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Vor 225 Jahren
Hinrichtung der französischen Mätresse Madame du Barry

Die Geliebten des Königs waren im barocken Frankreich mächtige Frauen. So wie Madame du Barry, die Mätresse des französischen Königs Ludwig XV. Berühmtheit erlangte die Nachfolgerin der legendären Marquise de Pompadour jedoch vor allem durch eines – ihren Tod.

Von Beatrix Novy | 08.12.2018
    Gemälde der Mätresse des französischen Königs Ludwig XV., Madame du Barry, von der französischen Malerin Elizabeth Vigee Lebrun. Es Zeigt du Barry mit Federhut und barockem Rüschenkleid.
    Madame du Barry wurde berühmt durch ihr Leben an der Seite des französischen Königs Ludwig XV. und durch ihren Tod durch das Fallbeil (imago stock&people)
    "Man schleppte sie weg, aber sie wehrte sich und versuchte zu beißen. Sie war stark und kräftig, denn obgleich es ihrer vier waren, brauchten sie mehr als drei Minuten, um sie hinaufzubringen. Man konnte sie jenseits des Flusses hören; sie war schrecklich anzusehen; endlich gelang es, sie festzuschnallen, und damit war es geschehen."
    Selbst der abgebrühte Sanson, Henker von Paris, erinnerte sich schaudernd an die Gräfin du Barry, die einst die Mätresse König Ludwigs des Fünfzehnten gewesen war. Ihren letzten schrillen Schrei schnitt das Fallbeil der Guillotine ab - am 8. Dezember 1793.
    Vom unehelichen Kind zur Geliebten des Königs
    50 Jahre zuvor, 1743, war sie in Lothringen als das uneheliche Kind Jeanne Bécu geboren worden – Tochter einer selbstbewussten Schönheit und - so hieß es - eines Mönchs. Zu Jeannes wechselvoller Kindheit gehörten auch ein paar Jahre solider Klostererziehung, was ihr den Weg nach Paris und in höhere Sphären ebnete. Über einen Frisiersalon und ein Modehaus fanden sich Kontakte zu zahlenden Liebhabern. Jeanne war polizeibekannt.
    "Eine hübsche kleine Grisette, bereit, alles anzunehmen, was sich ihr darbietet."
    Zu ihrer natürlichen Energie gesellte sich der sorgfältig arrangierte Karriereplan eines durchtriebenen Machers mit eher kriminellen Energien: Graf du Barry. Der witterte in Jeanne ein "Filetstück für den König". Ludwigs langjährige Mätresse, die Marquise de Pompadour, war früh gestorben, der Platz also vakant.
    Jeanne heiratete pro forma du Barrys Bruder und damit den Grafentitel. Der Rest waren Drill, Beziehungen und gezielt herbeigeführte Zusammentreffen mit König Ludwig. Der, tatsächlich, verliebte sich planmäßig in die überaus gewinnende junge Frau.
    Rivalitäten bei Hofe
    "Es heißt, morgen sei der Tag, von dem an ein Unterrock die Geschicke Europas bestimmen könnte."
    Schrieb im April 1769 die Marquise du Deffand, der die offizielle Einführung einer dubiosen Madame du Barry am Versailler Hof nicht geheuer war. Die neue Favoritin war umstritten. Vom Enkel des Königs und vor allem von dessen Frau, Marie-Antoinette von Österreich, wurde sie offen abgelehnt. Jeanne Du Barry konterte diese Feindseligkeit selbstbewusst. Im Gegensatz zur Thronfolgerin hatte sie sich ihren Platz an der Sonne erkämpft.
    "Im Sommer 1769 obsiegte Madame du Barry ausnahmslos. Sie nahm an den Soupers in den Kabinetten teil und hielt selbst Hof. Fast jeder eilte zu ihr."
    Notierte der Herzog von Croy. In ihrem Rang als offizielle Geliebte war die du Barry eine weitere Versailler Adresse für Adelsleute, deren Tagesgeschäft im Sich-Blicken-Lassen bei den Mächtigen und Einflussreichen bestand.
    Jeanne du Barry, die so gern gefallen wollte, machte sich wenig Feinde. Sie intrigierte nur mäßig, umsorgte gefühlvoll den König, förderte Künstler, beeindruckte mit Bildung und Geschmack - und häufte fieberhaft Reichtümer an. Sie wurde "die du Barry", Rokoko-Heldin späterer Jahrhunderte.
    Auch nach dem Tod des Königs und einer kurzen Verbannung ins Kloster traf der Herzog von Croy sie auf ihrem Schlösschen Louvecienne in bester Stimmung an:
    "Ans üppige Geldausgeben war sie gewöhnt, und es schien ihr auch weiterhin keine Probleme zu bereiten. Durch die Pensionen, die ihr der König aus sämtlichen Fonds, sogar dem Kriegsbudget, zugebilligt hatte, war sie reich."
    Der Tod in der Französischen Revolution
    Ein Jahrzehnt später kam die Französische Revolution. Die Krankheit des höfischen Adels, skandalöse Luxus- und Verschwendungssucht, sollte der du Barry, so wie ihrer Feindin Marie-Antoinette, zum Verhängnis werden. 1793, auf dem Höhepunkt der Schreckensherrschaft, kam sie vors Revolutionstribunal. Ihre Verurteilung als Blutsaugerin und Konterrevolutionärin war Routine.
    Während die meisten Verurteilten mit verächtlicher Würde, stumpfer Resignation oder gelähmt vor Entsetzen auf die Guillotine gingen, bot die du Barry dort ein anderes Schauspiel: das verzweifelte Um-sich-Schlagen der geängstigten Kreatur. Zum Erstaunen des Henkers belustigte das die blutgierigen Gaffer keineswegs. Das Volk schwieg, und viele suchten betreten das Weite.
    "Wenn alle so schrien und sich wehrten, wie sie es getan hat, würde die Guillotine nicht mehr lange stehen."

    Anmerkung der Redaktion: Im Vorspann wurde Ludwig XV. irrtümlich als "Sonnenkönig" bezeichnet, diesen Beinamen trug allerdings sein Vorgänger Ludwig XIV. Wir haben den Fehler korrigiert.