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Von wegen brotlose Kunst

Am Freitag verlieh Bundeswirtschaftsminister Werner Müller in Berlin die Auszeichnungen des Gründerwettbewerbs Multimedia. 49 Geschäftskonzepte werden in diesem Jahr mit bis zu 10.000 Euro prämiert. Dazu zählt auch die Medienkunstagentur 'art2b' aus Köln, ein Projekt von Mitarbeitern und Absolventen der Kunsthochschule für Medien. art2b, für "art to business" hat es sich zur Aufgabe gemacht, Medienkunst zu fördern und zu vermarkten. Für klassische Kunstwerke wie Gemälde oder Skulpturen gibt es traditionelle Vertriebswege: Galerien oder Kunstmessen. Für Medienkunst wie Videoclips, Klanginstallationen oder Laserprojektionen hingegen sind die üblichen Wege des Kunstmarkts kaum geeignet. Medienkunst zeichnet sich durch verschlungene Produktionszusammenhänge aus: Oft arbeiten verschiedene Mediengestalter wie Kameraleute, Designer oder Programmierer zusammen. Die Medienagentur art2b will zwischen dieser Gruppe und potenziellen Käufern aus der Welt der Wirtschaft vermitteln. "Wir haben mehrere Geschäftsbereiche", erklärt Judith Ruzicka, zusammen mit Kerstin Bergmann eine der Gründerinnen von art2b. "Das eine ist die Entwicklung von künstlerischen Medienprojekten, wir vermitteln aber auch schon fertige Projekte. Und wir machen auch das Projektmanagement für Künstler und Filmemacher, die zu uns kommen und ein Projekt mit uns realisieren wollen."

    Ein Erfolgsgeheimnis von art2b ist der langjährige Kontakt zur Medienkunstszene rund um die Kölner Kunsthochschule für Medien, kurz KHM. Einer, der bereits von den Vermittlungskünsten der Agentur profitieren konnte, ist Volker Morawe. Zusammen mit Tilmann Reiff entwickelte Morawe die "Painstation", eine originelle Kunst-Variante des Videospiel-Klassikers Pong. "Das ist eine Zwei-Spieler-Tischkonsole, an der sich die Kontrahenten gegenüberstehen und das uralte Videospiel Pong spielen, auch bekannt als Balkentennis", sagt Morawe. "Das Besondere ist, dass die linke Hand auf der Pain-Execution-Unit liegen muss." Die Pain-Execution-Unit der Painstation ist eine Bestrafungseinheit: Versagt ein Spieler und geht der Ball ins Aus, dann verteilt die Maschine Hitze, Elektroschocks oder Peitschenhiebe auf die Linke.

    Solche Installationen erregen zwar das Gemüt von Spielkonsolenherstellern wie Sony, der um seinen Markennamen Playstation fürchtet, über den klassischen Kunsthandel lassen sie sich aber nur schlecht vermarkten. Für Volker Morawe ist art2b eine willkommene Hilfe: "Es ist für uns wichtig, dass wir noch als Studenten an der KHM diesen ersten Schritt machen können, dass wir mit Firmen in Kontakt kommen, dass wir unsere Projekte realisieren können." Die Jungunternehmerinnen von art2b wollen mit dem Preisgeld und der zusätzlichen Starthilfe für die besten 16 Projekte des Gründerwettbewerbs, insgesamt 30.000 Euro, die Firma weiter aufbauen. Der wichtigste erste Schritt: Die Internetseite art2b.net in Gang bringen, denn am Tag der Preisverleihung war dort noch eine Baustelle zu sehen...

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    Painstation