Waren die Arbeitnehmerbünde während der Weimarer Republik in machtlose Richtungsgewerkschaften zersplittert, so wurden sie von den Nazis brutal unterdrückt. Angesichts dieser Erfahrungen hatten sich Gewerkschafter noch während des Krieges in der Emigration oder in den Konzentrationslagern über alle Parteigrenzen hinweg Zusammenarbeit für die Zeit danach geschworen. Der erste Vorsitzende des DGB Hans Böckler sagte auf dem Gründungskongress:
Wir haben unseren Bund, von dem wir wünschen und hoffen nicht nur, von dem wir gewiss sind, dass er täglich an Stärke wachsen wird. Heute stehen die arbeitenden Menschen ohne Rücksicht auf parteipolitische und weltanschauliche Herkunft in echter Verbundenheit zusammen. Wir haben den ehrlichen Willen, diese Gewerkschaften so zu gestalten, dass sie allen Arbeitnehmern künftig eine echte Heimat bieten.
Das Prinzip war die Einheitsgewerkschaft. Parteiunabhängig wollte der DGB sein, aber nicht unpolitisch. Über die Interessenvertretung ihrer Mitglieder hinaus haben sich die DGB-Gewerkschaften immer auch dem Gemeinwohl verpflichtet gefühlt und damit wesentlich zur Akzeptanz der neuen Demokratie in der Bundesrepublik beigetragen. Ein Spagat, der im so genannten rheinischen Kapitalismus gelungen ist.
Der Sozialdemokrat Hans Böckler hat mit dem ersten Bundeskanzler Konrad Adenauer, dem Christdemokraten, die paritätische Mitbestimmung für die Beschäftigten in den Aufsichtsräten großer Kapitalgesellschaften ausgehandelt. Der sozialpartnerschaftliche Kompromiss von Arbeit und Kapital wurde für die Bonner Republik typisch, ohne dass die DGB-Gewerkschaften ihr Ziel der Interessenvertretung aus den Augen verloren.
Die Vorgabe dazu kam ebenfalls von Ihrem Gründervater. Hans Böckler schon damals in München:
Denn wir alle wissen und empfinden es wenigstens, dass die Einheit und Einigkeit der arbeitenden Menschen der Kraftquell ist, aus dem zu schöpfen den Entrechteten und Enterbten immer nötig sein wird, wenn es gilt, ihr Los zu verbessern durch den Kampf einen größeren Anteils an dem Materiellen wie auch den geistigen und kulturellen Gütern des Lebens.
Der innere Mechanismus von Gewerkschaften ist jedoch auf die Verteilung von wirtschaftlichen Zuwächsen eingestellt. Die Bevölkerungsentwicklung und die anhaltende Konjunkturkrise, die Globalisierung und die unbewältigte deutsche Wiedervereinigung haben neue Ungleichheiten in den Vordergrund gerückt: Zwischen Arbeitsbesitzern und Arbeitslosen, zwischen den Generationen und zwischen Ost und West.
Das herrschende neoliberale Wirtschaftsdenken hält die überkommene Teilungsmechanik für ein wachstumspolitisches Hindernis und fordert, dass die Gewerkschaften Entregelungen ihrer erworbenen Rechte zulassen. Sie tun es längst, um Arbeitsplätze zu erhalten. Zugleich verlieren sie Mitglieder in Scharen, welche die "echte Heimat" nicht mehr erkennen mögen, die Böckler einst beschwor.
Auf die Reformforderungen des Bundeskanzlers, Genosse und Kollege, reagieren die acht - nach Fusionen verbliebenen - DGB-Gewerkschaften teilweise aggressiv, teilweise aber auch gesprächsbereit, in der Erkenntnis, dass Widerstand gegen den Zeitgeist ihnen nichts bringt, ein Konsens aber womöglich Reformen sozial verträglicher macht. "Brüder in eins nun die Hände - ist das nur noch eine Floskel? Fällt gar der DGB auseinander? Der amtierende DGB-Vorsitzende Michael Sommer sagt:
Nein, ich glaube es war immer schwer und es ist heute nicht leicht, in der Wirtschaftskrise mit fünf Millionen Arbeitslosen muss man einfach sehen, dass Interessenvertretung natürlich unter den Bedingungen erfolgt, dass die Macht der Gewerkschaften schwächer ist, als wenn Sie in der Hochkonjunkturphase, Vollbeschäftigung leben. Das heißt aber nicht, dass die Gewerkschaften ihren Charakter verändern. Wir sind Interessenvertretung für die arbeitenden Menschen, die sozial Schwachen, und haben von daher auch eine gesellschaftspolitische Aufgabe, nicht nur die Mitgliederinteressen zu vertreten, sondern insgesamt das Wohl dieser Gesellschaft im Auge zu haben.
Sommer steht mit diesen Worten in der Tradition Böcklers, aber in der Wirklichkeit der Berliner Republik. Böckler war auf dem Weg in die bessere Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts. Sommer muss verhindern, ins neunzehnte zurückgedrängt zu werden.
Wir haben unseren Bund, von dem wir wünschen und hoffen nicht nur, von dem wir gewiss sind, dass er täglich an Stärke wachsen wird. Heute stehen die arbeitenden Menschen ohne Rücksicht auf parteipolitische und weltanschauliche Herkunft in echter Verbundenheit zusammen. Wir haben den ehrlichen Willen, diese Gewerkschaften so zu gestalten, dass sie allen Arbeitnehmern künftig eine echte Heimat bieten.
Das Prinzip war die Einheitsgewerkschaft. Parteiunabhängig wollte der DGB sein, aber nicht unpolitisch. Über die Interessenvertretung ihrer Mitglieder hinaus haben sich die DGB-Gewerkschaften immer auch dem Gemeinwohl verpflichtet gefühlt und damit wesentlich zur Akzeptanz der neuen Demokratie in der Bundesrepublik beigetragen. Ein Spagat, der im so genannten rheinischen Kapitalismus gelungen ist.
Der Sozialdemokrat Hans Böckler hat mit dem ersten Bundeskanzler Konrad Adenauer, dem Christdemokraten, die paritätische Mitbestimmung für die Beschäftigten in den Aufsichtsräten großer Kapitalgesellschaften ausgehandelt. Der sozialpartnerschaftliche Kompromiss von Arbeit und Kapital wurde für die Bonner Republik typisch, ohne dass die DGB-Gewerkschaften ihr Ziel der Interessenvertretung aus den Augen verloren.
Die Vorgabe dazu kam ebenfalls von Ihrem Gründervater. Hans Böckler schon damals in München:
Denn wir alle wissen und empfinden es wenigstens, dass die Einheit und Einigkeit der arbeitenden Menschen der Kraftquell ist, aus dem zu schöpfen den Entrechteten und Enterbten immer nötig sein wird, wenn es gilt, ihr Los zu verbessern durch den Kampf einen größeren Anteils an dem Materiellen wie auch den geistigen und kulturellen Gütern des Lebens.
Der innere Mechanismus von Gewerkschaften ist jedoch auf die Verteilung von wirtschaftlichen Zuwächsen eingestellt. Die Bevölkerungsentwicklung und die anhaltende Konjunkturkrise, die Globalisierung und die unbewältigte deutsche Wiedervereinigung haben neue Ungleichheiten in den Vordergrund gerückt: Zwischen Arbeitsbesitzern und Arbeitslosen, zwischen den Generationen und zwischen Ost und West.
Das herrschende neoliberale Wirtschaftsdenken hält die überkommene Teilungsmechanik für ein wachstumspolitisches Hindernis und fordert, dass die Gewerkschaften Entregelungen ihrer erworbenen Rechte zulassen. Sie tun es längst, um Arbeitsplätze zu erhalten. Zugleich verlieren sie Mitglieder in Scharen, welche die "echte Heimat" nicht mehr erkennen mögen, die Böckler einst beschwor.
Auf die Reformforderungen des Bundeskanzlers, Genosse und Kollege, reagieren die acht - nach Fusionen verbliebenen - DGB-Gewerkschaften teilweise aggressiv, teilweise aber auch gesprächsbereit, in der Erkenntnis, dass Widerstand gegen den Zeitgeist ihnen nichts bringt, ein Konsens aber womöglich Reformen sozial verträglicher macht. "Brüder in eins nun die Hände - ist das nur noch eine Floskel? Fällt gar der DGB auseinander? Der amtierende DGB-Vorsitzende Michael Sommer sagt:
Nein, ich glaube es war immer schwer und es ist heute nicht leicht, in der Wirtschaftskrise mit fünf Millionen Arbeitslosen muss man einfach sehen, dass Interessenvertretung natürlich unter den Bedingungen erfolgt, dass die Macht der Gewerkschaften schwächer ist, als wenn Sie in der Hochkonjunkturphase, Vollbeschäftigung leben. Das heißt aber nicht, dass die Gewerkschaften ihren Charakter verändern. Wir sind Interessenvertretung für die arbeitenden Menschen, die sozial Schwachen, und haben von daher auch eine gesellschaftspolitische Aufgabe, nicht nur die Mitgliederinteressen zu vertreten, sondern insgesamt das Wohl dieser Gesellschaft im Auge zu haben.
Sommer steht mit diesen Worten in der Tradition Böcklers, aber in der Wirklichkeit der Berliner Republik. Böckler war auf dem Weg in die bessere Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts. Sommer muss verhindern, ins neunzehnte zurückgedrängt zu werden.