"Wir haben alle keinen Spaß daran zu sehen, dass Firmen pleitegehen, dass Menschen auf die Straße gesetzt werden, weil sie keinen Job mehr haben. Das macht uns allen gar keinen Spaß."
Sagt der Aktienhändler Oliver Roth. Die Analyse der Krise ist bereits erfolgt, die Schuldigen sind gefunden. Sie kommen aus der Branche und die Triebfeder ist ebenso klar, sagt Robert Halver, Baader Bank.
"Die Gier von einigen wenigen und eine Zinspolitik, die einfach viel zu großzügig war."
Nach den Anschlägen vom 11. September hatte die US-Notenbank die Zinsen drastisch abgesenkt und niedrig belassen, als die Wirtschaft schon wieder brummte. Die Folge, Spekulanten setzten sich immer höheren Risiken aus, um ein paar Extrazinsen herauszukitzeln. Deshalb sind die Marktteilnehmer auch gespalten, wenn es um die Frage geht, ob die Zinsen gesenkt werden sollen oder nicht. Noch immer aber gilt der Blick den USA. Fidel Helmer vom Bankhaus Hauk & Aufhäuser:
"Wir sind angespannt, wir sind nervös. Aber wir sind immer noch optimistisch, dass dieses Rettungspaket von 700 Milliarden US-Dollar noch auf den Weg gebracht wird, sicherlich mit ein paar Modifikationen. Und da muss man die Politiker natürlich auch verstehen, dass sie sich Gedanken machen und nicht nur einfach die Steuerzahler zur Kasse bitten. Sie haben ja auch Wähler zu berücksichtigen und das passiert im Moment in Amerika."
Und während des Wartens fallen die Banken wie Dominosteine. Bradford & Bingley, Fortis, Dexia, Hypo Real Estate heißen die europäischen Ausfälle.
"Wenn die Amerikaner ihr Versprechen nicht einlösen, und das Hilfspaket schnell beschließen und auch veröffentlichen, wird jedes Gerücht fatale Konsequenzen haben. Die Amerikaner sind am Zuge. Sie haben genau einen Schuss frei."
Sagt Robert Halver. Die streng marktwirtschaftliche Börse hofft auf staatliche Hilfe. Ein Widerspruch, der auch den Börsianern schwer zu schaffen macht. Fast schon eine Glaubenskrise, meint auch Oliver Roth.
"Wichtig ist, dass wir grundsätzlich das Vertrauen in Wirtschaftskraft und Finanzwesen beibehalten, aber auch uns treffen natürlich ab und an mal die einen oder anderen Zweifel, ob das denn alles hätte so sein müssen."
Am Ende aber überwiegt die Zuversicht, dass sich die Banken wieder fangen und sich die Zeiten an der Börse bessern mögen. Doch einfach ist dieses Ziel nicht zu erreichen. An der Börse wappnet man sich für stürmische Zeiten und weiterhin starke Schwankungen.
Lange Gesichter an der Börse, lange Schlangen vor den Bankschaltern, wo Leute ihr Geld abheben, so stellt man sich die Krise vor. In den USA und auch in Großbritannien wie beim Immobilienfinanzier Northern Rock hat es diese Warteschlangen schon gegeben. Bundesfinanzminister Peer Steinbrück will das vermeiden.
"Können Sie sich vorstellen, wenn wir nicht nur die Schlangen gesehen hätten da in London, Schlangen vor Filialen von Northern Rock. Und welche Vorstellung ein deutscher Politiker haben muss, die da lautet, du musst solche Fotos in Deutschland um jeden Preis vermeiden. Warum? Weil daneben die Fotos aus den 20er-Jahren gesetzt werden. Das sind andere historische Bezüge und Analogien. Und das ist die Verantwortung."
Es geht um den gefürchteten Domino-Effekt. Was dabei passiert, konnte man in Deutschland 1931 erleben während der Weltwirtschaftskrise. Einige wenige Banken gingen damals pleite. Der Staat griff nicht ein. Schnell entstand ein Flächenbrand, der Ansturm der Kontoinhaber traf auch gesunde Geldhäuser, die dem nicht gewachsen waren. Innerhalb weniger Tage kam es zum Kollaps. An Verstaatlichungen im großen Stil führte kein Weg mehr vorbei. Viel billiger wäre es gewesen, das Feuer frühzeitig zu löschen und der Krise erst gar keine Chance zu geben. Dennoch hagelt es Kritik, wenn mit öffentlichen Geldern private Banken gestützt werden sollen. Michael Heise, der Chefvolkswirt von Allianz und Dresdner Bank hat für diese Kritik Verständnis. Politiker sollten aber darüberstehen, meint Heise.
"Zunächst, glaube ich, muss man feststellen, dass eben das Scheitern des Rettungspaketes in den USA doch zeigt, wie sehr die Finanzmarktstabilität auch ein öffentliches Gut ist und dass dies vielleicht vom Kongress und den Republikanern, die dort dagegen gestimmt haben, etwas unterschätzt worden ist, dass die wirtschaftlichen Konsequenzen des Scheiterns doch dramatisch sind."
Damit einzelne Banken nicht mehr Auslöser eines Bankenruins werden können wie bei Northern Rock in Großbritannien, gibt es in Deutschland verschiedene Sicherungseinrichtungen für Privatbanken, Sparkassen und die genossenschaftlichen Volks- und Raiffeisenbanken. Der Anlegerschützer und Rechtsanwalt Klaus Nieding ist davon überzeugt, dass damit alle Sparguthaben sicher sind.
"Dem normalen Bankkunden muss man klar sagen, wir haben ein funktionierendes Einlagensicherungssystem bei unseren Privatbanken und bei den öffentlichen Banken. Es besteht keinerlei Gefahr für die Einlagen und Kapitalanlagen von normalen privaten Bankkunden."
Jedes Bankgeschäft basiert auf dem Vertrauen seiner Kunden in die Sicherheit ihrer Geldanlage. Wenn das Vertrauen gestört wird, und sei es auch nur aufgrund von Gerüchten, wird es gefährlich. Ist das Vertrauen weg, gibt es kein Halten mehr. Keine Bank ist auf diesen Krisenfall wirklich vorbereitet und sie kann es auch nicht. Sonst hätte sie das Geld ihrer Kunden erst gar nicht anlegen oder weiterreichen dürfen in Form von Krediten an andere Kunden und Marktteilnehmer. Wenn alles ständig abrufbar bleiben müsste, gebe es kein Bankgeschäft. Das Wesen des Kredits besteht gerade darin, dass einer dem anderen für eine gewisse Zeit einen bestimmten Geldbetrag anvertraut im festen Glauben daran, dass der andere es zurückzahlt. Kredit kommt von Lateinisch, Credere, was Glauben heißt. Das Entscheidende ist jetzt der Glaube, dass die Krise bald ein Ende findet.
"Wenn man die Nachrichten der letzten Tage sieht, kann man kein Ende sich richtig vorstellen. Ich glaube gleichwohl, und das liegt auch unserer Prognose zugrunde, dass die Talsohle gerade nach den schweren Einschlägen der letzten Tage ab jetzt viel näher ist, als es den Anschein hat."
Genauso wenig, wie eine Privatperson meist nicht in der Lage ist, alle Schulden auf einem Schlag zurückzuzahlen, kann das eine einzelne Bank. Der Münchener Immobilienfinanzier Hypo Real Estate wollte wie gewohnt langfristige Hypotheken Darlehen gegen kurzfristige Zahlungsverpflichtungen eintauschen. Reine Routine für eine Bank, die darauf spezialisiert ist. Aufgrund der Verwerfungen an den Finanzmärkten war es Hypo Real Estate aber nicht mehr möglich, kurzfristig Kredit zu bekommen, ein Sonderfall, meint Klaus Nieding.
"Wir haben mit der Hypo Real Estate die erste reine, tatsächlich reine Privatbank in Deutschland, die betroffen ist von der Finanzkrise. Bislang waren es im Wesentlichen öffentliche Institute oder öffentlich-dominierte Banken. Man muss allerdings sehen, dass die Hypo Real Estate natürlich nicht eine Bank wie jede andere ist, wie eine deutsche Commerzbank oder Dresdner Bank, sondern sie ist ein Spezialkreditinstitut. Sie hat zum einen nicht die Möglichkeit, sich über Einlagengelder ihrer Kunden zu refinanzieren. Das fehlt ihr. Sie ist keine Universalbank, sondern eine Spezialbank und teilt somit auch das Schicksal der amerikanischen Spezialbanken wie Investmentbanken und Ähnliches."
Das Besondere an den großen Universalbanken wie Deutsche, Dresdner oder Commerzbank ist, dass sie in vielen Geschäftsfeldern tätig sind, dadurch Verluste, die in einem bestimmten Bereich entstehen, mit Gewinnen oder Reserven ausgleichen können. Bei den Sparkassen steht schon der Name dafür, dass sie zunächst einmal von den Spareinlagen ihrer Kunden leben, indem sie diese geringer verzinsen als die Kredite, die sie auf der anderen Seite herausgeben. Wenn eine Bank wie die Hypo Real Estate dagegen als internationaler Immobilienspezialist tätig ist, kann eine Immobilienkrise schnell zum Problem werden.
"Wir müssen nun mal abwarten, ob es auch andere Spezialkreditinstitute in Deutschland gibt, die ähnlich wie die Hypo Real Estate aufgestellt sind und solche Probleme bekommen können, weil die Refinanzierung über andere Quellen schwieriger wird oder vielleicht sogar unmöglich wird. Dann kann es zu einem überschaubaren Domino-Effekt kommen. Er wird aber nicht zu einem Zusammenbruch des deutschen Bankwesens führen."
Auf der anderen Seite muss man die vielen Kundenbeziehungen, Märkte und Zahlungsströme sehen, in die eine Bank eingebunden ist. Sie stellen so etwas wie die finanzielle Infrastruktur der Wirtschaft da. Jede noch so kleine Störung kann hier unabsehbare Folgen haben. Bei der Hypo Real Estate ist ihre Rolle auf dem deutschen Pfandbriefmarkt entscheidend. In der Regel finanzieren Banken Baukredite über diesen Markt, der übrigens gesetzlich geschützt ist. Hinter dem Baugeld für ein Einfamilienhaus oder einer Eigentumswohnung stecken bestimmte Pfandbriefe. Eine Störung der reibungslosen Abläufe auf diesem Markt könnte Folgen für Millionen von Eigenheimbesitzern und Vermietern haben. Ihre Finanzierung würde sich verteuern. Da der Staat laut Gesetz ohnehin zur Stützung des Pfandbriefmarkts verpflichtet ist, kommt es ihm wahrscheinlich billiger, einer einzelnen Bank unter die Arme zu greifen, als auf den Flächenbrand zu warten.
Eine wichtige Rolle für den geordneten Ablauf des Geldkreislaufs spielen auch die Zentralbanken. Denn Kreditinstitute leihen sich auch zu normalen Zeiten Geld untereinander aus, wenn sie kurzfristig mehr Liquidität benötigen, als sie selbst im Haus haben. Das fängt bei der Bereitstellung von Bargeld an und geht bis hin zum Begleichen von ausstehenden Schulden. Dieses Geld, das sich die Banken in normalen Zeiten gern untereinander ausleihen, ist nicht ihr eigenes Geld. Es ist Geld, das die Zentralbanken bereitgestellt haben und das sie den Kreditinstituten gegen Zahlung eines Zinses verleihen, sagt Michael Schubert, Volkswirt der Commerzbank.
"Insofern verschulden sich Banken bei der Zentralbank, nehmen Kredite auf, und das ist die Liquidität, die die Banken von den Zentralbanken brauchen. Zusätzlich, es gibt einen weiteren Faktor, benötigen sie Liquidität für die sogenannte Mindestreservehaltung. Das heißt, wenn ein Bürger bei einer Bank eine Einlage hat, dann muss automatisch ein gewisser Prozentsatz von dieser Einlage bei der Zentralbank hinterlegt werden. Das ist ein geringer Prozentsatz, aber er mausert sich zu einer doch größeren Summe zusammen. Und das muss auch Zentralbankgeiz sein, und das ist die sogenannte Mindestreserve."
Die Zentralbanken wiederum sind von ihren Staaten bei der Gründung mit einem gewissen Grundkapital ausgestattet worden. Zudem verdienen sie mit den Krediten an die Geschäftsbanken Geld. Geld, dass sie auch anlegen, aber vorzugsweise in sehr sicheren Papieren, etwa in lang laufenden Staatsanleihen. Und auch das Geld aus der Mindestreserve arbeitet, wird angelegt und erwirtschaftet Zinsen. Diese Mindestreserve hat man als Sicherung eingerichtet für den Fall, dass viele Bankkunden plötzlich abheben wollen. Das kommt selten vor. Dieses Risiko hat sich aber eben in diesen Tagen erhöht. Und weil auch die Banken nicht wissen, was auf sie in naher Zukunft zukommen mag, rücken sie überschüssiges Geld der Zentralbanken in diesen unsicheren Zeiten nicht raus, auch wenn sie es eigentlich nicht benötigen. Sie helfen ihren Konkurrenten nicht aus einem Liquiditätsengpass. Diese müssen nun andere Wege suchen, erklärt Volkswirt Schubert.
"Diese Banken wenden sich dann direkt an die Zentralbank und die Zentralbank stellt diese Liquidität diesen Banken, die Geld benötigen, zur Verfügung, obwohl es andere Banken gibt, die aus Vorsichtsgründen halt auf der Liquidität rumsitzen."
Täglich schießen die Zentralbanken Milliarden Euro oder Dollar in diesen sogenannten Geldmarkt, verhindern damit, dass der Geldfluss vollkommen austrocknet und die Kreditinstitute ihrer Aufgabe nicht mehr nachkommen können, die Wirtschaft mit Geld zu versorgen. Diese Liquiditätsspritzen verschenkt die Notenbank aber nicht an die Banken, sie vergibt Kredite. Diese Geschäfte heißen in der Sprache der Geldpolitik Tender. Das sind Ausschreibungsverfahren, erläutert Michael Schubert von der Commerzbank.
"Die EZB kündigt vormittags an, sie bietet an, den Banken kurzfristig für die Laufzeit von einem Tag oder einer Woche oder auch länger einen Kredit zu vergeben und die Banken müssen bieten. Die Bank A sagt beispielsweise, ich möchte fünf Milliarden haben und dafür biete ich dir einen Zins von 4,6 Prozent. Und dann möchte ich noch mal zehn Milliarden haben, und dafür biete ich einen Zins von 4,5 Prozent. Und so machen das alle Banken. Und dann teilt die EZB die aus ihrer Sicht richtige Gesamtsumme zu, und die Banken, die den höchsten Zins geboten haben, die kriegen das Geld zuerst."
Dieser Zinssatz liegt für Geld, das sich die Banken über Nacht ausleihen, normalerweise nah am Leitzins. Schießt dieser Tagesgeldsatz jedoch in die Höhe, dann erkennen die Notenbanken, dass Spannung im Markt besteht. Entsprechend wissen sie, dass sie eingreifen, mehr Gelder in den Markt geben müssen als an normalen Tagen. Sinkt der Tagesgeldsatz unter den Leitzins, ziehen sie dieses Geld auch wieder aus dem Geldkreislauf zurück. Wie wichtig diese ständige Liquiditätsversorgung ist, erläutert Ulrich Kater, Chefvolkswirt der DekaBank.
"Die Diskussion gegenwärtig dreht sich um die Stabilität des Finanzsektors, um akute Liquiditätsprobleme, um akute, fast sogar technisch zu nennende Vorgänge im Finanzsystem. Hier ist die Zentralbank jeweils gefordert, und da insbesondere mit Liquidität auszuhelfen, damit nicht aus im Grunde genommen behebbaren Problemen eine unkontrollierbare Kettenreaktion entsteht. Das haben die Zentralbanken bisher so gehalten."
So sehen das auch die Notenbanken weltweit, die oft im Zusammenwirken in einer konstatierten Aktion diese Liquiditätsspritzen in den Markt geben. Dabei mag es einzelne Unterschiede geben, etwa in Bezug auf die Sicherheiten, die die Zentralbanken von den Geschäftsbanken verlangen. Diese müssen nämlich Wertpapiere hinterlegen. Sie sind aber verpflichtet, diese möglichst sicheren Papiere nach Auslaufen ihres Kredits der Notenbank auch wieder abzukaufen. In diesen Tagen aber werden auch Rufe nach Zinssenkungen laut. Die Europäische Zentralbank vor allem wird gedrängt, den wichtigsten Leitzins möglichst bald zurückzunehmen und damit den Märkten und der Wirtschaft ein weiteres Zeichen der Entspannung zu geben. Das aber würde in dieser Situation nichts bringen, meint Volkswirt Schubert von der Commerzbank, anders als etwa nach den Terroranschlägen des 9. September 2001.
"Im September 2001 gab es beides, sowohl Liquiditätsspritzen als auch konstatierte Aktionen von Zinssenkung. Damals war die Situation aber auch so, natürlich, dass die gesamte Bevölkerung äußerst betroffen und entsetzt gewesen ist. Deswegen konnte so ein psychologisches Signal einer Zinssenkung auch fruchten. Heute ist eigentlich das Problem nicht die Zinshöhe, sondern der Zugang zur Liquidität. Einzelne Banken haben keinen Zugang zur Liquidität und den haben sie unter Umständen auch nicht, wenn der Zins etwas niedriger ist. Es löst das Problem nicht. Deswegen zögert die EZB natürlich auch viel mehr als damals. Das soll aber nicht heißen, wenn die EZB zu einer anderen Einschätzung zu Konjunktur und Inflation kommt, dass sie dann nicht doch die Zinsen senkt. Das ist nicht auszuschließen, aber das ist die Voraussetzung für eine Zinssenkung."
Deshalb dürfte es auch an diesem Donnerstag wohl noch keinen Zinsschritt geben.
Als Bundesfinanzminister Peer Steinbrück zusammen mit Bundesbankpräsident Axel Weber am Nachmittag schnellen Schrittes von einer Fraktion zur nächsten eilte, war klar, die internationale Finanzkrise hat nun auch im Bundestag hektische Betriebsamkeit ausgelöst. Die beiden wollten allen Fraktionen des Parlaments in Sondersitzungen Rede und Antwort stehen. Ob dies gelungen ist, darüber wollte kaum jemand etwas Konkretes sagen. Jörg van Essen ist parlamentarischer Geschäftsführer der FDP-Fraktion. Er sagt, dass sich viele Wähler inzwischen Sorgen machen.
"Es ist eine ganz wichtige Aufgabe für uns in der Politik, deutlich zu machen, dass wir versuchen Lösungen zu finden und vor allen Dingen, dass uns das Geld des Steuerzahlers ganz wichtig ist."
Die Abgeordneten wissen, dass die Finanzkrise inzwischen auch an der Basis eine immer wichtigere Rolle spielt.
"Ich merke, dass die Leute unsicher sind, dass sie sich fragen, ob ihr Geld noch sicher ist, was auf der Sparkasse liegt, und dass sich die Leute auch wirklich große Sorgen machen um die Zukunft."
Sagt Gesine Lötzsch, sie ist stellvertretende Fraktionschefin der Linken. Die Unsicherheit bei den Menschen in den Wahlkreisen scheint zuzunehmen oder auch das Unverständnis der Leute vor Ort. Hans Michelbach von der CSU hat gerade den Wahlkampf in seiner Heimat hinter sich.
"Na, selbstverständlich. Die Leute sagen, für 1,5 Milliarden Euro habt ihr für die Einführung der Pendlerpauschale kein Geld, aber hier wird eine Bürgschaft für 26,6 Milliarden Euro übernommen. Dass das natürlich kritisch gesehen wird, das muss man natürlich klar erkennen."
Derweil eilt das Duo Steinbrück und Weber weiter durch den Bundestag, hin zur nächsten Fraktion. Krisenbewältigung, darüber wurde gesprochen, sagt Michael Luther von der CDU. Er hofft, dass sich von den staatlichen Bürgschaften auch die Wähler überzeugen lassen.
"Wenn wir nichts tun, dann wird es schwierig. In dem Moment, wo wir handeln, haben wir eine gute Chance, die Krise aus unserer Sicht zu bewältigen."
Rainer Wendt, wirtschaftspolitischer Sprecher der SPD-Fraktion, verteidigt die Rettungsmaßnahmen. Politische Unsicherheiten wie in den USA sollten in Deutschland nicht entstehen. Handlungsfähigkeit sei wichtig. Auch Wendt wurde in den vergangenen Tagen von vielen Bürgern angesprochen.
"Wie geht es mit der Wirtschaft weiter, Arbeitsplätze? Deswegen ist es so wichtig, dass die Banken genug Geld flüssig haben, um Kredite in die Privatwirtschaft hineinzugeben, damit sie investieren können, produziert werden kann."
Und noch eines will der SPD-Abgeordnete klarstellen. Die Bürger hätten Angst, dass aufgrund der hohen Summen für Bürgschaften anderes und Wichtiges auf der Strecke bliebe, weil kein Geld mehr da sei. Dem sei nicht so.
"Der Staat gibt derzeit kein Bargeld. Er sichert vielmehr andere Geldgeber durch eine Bürgschaft ab. Es besteht zurzeit kein Anlass zu solchen Vermutungen."
Übrigens, im Fraktionssaal der Linken mussten der Bundesfinanzminister und der Bundesbankpräsident besonders lange verweilen. Gesine Lötzsch wollte dies nicht politisch bewerten, aber auch sie rät nach der Sondersitzung ihrer Fraktion zur Besonnenheit. Bankkunden müssten jetzt nicht überreagieren.
"Ich glaube, es wäre ein bisschen einfach zu sagen, es ist alles in Ordnung. Aber niemand sollte in Panik verfallen. Das Geld jetzt vollständig abzuheben, wäre sicher der falscheste Weg."
Sagt der Aktienhändler Oliver Roth. Die Analyse der Krise ist bereits erfolgt, die Schuldigen sind gefunden. Sie kommen aus der Branche und die Triebfeder ist ebenso klar, sagt Robert Halver, Baader Bank.
"Die Gier von einigen wenigen und eine Zinspolitik, die einfach viel zu großzügig war."
Nach den Anschlägen vom 11. September hatte die US-Notenbank die Zinsen drastisch abgesenkt und niedrig belassen, als die Wirtschaft schon wieder brummte. Die Folge, Spekulanten setzten sich immer höheren Risiken aus, um ein paar Extrazinsen herauszukitzeln. Deshalb sind die Marktteilnehmer auch gespalten, wenn es um die Frage geht, ob die Zinsen gesenkt werden sollen oder nicht. Noch immer aber gilt der Blick den USA. Fidel Helmer vom Bankhaus Hauk & Aufhäuser:
"Wir sind angespannt, wir sind nervös. Aber wir sind immer noch optimistisch, dass dieses Rettungspaket von 700 Milliarden US-Dollar noch auf den Weg gebracht wird, sicherlich mit ein paar Modifikationen. Und da muss man die Politiker natürlich auch verstehen, dass sie sich Gedanken machen und nicht nur einfach die Steuerzahler zur Kasse bitten. Sie haben ja auch Wähler zu berücksichtigen und das passiert im Moment in Amerika."
Und während des Wartens fallen die Banken wie Dominosteine. Bradford & Bingley, Fortis, Dexia, Hypo Real Estate heißen die europäischen Ausfälle.
"Wenn die Amerikaner ihr Versprechen nicht einlösen, und das Hilfspaket schnell beschließen und auch veröffentlichen, wird jedes Gerücht fatale Konsequenzen haben. Die Amerikaner sind am Zuge. Sie haben genau einen Schuss frei."
Sagt Robert Halver. Die streng marktwirtschaftliche Börse hofft auf staatliche Hilfe. Ein Widerspruch, der auch den Börsianern schwer zu schaffen macht. Fast schon eine Glaubenskrise, meint auch Oliver Roth.
"Wichtig ist, dass wir grundsätzlich das Vertrauen in Wirtschaftskraft und Finanzwesen beibehalten, aber auch uns treffen natürlich ab und an mal die einen oder anderen Zweifel, ob das denn alles hätte so sein müssen."
Am Ende aber überwiegt die Zuversicht, dass sich die Banken wieder fangen und sich die Zeiten an der Börse bessern mögen. Doch einfach ist dieses Ziel nicht zu erreichen. An der Börse wappnet man sich für stürmische Zeiten und weiterhin starke Schwankungen.
Lange Gesichter an der Börse, lange Schlangen vor den Bankschaltern, wo Leute ihr Geld abheben, so stellt man sich die Krise vor. In den USA und auch in Großbritannien wie beim Immobilienfinanzier Northern Rock hat es diese Warteschlangen schon gegeben. Bundesfinanzminister Peer Steinbrück will das vermeiden.
"Können Sie sich vorstellen, wenn wir nicht nur die Schlangen gesehen hätten da in London, Schlangen vor Filialen von Northern Rock. Und welche Vorstellung ein deutscher Politiker haben muss, die da lautet, du musst solche Fotos in Deutschland um jeden Preis vermeiden. Warum? Weil daneben die Fotos aus den 20er-Jahren gesetzt werden. Das sind andere historische Bezüge und Analogien. Und das ist die Verantwortung."
Es geht um den gefürchteten Domino-Effekt. Was dabei passiert, konnte man in Deutschland 1931 erleben während der Weltwirtschaftskrise. Einige wenige Banken gingen damals pleite. Der Staat griff nicht ein. Schnell entstand ein Flächenbrand, der Ansturm der Kontoinhaber traf auch gesunde Geldhäuser, die dem nicht gewachsen waren. Innerhalb weniger Tage kam es zum Kollaps. An Verstaatlichungen im großen Stil führte kein Weg mehr vorbei. Viel billiger wäre es gewesen, das Feuer frühzeitig zu löschen und der Krise erst gar keine Chance zu geben. Dennoch hagelt es Kritik, wenn mit öffentlichen Geldern private Banken gestützt werden sollen. Michael Heise, der Chefvolkswirt von Allianz und Dresdner Bank hat für diese Kritik Verständnis. Politiker sollten aber darüberstehen, meint Heise.
"Zunächst, glaube ich, muss man feststellen, dass eben das Scheitern des Rettungspaketes in den USA doch zeigt, wie sehr die Finanzmarktstabilität auch ein öffentliches Gut ist und dass dies vielleicht vom Kongress und den Republikanern, die dort dagegen gestimmt haben, etwas unterschätzt worden ist, dass die wirtschaftlichen Konsequenzen des Scheiterns doch dramatisch sind."
Damit einzelne Banken nicht mehr Auslöser eines Bankenruins werden können wie bei Northern Rock in Großbritannien, gibt es in Deutschland verschiedene Sicherungseinrichtungen für Privatbanken, Sparkassen und die genossenschaftlichen Volks- und Raiffeisenbanken. Der Anlegerschützer und Rechtsanwalt Klaus Nieding ist davon überzeugt, dass damit alle Sparguthaben sicher sind.
"Dem normalen Bankkunden muss man klar sagen, wir haben ein funktionierendes Einlagensicherungssystem bei unseren Privatbanken und bei den öffentlichen Banken. Es besteht keinerlei Gefahr für die Einlagen und Kapitalanlagen von normalen privaten Bankkunden."
Jedes Bankgeschäft basiert auf dem Vertrauen seiner Kunden in die Sicherheit ihrer Geldanlage. Wenn das Vertrauen gestört wird, und sei es auch nur aufgrund von Gerüchten, wird es gefährlich. Ist das Vertrauen weg, gibt es kein Halten mehr. Keine Bank ist auf diesen Krisenfall wirklich vorbereitet und sie kann es auch nicht. Sonst hätte sie das Geld ihrer Kunden erst gar nicht anlegen oder weiterreichen dürfen in Form von Krediten an andere Kunden und Marktteilnehmer. Wenn alles ständig abrufbar bleiben müsste, gebe es kein Bankgeschäft. Das Wesen des Kredits besteht gerade darin, dass einer dem anderen für eine gewisse Zeit einen bestimmten Geldbetrag anvertraut im festen Glauben daran, dass der andere es zurückzahlt. Kredit kommt von Lateinisch, Credere, was Glauben heißt. Das Entscheidende ist jetzt der Glaube, dass die Krise bald ein Ende findet.
"Wenn man die Nachrichten der letzten Tage sieht, kann man kein Ende sich richtig vorstellen. Ich glaube gleichwohl, und das liegt auch unserer Prognose zugrunde, dass die Talsohle gerade nach den schweren Einschlägen der letzten Tage ab jetzt viel näher ist, als es den Anschein hat."
Genauso wenig, wie eine Privatperson meist nicht in der Lage ist, alle Schulden auf einem Schlag zurückzuzahlen, kann das eine einzelne Bank. Der Münchener Immobilienfinanzier Hypo Real Estate wollte wie gewohnt langfristige Hypotheken Darlehen gegen kurzfristige Zahlungsverpflichtungen eintauschen. Reine Routine für eine Bank, die darauf spezialisiert ist. Aufgrund der Verwerfungen an den Finanzmärkten war es Hypo Real Estate aber nicht mehr möglich, kurzfristig Kredit zu bekommen, ein Sonderfall, meint Klaus Nieding.
"Wir haben mit der Hypo Real Estate die erste reine, tatsächlich reine Privatbank in Deutschland, die betroffen ist von der Finanzkrise. Bislang waren es im Wesentlichen öffentliche Institute oder öffentlich-dominierte Banken. Man muss allerdings sehen, dass die Hypo Real Estate natürlich nicht eine Bank wie jede andere ist, wie eine deutsche Commerzbank oder Dresdner Bank, sondern sie ist ein Spezialkreditinstitut. Sie hat zum einen nicht die Möglichkeit, sich über Einlagengelder ihrer Kunden zu refinanzieren. Das fehlt ihr. Sie ist keine Universalbank, sondern eine Spezialbank und teilt somit auch das Schicksal der amerikanischen Spezialbanken wie Investmentbanken und Ähnliches."
Das Besondere an den großen Universalbanken wie Deutsche, Dresdner oder Commerzbank ist, dass sie in vielen Geschäftsfeldern tätig sind, dadurch Verluste, die in einem bestimmten Bereich entstehen, mit Gewinnen oder Reserven ausgleichen können. Bei den Sparkassen steht schon der Name dafür, dass sie zunächst einmal von den Spareinlagen ihrer Kunden leben, indem sie diese geringer verzinsen als die Kredite, die sie auf der anderen Seite herausgeben. Wenn eine Bank wie die Hypo Real Estate dagegen als internationaler Immobilienspezialist tätig ist, kann eine Immobilienkrise schnell zum Problem werden.
"Wir müssen nun mal abwarten, ob es auch andere Spezialkreditinstitute in Deutschland gibt, die ähnlich wie die Hypo Real Estate aufgestellt sind und solche Probleme bekommen können, weil die Refinanzierung über andere Quellen schwieriger wird oder vielleicht sogar unmöglich wird. Dann kann es zu einem überschaubaren Domino-Effekt kommen. Er wird aber nicht zu einem Zusammenbruch des deutschen Bankwesens führen."
Auf der anderen Seite muss man die vielen Kundenbeziehungen, Märkte und Zahlungsströme sehen, in die eine Bank eingebunden ist. Sie stellen so etwas wie die finanzielle Infrastruktur der Wirtschaft da. Jede noch so kleine Störung kann hier unabsehbare Folgen haben. Bei der Hypo Real Estate ist ihre Rolle auf dem deutschen Pfandbriefmarkt entscheidend. In der Regel finanzieren Banken Baukredite über diesen Markt, der übrigens gesetzlich geschützt ist. Hinter dem Baugeld für ein Einfamilienhaus oder einer Eigentumswohnung stecken bestimmte Pfandbriefe. Eine Störung der reibungslosen Abläufe auf diesem Markt könnte Folgen für Millionen von Eigenheimbesitzern und Vermietern haben. Ihre Finanzierung würde sich verteuern. Da der Staat laut Gesetz ohnehin zur Stützung des Pfandbriefmarkts verpflichtet ist, kommt es ihm wahrscheinlich billiger, einer einzelnen Bank unter die Arme zu greifen, als auf den Flächenbrand zu warten.
Eine wichtige Rolle für den geordneten Ablauf des Geldkreislaufs spielen auch die Zentralbanken. Denn Kreditinstitute leihen sich auch zu normalen Zeiten Geld untereinander aus, wenn sie kurzfristig mehr Liquidität benötigen, als sie selbst im Haus haben. Das fängt bei der Bereitstellung von Bargeld an und geht bis hin zum Begleichen von ausstehenden Schulden. Dieses Geld, das sich die Banken in normalen Zeiten gern untereinander ausleihen, ist nicht ihr eigenes Geld. Es ist Geld, das die Zentralbanken bereitgestellt haben und das sie den Kreditinstituten gegen Zahlung eines Zinses verleihen, sagt Michael Schubert, Volkswirt der Commerzbank.
"Insofern verschulden sich Banken bei der Zentralbank, nehmen Kredite auf, und das ist die Liquidität, die die Banken von den Zentralbanken brauchen. Zusätzlich, es gibt einen weiteren Faktor, benötigen sie Liquidität für die sogenannte Mindestreservehaltung. Das heißt, wenn ein Bürger bei einer Bank eine Einlage hat, dann muss automatisch ein gewisser Prozentsatz von dieser Einlage bei der Zentralbank hinterlegt werden. Das ist ein geringer Prozentsatz, aber er mausert sich zu einer doch größeren Summe zusammen. Und das muss auch Zentralbankgeiz sein, und das ist die sogenannte Mindestreserve."
Die Zentralbanken wiederum sind von ihren Staaten bei der Gründung mit einem gewissen Grundkapital ausgestattet worden. Zudem verdienen sie mit den Krediten an die Geschäftsbanken Geld. Geld, dass sie auch anlegen, aber vorzugsweise in sehr sicheren Papieren, etwa in lang laufenden Staatsanleihen. Und auch das Geld aus der Mindestreserve arbeitet, wird angelegt und erwirtschaftet Zinsen. Diese Mindestreserve hat man als Sicherung eingerichtet für den Fall, dass viele Bankkunden plötzlich abheben wollen. Das kommt selten vor. Dieses Risiko hat sich aber eben in diesen Tagen erhöht. Und weil auch die Banken nicht wissen, was auf sie in naher Zukunft zukommen mag, rücken sie überschüssiges Geld der Zentralbanken in diesen unsicheren Zeiten nicht raus, auch wenn sie es eigentlich nicht benötigen. Sie helfen ihren Konkurrenten nicht aus einem Liquiditätsengpass. Diese müssen nun andere Wege suchen, erklärt Volkswirt Schubert.
"Diese Banken wenden sich dann direkt an die Zentralbank und die Zentralbank stellt diese Liquidität diesen Banken, die Geld benötigen, zur Verfügung, obwohl es andere Banken gibt, die aus Vorsichtsgründen halt auf der Liquidität rumsitzen."
Täglich schießen die Zentralbanken Milliarden Euro oder Dollar in diesen sogenannten Geldmarkt, verhindern damit, dass der Geldfluss vollkommen austrocknet und die Kreditinstitute ihrer Aufgabe nicht mehr nachkommen können, die Wirtschaft mit Geld zu versorgen. Diese Liquiditätsspritzen verschenkt die Notenbank aber nicht an die Banken, sie vergibt Kredite. Diese Geschäfte heißen in der Sprache der Geldpolitik Tender. Das sind Ausschreibungsverfahren, erläutert Michael Schubert von der Commerzbank.
"Die EZB kündigt vormittags an, sie bietet an, den Banken kurzfristig für die Laufzeit von einem Tag oder einer Woche oder auch länger einen Kredit zu vergeben und die Banken müssen bieten. Die Bank A sagt beispielsweise, ich möchte fünf Milliarden haben und dafür biete ich dir einen Zins von 4,6 Prozent. Und dann möchte ich noch mal zehn Milliarden haben, und dafür biete ich einen Zins von 4,5 Prozent. Und so machen das alle Banken. Und dann teilt die EZB die aus ihrer Sicht richtige Gesamtsumme zu, und die Banken, die den höchsten Zins geboten haben, die kriegen das Geld zuerst."
Dieser Zinssatz liegt für Geld, das sich die Banken über Nacht ausleihen, normalerweise nah am Leitzins. Schießt dieser Tagesgeldsatz jedoch in die Höhe, dann erkennen die Notenbanken, dass Spannung im Markt besteht. Entsprechend wissen sie, dass sie eingreifen, mehr Gelder in den Markt geben müssen als an normalen Tagen. Sinkt der Tagesgeldsatz unter den Leitzins, ziehen sie dieses Geld auch wieder aus dem Geldkreislauf zurück. Wie wichtig diese ständige Liquiditätsversorgung ist, erläutert Ulrich Kater, Chefvolkswirt der DekaBank.
"Die Diskussion gegenwärtig dreht sich um die Stabilität des Finanzsektors, um akute Liquiditätsprobleme, um akute, fast sogar technisch zu nennende Vorgänge im Finanzsystem. Hier ist die Zentralbank jeweils gefordert, und da insbesondere mit Liquidität auszuhelfen, damit nicht aus im Grunde genommen behebbaren Problemen eine unkontrollierbare Kettenreaktion entsteht. Das haben die Zentralbanken bisher so gehalten."
So sehen das auch die Notenbanken weltweit, die oft im Zusammenwirken in einer konstatierten Aktion diese Liquiditätsspritzen in den Markt geben. Dabei mag es einzelne Unterschiede geben, etwa in Bezug auf die Sicherheiten, die die Zentralbanken von den Geschäftsbanken verlangen. Diese müssen nämlich Wertpapiere hinterlegen. Sie sind aber verpflichtet, diese möglichst sicheren Papiere nach Auslaufen ihres Kredits der Notenbank auch wieder abzukaufen. In diesen Tagen aber werden auch Rufe nach Zinssenkungen laut. Die Europäische Zentralbank vor allem wird gedrängt, den wichtigsten Leitzins möglichst bald zurückzunehmen und damit den Märkten und der Wirtschaft ein weiteres Zeichen der Entspannung zu geben. Das aber würde in dieser Situation nichts bringen, meint Volkswirt Schubert von der Commerzbank, anders als etwa nach den Terroranschlägen des 9. September 2001.
"Im September 2001 gab es beides, sowohl Liquiditätsspritzen als auch konstatierte Aktionen von Zinssenkung. Damals war die Situation aber auch so, natürlich, dass die gesamte Bevölkerung äußerst betroffen und entsetzt gewesen ist. Deswegen konnte so ein psychologisches Signal einer Zinssenkung auch fruchten. Heute ist eigentlich das Problem nicht die Zinshöhe, sondern der Zugang zur Liquidität. Einzelne Banken haben keinen Zugang zur Liquidität und den haben sie unter Umständen auch nicht, wenn der Zins etwas niedriger ist. Es löst das Problem nicht. Deswegen zögert die EZB natürlich auch viel mehr als damals. Das soll aber nicht heißen, wenn die EZB zu einer anderen Einschätzung zu Konjunktur und Inflation kommt, dass sie dann nicht doch die Zinsen senkt. Das ist nicht auszuschließen, aber das ist die Voraussetzung für eine Zinssenkung."
Deshalb dürfte es auch an diesem Donnerstag wohl noch keinen Zinsschritt geben.
Als Bundesfinanzminister Peer Steinbrück zusammen mit Bundesbankpräsident Axel Weber am Nachmittag schnellen Schrittes von einer Fraktion zur nächsten eilte, war klar, die internationale Finanzkrise hat nun auch im Bundestag hektische Betriebsamkeit ausgelöst. Die beiden wollten allen Fraktionen des Parlaments in Sondersitzungen Rede und Antwort stehen. Ob dies gelungen ist, darüber wollte kaum jemand etwas Konkretes sagen. Jörg van Essen ist parlamentarischer Geschäftsführer der FDP-Fraktion. Er sagt, dass sich viele Wähler inzwischen Sorgen machen.
"Es ist eine ganz wichtige Aufgabe für uns in der Politik, deutlich zu machen, dass wir versuchen Lösungen zu finden und vor allen Dingen, dass uns das Geld des Steuerzahlers ganz wichtig ist."
Die Abgeordneten wissen, dass die Finanzkrise inzwischen auch an der Basis eine immer wichtigere Rolle spielt.
"Ich merke, dass die Leute unsicher sind, dass sie sich fragen, ob ihr Geld noch sicher ist, was auf der Sparkasse liegt, und dass sich die Leute auch wirklich große Sorgen machen um die Zukunft."
Sagt Gesine Lötzsch, sie ist stellvertretende Fraktionschefin der Linken. Die Unsicherheit bei den Menschen in den Wahlkreisen scheint zuzunehmen oder auch das Unverständnis der Leute vor Ort. Hans Michelbach von der CSU hat gerade den Wahlkampf in seiner Heimat hinter sich.
"Na, selbstverständlich. Die Leute sagen, für 1,5 Milliarden Euro habt ihr für die Einführung der Pendlerpauschale kein Geld, aber hier wird eine Bürgschaft für 26,6 Milliarden Euro übernommen. Dass das natürlich kritisch gesehen wird, das muss man natürlich klar erkennen."
Derweil eilt das Duo Steinbrück und Weber weiter durch den Bundestag, hin zur nächsten Fraktion. Krisenbewältigung, darüber wurde gesprochen, sagt Michael Luther von der CDU. Er hofft, dass sich von den staatlichen Bürgschaften auch die Wähler überzeugen lassen.
"Wenn wir nichts tun, dann wird es schwierig. In dem Moment, wo wir handeln, haben wir eine gute Chance, die Krise aus unserer Sicht zu bewältigen."
Rainer Wendt, wirtschaftspolitischer Sprecher der SPD-Fraktion, verteidigt die Rettungsmaßnahmen. Politische Unsicherheiten wie in den USA sollten in Deutschland nicht entstehen. Handlungsfähigkeit sei wichtig. Auch Wendt wurde in den vergangenen Tagen von vielen Bürgern angesprochen.
"Wie geht es mit der Wirtschaft weiter, Arbeitsplätze? Deswegen ist es so wichtig, dass die Banken genug Geld flüssig haben, um Kredite in die Privatwirtschaft hineinzugeben, damit sie investieren können, produziert werden kann."
Und noch eines will der SPD-Abgeordnete klarstellen. Die Bürger hätten Angst, dass aufgrund der hohen Summen für Bürgschaften anderes und Wichtiges auf der Strecke bliebe, weil kein Geld mehr da sei. Dem sei nicht so.
"Der Staat gibt derzeit kein Bargeld. Er sichert vielmehr andere Geldgeber durch eine Bürgschaft ab. Es besteht zurzeit kein Anlass zu solchen Vermutungen."
Übrigens, im Fraktionssaal der Linken mussten der Bundesfinanzminister und der Bundesbankpräsident besonders lange verweilen. Gesine Lötzsch wollte dies nicht politisch bewerten, aber auch sie rät nach der Sondersitzung ihrer Fraktion zur Besonnenheit. Bankkunden müssten jetzt nicht überreagieren.
"Ich glaube, es wäre ein bisschen einfach zu sagen, es ist alles in Ordnung. Aber niemand sollte in Panik verfallen. Das Geld jetzt vollständig abzuheben, wäre sicher der falscheste Weg."