Freitag, 17. Mai 2024

Archiv


Von Pechstein lernen

Die Welt-Anti-Doping-Agentur WADA hat soeben einen bisher noch internen Entwurf zum zukünftigen Umgang mit dem Blutprofil vorgelegt. Damit gibt es erstmals eine klare Handlungsanweisung, wie Verbände mit dem indirekten Nachweis umzugehen haben. Der Entwurf liegt dem Deutschlandfunk vor, wird aber nach Abschluss des Doping-Verfahrens gegen die Eisschnellläuferin Claudia Pechstein voraussichtlich noch einmal überarbeitet werden.

Von Daniel Drepper | 02.11.2009
    Dreißig Seiten umfasst die Richtlinie zum biologischen Athletenpass, die "Athlete biological passport operating guidelines". Professor Walter Schmidt von der Universität Bayreuth ist Blutdoping-Experte und ist mit den Bemühungen der WADA gut vertraut. Er bezeichnet das Papier als wertvoll und wichtig für die Zukunft des Blutprofils:

    "Das Wichtigste ist sicherlich, dass so ein Dokument existiert, welches jetzt ganz klar die Rahmenbedingungen vorgibt. Es wird hier alles haarklein geregelt, wobei jeder einzelnen Anti-Doping-Organisation noch gewisse Freiheiten eingeräumt werden eben bestimmte Dinge zu nehmen und andere Dinge nicht."

    Damit schaffe man zum einen faire Bedingungen für den Athleten, zum anderen rechtliche Sicherheit für die Verbände. So wird genau beschrieben, wie die Blutentnahme läuft, wie die weitere Behandlung der Probe bis zur Messung aussieht, was mit den Daten passiert und wie sie analysiert werden. Exakt festgelegt ist zum Beispiel auch die Begrüßung zu Beginn einer Kontrolle. Dort heißt es:

    "Der Dopingkontrolleur stellt sich und den Blutproben-Beauftragten vor. Der Dopingkontrolleur verifiziert die Identität des Athleten und von dessen Vertrauensperson. Er erklärt den Ablauf der Kontrolle und beantwortet gemeinsam mit dem Blutproben-Beauftragten die Fragen des Athleten zum Ablauf."

    Allein die Entnahme der Probe ist mit insgesamt zwölf Unterpunkten beschrieben. Festgelegt ist in der neuen Richtlinie zudem, dass eine Probe erst zwei Stunden nach dem Training genommen werden darf. Und dass der Kontrolleur notieren muss, ob der Athlet in den vergangenen zwei Wochen im Höhentrainingslager war. Beides war früher nicht nötig.

    Der Entwurf der WADA beinhaltet aber auch zahlreiche grundlegende Vorgaben. Experten wie Walter Schmidt erhalten nunmehr genaue Vorgaben zur Beurteilung.

    "Für uns ist wichtig: Welche Größen stehen drin, welche sind jetzt Grenzwerte, die dort angegeben sind. Und da wird eben mit einer Wahrscheinlichkeit von 99,9 Prozent, das ein Wert außerhalb eines erwarteten Werts liegt, gearbeitet. Und es wird beschrieben, wie ein Expertengremium diese Daten entsprechend begutachtet und dann die entsprechenden Schlüsse daraus zieht"

    Die WADA behält sich zudem vor, zu den zehn in der Richtlinie genannten Blutparametern weitere Werte hinzuzunehmen. Der Pass kann also jederzeit weiter verfeinert werden. Außerdem ist angekündigt, solche Rahmenbedingungen bald auch für Steroidprofile aufzustellen. Damit bald also nicht nur Blutdoper über den indirekten Nachweis überführt werden können.