charles de Gaulle und Bundeskanzler Konrad Adenauer Jugendbegegnungen und einen regelmäßigen Jugendaustausch zwischen ihren beiden Ländern vereinbart haben, konnten acht Millionen junge Deutsche und junge Franzosen von den diversen Programmen profitieren. Versöhnung war der historische Auftrag, es galt, die Erbfeinde beiderseits des Rheins zu befrieden. Nach dem Fall der Berliner Mauer und des Eisernen Vorhangs nahm auch das Deutsch-Französische Jugendwerk die Länder Ost- und Mitteleuropas in den Blick – so Béatrice Angrand, neue französische Generalsekretärin des OFAJ, wie das Office franco-allemand pour la jeunesse in der französischen Abkürzung genannt wird.
"Ich finde, dass mit den trinationalen Begegnungen und besonders mit Polen, der deutsch-französischen einen Spiegel bringt. Man merkt, die deutsch-französische Versöhnung ist weit gekommen. Und wenn die Deutschen und Franzosen das mit Polen vergleichen, sehen sie, dass sie einen Riesenschritt gemacht haben. Und für die deutsch-französische Begegnung sind die Kontakte mit dem Balkan, mit Polen oder dem Maghreb, die Chance, auch dem deutsch-französischen neuen Schwung zu geben."
Noch heute nehmen alljährlich mehr als 200.000 Menschen an Austauschprogrammen des Deutsch-Französischen Jugendwerkes teil – doch hat sich eine Routine eingestellt: Das Interesse am unmittelbaren Nachbarn erlahmte – ebenso wie die Lust am Spracherwerb. Die zeitweilige Müdigkeit und die Lähmungserscheinungen in der deutsch-französischen Jugendbegegnung aber haben sich gelöst, beobachtet Béatrice Angrand:
"Aber wir empfinden auch ein bisschen Stress, weil wir ständig unser Programm anpassen müssen. Der Trend ist heute die virtuelle Begegnung, aber das ist nicht einfach, denn die Wurzeln des DFJW liegen in richtigen Begegnungen."
Neue Formen der Begegnung werden erprobt, längst bedient das Jugendwerk nicht mehr die klassische bildungsbürgerliche Klientel. Migrantenkinder beispielsweise profitieren erheblich:
"Zum Beispiel ist es oft so, wenn der Jugendliche aus der Banlieu von Paris oder der Deutschtürke aus Neukölln zum ersten Mal als Deutscher oder als Franzose angesprochen werden, was wichtig ist für den Prozess der Identitätsfindung, wenn ich lerne, mit dem merkwürdigen Deutschen oder dem komischen Franzosen klarzukommen, hilft mir das auch in meinem Kiez und meiner Banlieue."
So viel Früchte die deutsch-französische Jugendarbeit auch heute noch tragen mag - weder der deutsche, noch der französische Staat honorieren die Arbeit des Jugendwerkes über zusätzliche finanzielle Zuwendungen: Das Budget des Deutsch-Französischen Jugendwerkes hat sich seit 1963 nicht verändert: 20, 5 Millionen Euro stellen der französische und der deutsche Staat alljährlich zur Verfügung – dass andere renommierte deutsch-französische Projekte gleichfalls kurz gehalten werden, aber tröstet Béatrice Angrand nicht.
"Wenn die Krise vorbei ist, werden wir die Verantwortlichen überzeugen, dass wir ein bisschen mehr Geld brauchen."