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Von Dresden nach Breslau

Polen rückt mit der bevorstehenden EU-Erweiterung näher an Deutschland heran. Doch für die Ostdeutschen war Polen nie richtig weit weg. Enge Beziehungen zum nahen Nachbarn haben Tradition. Die Technische Universität Dresden möchte ihre Kooperationen aber noch weiter ausbauen. Dazu hat heute ein Tochterunternehmen der Uni seine erste Niederlassung in Osteuropa eröffnet, und zwar im polnischen Breslau. Studierende, Wissenschaftler und Professoren sowohl in Dresden als auch in Breslau sollen davon profitieren.

Von Axel Köhn |
    Drei Stunden sind es mit dem Auto von Dresden nach Breslau, von der Elbe an die Oder. 25 Vertreter der TU Dresden sind nach Breslau gefahren. Unter ihnen der Rektor, der Kanzler und die Firmenvorstände der TUDAG, der TU Dresden AG. Die TUDAG, ein Tochterunternehmen der TU Dresden, hat heute in Polen ihre erste Niederlassung im Ausland eröffnet. Vorstandssprecher Peter Offermann:

    Das ist die erste Niederlassung im Ausland überhaupt und ich glaube, es ist auch deutschlandweit für Universitäten die erste Niederlassung, dieser Art an einer anderen europäischen Universität. Es gibt ähnliche Konstrukte, aber in dieser Art ist es einzigartig.

    Mit Hilfe der TUDAG-Niederlassung an der Technischen Universität Breslau soll das deutsche Modell, Wissenschaft zu vermarkten, nach Polen transportiert werden. Denn auch die Universitäten im Nachbarland kämpfen mit einer angespannten Kassenlage. Auch sie sind gezwungen, nach neuen Möglichkeiten zur Finanzierung von Bildung und Forschung zu suchen. Zuallererst wollen die Dresdner gemeinsam mit den Polen Forschungsprojekte vorbereiten. Helfen soll dabei eine der sieben Firmen, die unter dem Dach der TU Dresden AG als Holding vereint sind - die Gesellschaft für Wissenschafts- und Technologietransfer, so der Rektor der TU Dresden, Hermann Kokenge.

    Die GWT hat große Erfahrung in der Vorbereitung von EU-Projekten und auch in dem Management von EU-Projekten und dort möchten wir gemeinsam mit der TU Breslau tätig werden.

    EU-Projekte seien in der Verwaltung und Koordinierung für einzelne Universitäten kaum mehr zu leisten, so der Rektor. Gleichzeitig erläutert er weitere Gebiete der künftigen Zusammenarbeit mit der TU Breslau.

    Ein zweites Feld ist die Patentverwertung oder auch das Anmelden von gemeinsamen Patenten oder auch Patenten von der jeweils anderen Seite. Und ein drittes Feld, das ist dann etwas allgemeiner. Das ist die Vermarktung von Wissen, was in den jeweiligen Universitäten generiert wird.

    Die TU Dresden AG erwirtschaftet Gewinne, die der TU Dresden als Ganzes zugute kommen. Dieses Modell soll künftig auch in Polen funktionieren. Wichtig ist vor allem eine enge Zusammenarbeit mit der Industrie. Wissenschaftler forschen im Auftrag der Wirtschaft. Sie beraten bei neuen Technologien und begutachten innovative Ideen auf ihre Tauglichkeit. Zu den sieben Unternehmen der TUDAG sollen möglichst bald polnische Firmen dazukommen, die eine ähnlich positive Zukunft wie die deutschen haben. TUDAG-Vorstandssprecher Peter Offermann:

    Die ganz jungen Unternehmen befinden sich im ersten oder zweiten Jahr nach der Gründung und wir hoffen alle auf ein schönes Wachstum aufgrund der klaren Produktportfolios, die auf High-Tech-Gebiete ausgerichtet sind, die besonders für Sachsen, aber auch für die Bundesrepublik insgesamt für die Zukunft von großer Bedeutung sind.

    Viele Studierende, Wissenschaftler und Professoren gehören schon heute zu den 250 Mitarbeitern der TU Dresden AG. Mit der neuen Plattform in Polen soll die TUDAG weiter wachsen. 14 Prozent waren das allein im vergangenen Jahr.