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Von Bild zu Uber
Kai Diekmanns perfekte Karriereplanung

Vom Boulevard auf die Straße, von der Tageszeitung Bild zum Taxi-Konkurrenten Uber - mit diesem Wechsel hat Ex Bild-Chef Kai Diekmann alles richtig gemacht, meint Arno Orzessek in seiner Glosse.

Von Arno Orzessek | 18.04.2017
    Kai Diekmann macht ein Selfie
    Kai Diekmann wechselt von Bild zu Uber (Henning Kaiser/dpa)
    Missgünstige Presse hat Kai Diekmann nun wirklich schon genug gehabt... Wie schön, dass man den Mann jetzt endlich mal von Herzen loben kann. Bitte sehr, bei der Bild-Zeitung aus- und beim Fahrdienst Uber einzusteigen: Das ist perfekte Karriere-Planung, da findet zusammen, was zusammengehört.
    Gewiss, oberflächliche Menschen könnten die zwillingshafte Ähnlichkeit von Bild und Uber übersehen. Aber Kai Diekmann ist keine Pflaume, ihm ist nicht entgangen: Was für Bild der Boulevard ist, ist für Uber die Straße – eine verlockend dreckige Kampfzone –, und die Seite zu wechseln schon von daher ein Kinderspiel.
    Von der einen Kampfzone in die nächste
    Was jetzt nicht heißen soll, dass Diekmann ein Kind ist. Nein, Diekmann ist ein ehrbarer Mann von stolzer Männlichkeit. Genau deshalb zerrte er damals den fiesen taz-Autor Gerhard Hentschel vor den Kadi. Von wegen, bei ihm, Kai Diekmann, sei eine Schniedel-Vergrößerung gescheitert! Nicht einmal dringend nötig sei sie gewesen, wollte Diekmann offenbar mitteilen.
    Übrigens, keine Sorge: Wir verlieren unser Thema nicht aus den Augen...Taugt doch Diekmann gerade wegen seiner Männlichkeit und seines Rottweiler-Charmes zur Uber-Ikone. Schließlich lässt Uber-Chef Trevis Kalanick mit Blick auf das Geschlecht seiner Firma keinen Spielraum für irgendwelche Gender-Faxen: "Uber ist ein Mann."
    Also, das passt einfach. Und in puncto Tonlage liegen die Testosteron-Fontänen Diekmann und Kalanick auch auf einer Wellenlänge. "Wir befinden uns in einer politischen Kampagne, in der der Kandidat Uber heißt und der Gegner ein Arschloch namens Taxi", trötete Kalanick in seinem berühmten Statement...
    Ein keiner Schritt für Diekmann, ein großer für das Taxi-Gewerbe
    Dessen Herzhaftigkeit und Klarheit bis heute den Verdacht erwecken, dass der Schlagzeilen-Artist Diekmann insgeheim schon länger Slogans für Kalanick textet. Kurz und gut: Von Bild zu Uber, das ist ein kleiner Schritt für Kai Diekmann - aber ein großer für das hiesige Taxi-Gewerbe. Denn Diekmann soll Uber politisch beraten und "kulturelle Übersetzungsarbeit" leisten.
    Heißt wohl: Er wird Kalanick verklickern, warum hier nicht alle jauchzen, wenn ein aufgedrehter Milliardär die Taxi-Branche vertilgen will, auf Gesetze pfeift und die Penunze allein einsackt. Und wenn Kalanick die Hintergründe erst kapiert hat, wird sein Raubtier-Hunger umso größer sein. Längst kündigt der Mann den "Uber-kill" an... Vermutlich ein weiteres Diekmann-Wortspiel.
    Glückwunsch also, Kai! Sie hätten es nicht besser treffen können! Uber, das sind Sie selbst als Firma. Und das Soziale kommt in Wirklichkeit auch nicht zu kurz: Weniger begabte Studienabbrecher als Sie müssen hierzulande ja oft Taxi fahren. Und nun werden Sie mithelfen, dieses Elend zu beenden. Danke, Kai!