Zoodirektor Manfred Niekisch:
"Die Flusspferde sind in vieler Hinsicht sehr urtümliche Tiere. Sie sehen groß und behäbig aus. Das sind sie aber ganz und gar nicht. Denn wenn ein Flusspferd mal zu rennen anfängt, dann kommt das auf große Geschwindigkeiten. Ich habe gerade gestern ein Foto gesehen von zwei nebeneinander rennenden Flusspferden in Afrika, die haben in dem Moment des Fotos nicht einen Fuß auf dem Boden. Die fliegen also wirklich durch die Luft und sie können erstaunlich gut klettern. Das heißt, wenn man an einem Fluss steht, an einem Abhang, und sieht da unten die Flusspferde, da darf man nicht denken, da bin ich jetzt in Sicherheit, sondern die schaffen es, sehr sehr schnell den Hang hochzurennen. Viel gefährlicher aber ist es, wenn man irgendwo an einem Seeufer in Afrika spazieren geht und zwischen die Flusspferde und das Ufer kommt, denn dann kriegen die Tiere Panik, weil sie denken, sie werden vom Wasser abgeschnitten und rennen einen einfach um. Das ist auch der Grund, weshalb die meisten Todesfälle in Afrika mit Flusspferden passieren und nicht etwa - wie man denkt - mit Löwen, Leoparden oder anderen so genannten gefährlichen Tieren."
Aber uns umrennen werden Petra und Michael hier nicht. Sie sind in den Zoo hineingeboren und suhlen sich jetzt in ihrem Badebecken im Flusspferdhaus. Es ist Fütterungszeit und sie sperren ihre riesigen Mäuler mit den gewaltigen Rammzähnen auf. Darin kullern wie verloren ein paar Äpfel, für die sie ihr Maul gar nicht erst zumachen, wie der Zoodirektor erklärt hat. Mit seiner imposanten, fast zwei Meter großen Statur ist auch er eine Erscheinung in diesem ältesten Haus des Frankfurter Zoos. Wir kennen uns lange, seit er vor einem viertel Leben mein Chef in der Artenschutzzentrale der Umweltschutzorganisation WWF war und ich als Presseassistentin von Afrika träumte. Professor Dr. Manfred Niekisch hat seither die Welt für den internationalen Artenschutz umrundet und ich habe meinen Traum von Afrika als Reisejournalistin und Reporterin wahr gemacht. Frei lebende Flusspferde haben mich in einem Zeltcamp am Shire River in Malawi das Fürchten gelehrt, mit ihrem Malmen und tiefen Grunzen, wenn sie nachts zum Grasen an Land kamen und ihre gewaltigen Körper Schatten auf die Zeltwand warfen.
Zu jener Zeit war für viele meiner Generation der Zoo ziemlich out. Wir nannten ihn "Tiergroßknast" oder so ähnlich, während Manfred Niekisch, wie er mir sagte, schon als kleiner Junge davon geträumt hatte, einmal Bernhard Grzimek zu werden. Auf dessen Platz sitzt er nun und gestaltet den Zoo zu einer Welt des internationalen Artenschutzes. Und wir treten gemeinsam eine Weltenreise an, für die wir kein Flugzeug besteigen müssen. Sie führt nur um die Ecke, in die afrikanische Nacht zu den Erdferkeln und ihrem Pfleger Wolfgang Schlehenbecker im Nachttierhaus.
Manfred Niekisch:
"So wir sprechen nicht besonders laut, weil die gerade schlafen und wir stehen an der Schlafhöhle. Die Erdferkel sind ganz merkwürdige Tiere. Also einmal sind sie im Freiland fast nicht zu sehen. Und wenn man sie sieht, dann wundert man sich doch sehr, was die Evolution sich da gedacht hat, denn eigentlich müsste man die Entwicklungsgeschichte umschreiben, sie war nämlich gar nicht zu Ende, als Gott alle Tiere erschaffen hatte. Da stand noch eine Kiste rum, da war ein Satz Ohren für einen Esel drin, ein Schwanz von einem Känguru, ein Bein von einem Schwein, und die Schnauze vielleicht auch von einem Schwein, der Kopf sieht ein bisschen aus wie ein Esel. Und das hat man alles zusammengebaut und hat noch einen alten Staubsauger gefunden und mit eingebaut. Und das wurde dann das Erdferkel."
Tierpfleger Schlehenbecker:
"So, wir sind jetzt hier am Eingang zur Schlafhöhle von den Erdferkeln. Das sieht aus wie eine Riesenduschkabine. Aber wir müssen auch die Temperatur halten ... Ich mach jetzt mal den Eingang auf, jetzt wird's allerdings sehr warm hier drin. So, jetzt stehen wir vor der Lieblingsschlafhöhle. In der Regel ist es so, dass die ganze Familie - wie die Sardinen in der Büchse - zusammen schlafen. Sieht witzig aus, sieht lustig aus. Und da schaun wir mal: Hallii-halloo. - Ja halloo Ihr Süßen. So, den Blick hier aufs Schlafzimmer. So, das ist der Ernst, der wird immer zuerst wach. Und hier ham wir die Ermine und da ist die Lotte. Jetzt ernst geh ma raus. Draußen gibt's Futter... Gell Lotte, kuck mal hier, Schatzi, hab Dir Futter draußen hingemacht. Erminchen, gell. Lotte, hallo Lotte: Die mag's also gerne, wenn man sie so kratzt, wie so eine Massage, das steht sie voll drauf. Oben ist sie ganz weich, können Sie mal anfassen. Lotte, kuck mal die Mama ist auch wach."
Autorin:
"Die sehen ja oberkomisch aus. Schön!"
Tierpfleger Schlehenbecker:
"Wie ein gebauter Staubsauger. Vorne Osterhase, hinten Staubsauer, hier der Griff, vorne der Rüssel."
Ein Erdferkel zu tätscheln, wie es der Tierpfleger auf Ermines strammem Hintern vormacht, ist so wundersam wie eine Reise in eine andere Welt. Ermine hat einen recht plumpen, dicken Leib, ist borstig, hat aber zarte Ohren und einen weichen Rüssel. Aber sie hat auch sehr kräftige Klauen und einen Schwanz, der bei Gefahr heftig ausschlagen könnte. Dass das Erdferkel in seinem Naturdesign so aussieht, als hätte es einen zusammengerollten Dyson-Staubsauger verschluckt, dafür kann es nichts. Da ist ihm die Evolution einfach zuvorgekommen und hat es dazu bestimmt, nachts durch die Gegend zu rennen und mit seinen Klauen Termitenbauten auseinanderzureißen. Mit seiner langen klebrigen Zunge schlabbert es die Termiten dann auf. Im Zoo sind es ersatzweise Mehlwürmer und eine Art Bolognese aus Hackfleisch, Wasser und Haferflocken. Aber Ernst, Ermine und Lotte sind noch zu müde, um in ihre Nacht hinaus zu springen und zu futtern. So machen wir einen Abstecher nach Madagaskar.
Manfred Niekisch:
"Auf der Insel Madagaskar, die sich sehr früh vom afrikanischen Kontinent getrennt hat, haben wir ganz merkwürdige Tiere, die es sonst nirgendwo auf der Welt gibt, also die ganze Verwandtschaft der Lemuren beispielsweise, der Halbaffen. Und zu dieser eh schon merkwürdigen Gruppe gehören auch die Ay-Ays. Die haben als Besonderheit einen ganz stark verlängerten mittleren Finger an den Händen. Mit dem holen sie Maden aus dem Holz heraus. Die Maden finden sie erst mal, indem sie mit ihren großen Ohren hören, wo es denn knuspert unter dem Holz. Was sie also machen, ist das, was in Europa und in Nordamerika die Spechte machen. "
Man muss schon ausdauernd ins Gehege des Ay-Ay schauen, um ihn zu entdecken. Zunächst ist es nur sein großes leuchtendes Augenpaar, das ihn verrät, dann zeichnet sich ein schwarzfelliges gezaustes Lebewesen ab, das fast gespenstisch aus dem Buschwerk lugt.
Tierpfleger Schlehenbecker:
"Fingertier, oder auch Ay-Ay genannt, im Englischen heißt er Ay-Ay, kein Mensch bringt den in Verbindung mit einem Halbaffen, es ist aber ein Halbaffe. Und da der so komisch aussieht, hat der halt die A-Karte gehabt auf Madagaskar. Da wurde er nämlich totgeschlagen. Erst mal schreien die sehr laut, die Weiber, wenn sie brünstig sind. Und die Eingeborenen dachten immer, es sind Geister. Und das hat das arme Fingertier an den Rand der Ausrottung gebracht."
Das Nachttierhaus ist ein geheimnisvolles Areal, in dem man sich auf den Bauch legen und Zwergseidenäffchen erforschen könnte, Borstenhörnchen, Klippschliefer, Gundi oder Springtamarine, die schon sehr nah am Menschenaffen dran sind, wie Manfred sehr schnell den Bogen spannt. Um aber noch näher an unsere nächsten Verwandten heranzukommen, besuchen wir die Kapuzineräffchen und reden auf dem Weg nach Südamerika über die heutige Aufgabe eines Zoos.
Manfred Niekisch:
"Man hat sich früher natürlich als Erstes gefragt, wenn man einen Zoo zu gestalten hatte, welche Tiere halte ich. Dann kam immer stärker die Frage: Wie halte ich diese Tiere artgerecht. Und heute muss sich jeder verantwortungsvolle Zoodirektor fragen, warum halte ich diese Tiere. Wir wollen Tiere möglichst naturnah präsentieren, möglichst so zeigen, wie sie sind. Wir wollen aber insbesondere, dass die Tiere für die Menschen, die in den Zoo kommen, Anregung sind, darüber nachzudenken wie bedroht die Natur ist, wie bedroht Tiere sind und was man gegen die Bedrohung der Tiere, der biologischen Vielfalt der Lebensräume tun kann. Und da geben wir hier dezent aber klar Hinweise, dass man also beispielsweise mit dem Kauf von Palmölprodukten oder mit dem Kauf von Soja einen Beitrag leistet zur Zerstörung der Regenwälder."
Um die Werte des Tier- und Artenschutzes unter die Leute zu bringen, würde sich Manfred Niekisch jedoch nicht wie sein damaliges Vorbild Grzimek im Fernsehen kleine Zobel, Wiesel oder Streifenhörnchen auf dem Kopf herumturnen lassen. Grundsätzlich lehnt er es ab, Tiere als Unterhaltungskandidaten in Fernsehshows zu bringen. Das sei purer Stress für sie. Die Menschen sollten in die Zoos gehen oder eine Safarireise nach Afrika buchen, um sie in ihren Lebensräumen zu beobachten.
Tierpfleger Harald Thomas:
"So ihr Schätzchen kommt mal schön her, eins, zwei, drei, vier, fünf. Bleibt mal schön hier. Jetzt mach ich mal hier zu, sonst hauen die uns nämlich ab (Schlüssel dreht sich im Schloss, Äffchen geben helle Laute, aufgeregt.) Sonst ham mir se nämlich draußen und dann ham mir kein Spaß mehr."
Tierpfleger Harald Thomas hat seinen Kapuzineraffen einen schönen Spieß mit Früchten und Gemüse ins Gehege gehängt. Gewitzt und keck auf eine sehr menschliche Art nehmen sie ihn auseinander und versuchen uns zu animieren, ihnen durch die Gitterstäbe mal das Händchen zu schütteln. Dann wären aber sehr geschwind Mütze, Schal, die Brille oder einer unsrer Finger weg.
Manfred Niekisch:
"Kapuzineraffen können sich relativ gut in ihren Lebensräumen durchsetzen. Sie haben ein breites Nahrungsspektrum, sie haben keine großen Ansprüche an die Umwelt, aber sie sind doch wie die meisten Affenarten mehr oder weniger stark gefährdet, auch deswegen weil sie von den Indianern bejagt werden. Affenfleisch spielt nicht nur in Afrika eine Rolle. Wir müssen alle Tiere schützen, unabhängig davon, ob sie nett sind, süß aussehen, kuschelig sind oder nicht. Die Kapuzineraffen, die so nett aussehen, die sind gar nicht so nett. Die sind nämlich ausgesprochen bissig und rauflustig. Wir würden also nicht in diese Anlage da reingehen und versuchen, die zu streicheln. Das wäre viel zu gefährlich mit diesen großen Eckzähnen."
Unsere Zeit im Weltenzoo ist bemessen. Eigentlich wollten wir noch zu den Brüllaffen Südamerikas, in die Antarktis zu den Pinguinen und zu den australischen Süßwasserkrokodilen - alle einzig in ihrer Art und Spezialisten des Lebens und Überlebens auf der Erde. Doch gleich ist Fütterung im Borgori-Wald, wo die Menschenaffen wohnen. Als ihre kommunikativste Gruppe und besondere Spezialisten die Bonobos.
Wenn der Zoodirektor vor der Glasscheibe des Bonobo-Geheges erscheint, kommt die ganze Affenbande zur Begrüßung heran. Und ein Bonobomann fliegt wie Tarzan an der Liane herbei, beide geben sich einen Knutschkuss auf der Scheibe und mit der ledrigen zierlichen schwarzen Hand auf die große Weiße ein "High five". Weil sie im Kongo in schwer zugänglichen Gebieten leben, sind die Bonobos erst vor 50 Jahren als vierte der Menschenaffenarten entdeckt worden. Besonders aufgefallen sind sie Verhaltensforschern wegen ihres ausgeprägten Sexualverhaltens. Zum Liebesleben der Bonobos kann ihr Tierpfleger Carsten Knott, der auch der Schimpansenmann genannt wird, Erstaunliches sagen.
Tierpfleger Carsten Knott:
"Ja Bonobos gelten ja als die sogenannten Hippie-Affen und es gibt viele Leute, die sagen, dass Bonobos nach der Devise leben "Make Love not war". Das heißt, sie haben schon viele Strategien, die wahrscheinlich friedensstiftend sind, die sie halt über sexuelle Interaktion machen. Das heißt, sie küssen sich auch wie wir, nehmen sich in den Arm, sind aber auch durchaus dem eigenen Geschlecht zugewandt oder den eigenen Kindern. Das liegt daran, dass Bonobos in relativ großen Gemeinschaften leben, sehr sehr eng und sehr tolerant gegenüber anderen. Während Gorillas oder Schimpansen andere Gruppen eher größtenteils ablehnen und aggressiv begegnen, ist das bei Bonobos eher die Ausnahme des Aggressiven. Eher freuen die sich, sind happy und sind glücklich."
Aber andererseits sind Bonobos natürlich auch, wenn es denn zu Aggressionen kommt, zwischen den Geschlechtern zum Beispiel, werden immer die Männer gebissen, kriegen immer die Männer alles ab, müssen alles erdulden. Also wie im richtigen Leben. Obwohl sie eigentlich größer sind und größere Eckzähne haben, wehren sich die Männer nie gegen die Frauen. Das nutzen die Frauen auch dann schon schamlos aus.
Manfred Niekisch:
"Alle Menschenaffen leben ja entweder sozial oder haben eine hohe soziale Kompetenz wie die Orang Utans. Die Rolle der Männer bei diesen vier Menschenaffenarten, die ist nun ganz unterschiedlich. Die Orang-Utan Männer interessieren sich mehr für die Mütter und weniger für die Jungtiere und leben ja im Prinzip auch allein. Und bei den Gorillas haben wir einen dominanten Mann, und um diesen Pascha herum scharen sich die Frauen eines Harems, wo es auch nicht immer friedlich zugeht. Da haut der Silberrücken dann auch ab und zu mal dazwischen. Bei den Bonobos sind die Männer in der Unterzahl und eigentlich auch die Deppen. Die müssen nämlich immer nach vorne, werden nach vorne getrieben oder gebissen, wenn es gefährlich wird. Und wenn sie das überlebt haben, dürfen sie wieder zurück zu den Frauen. Die leben also in einem Matriarchat, und wir haben hier sogar noch einige Bonobo Männer mit dazu gesetzt, um den Druck von unserem Zuchtmann zu nehmen, der nämlich wirklich von seinen Frauen ständig drangsaliert worden ist.
Ein Gorilla ist normalerweise relativ wenig kreativ und macht immer einen entspannten Eindruck. Das liegt ganz einfach daran, dass er in seinem Lebensraum nach links und rechts greifen kann und mitten im Futter sitzt. Der muss sich also keine großen Gedanken machen, wie er sein Futter findet. Ganz anders ist das bei den Orang-Uhtans. Die Orang Utans leben ja praktisch nur in den Baumkronen in Borneo und Sumatra und essen auch keine Blätter oder wilden Sellerie, wie es der Gorilla tut, sondern sie müssen sich Obst, Früchte suchen, also hochwertige Nahrung. Hochwertige Nahrung gibt's aber nicht ständig überall, sondern man muss sich im Tropenwald merken, wann hat wo welcher Baum Früchte, die ich essen kann. Also die haben ein ganz komplexes Raum-Zeit-Gedächtnis, und das kann man natürlich im Zoo nicht einsetzen. Und dann setzen sie dieses Gedächtnis eben anders kreativ ein und sind ständig dabei, irgendwas zu basteln, auszuprobieren und so weiter. Das heißt, wenn wir nicht die Tiere beschäftigen, beschäftigen die sich selber. Es gibt eine sehr schöne Geschichte, die die Situation gut beschreibt. Wenn man einem Schimpansen einen Schraubenzieher in die Hand drückt, dann wird der Schimpanse den kurz anschauen und den irgendwann nach seinem Wärter werfen oder nach einem Artgenossen, ihn aber nicht treffen. Ein Gorilla würde den Schraubenzieher kurz betrachten und sich dann den Rücken damit kratzen. Und ein Orang-Utan würde mit dem Schraubenzieher erst mal gar nichts machen. Und wenn man sich dann rumdreht und weggeht, dann biegt er den zu einem Schlüssel und schließt die Tür auf."
Der Name "Orang-Utan" stammt von den malaiischen Wörtern "orang" (Mensch) und "utan" (Wald) ab, der Waldmensch. Angeblich, so behaupten die Javaner, "könnten diese Affen wohl reden, wenn sie nur wollten, täten es, aber nicht weil sie fürchteten, arbeiten zu müssen." So steht es in Brehms Tierleben. Heute sind die Orang-Utans extrem bedroht, da ihr Lebensraum, der Tropenwald besonders auf Sumatra extensiv für Palmölplantagen gerodet oder illegal abgebrannt wird. Auch werden sie wegen ihres Fleisches bejagt oder gefangen und als Haustiere verkauft. Nur noch 6000 Orang-Utans zählten Umweltschützer jüngst auf Sumatra. Sie sind als vom Aussterben bedroht klassifiziert. So könnte der Zoo bald zu einer Arche werden, auf der die letzten in ihrem Genom uns völlig gleichen Hominiden geschützt sind, bis sie eines Tages den Schlüssel zurechtbiegen und in die Stadt hinaus marschieren.
Indessen verraten wir zum Schluss noch, welches das Lieblingstier des Zoodirektors ist.
Manfred Niekisch:
"Mein Lieblingstier läuft zu den Zootieren völlig außer Konkurrenz. Es ist nämlich die Gelbbauchunke. Denn das Tierchen ist gerade in Hessen hoch gefährdet. Und ich mag die Gelbbauchunke aus verschiedenen Gründen. Nämlich einmal hat sie eine herzförmige Pupille. Wer hat das schon. Zweitens hat sie sehr interessante Überlebens- und Verbreitungsstrategien, die einen wirklich, wenn man sich genauer damit befasst, verblüffen, was dieses unscheinbare Tierchen alles kann. Und drittens verdanke ich ihr meinen Doktortitel, denn ich habe über die Gelbbauchunke meine Doktorarbeit geschrieben."
Autorin:
"Toll. ... Und wenn wir jetzt gerade noch mal in das Terrarium kucken .... "
"Die Flusspferde sind in vieler Hinsicht sehr urtümliche Tiere. Sie sehen groß und behäbig aus. Das sind sie aber ganz und gar nicht. Denn wenn ein Flusspferd mal zu rennen anfängt, dann kommt das auf große Geschwindigkeiten. Ich habe gerade gestern ein Foto gesehen von zwei nebeneinander rennenden Flusspferden in Afrika, die haben in dem Moment des Fotos nicht einen Fuß auf dem Boden. Die fliegen also wirklich durch die Luft und sie können erstaunlich gut klettern. Das heißt, wenn man an einem Fluss steht, an einem Abhang, und sieht da unten die Flusspferde, da darf man nicht denken, da bin ich jetzt in Sicherheit, sondern die schaffen es, sehr sehr schnell den Hang hochzurennen. Viel gefährlicher aber ist es, wenn man irgendwo an einem Seeufer in Afrika spazieren geht und zwischen die Flusspferde und das Ufer kommt, denn dann kriegen die Tiere Panik, weil sie denken, sie werden vom Wasser abgeschnitten und rennen einen einfach um. Das ist auch der Grund, weshalb die meisten Todesfälle in Afrika mit Flusspferden passieren und nicht etwa - wie man denkt - mit Löwen, Leoparden oder anderen so genannten gefährlichen Tieren."
Aber uns umrennen werden Petra und Michael hier nicht. Sie sind in den Zoo hineingeboren und suhlen sich jetzt in ihrem Badebecken im Flusspferdhaus. Es ist Fütterungszeit und sie sperren ihre riesigen Mäuler mit den gewaltigen Rammzähnen auf. Darin kullern wie verloren ein paar Äpfel, für die sie ihr Maul gar nicht erst zumachen, wie der Zoodirektor erklärt hat. Mit seiner imposanten, fast zwei Meter großen Statur ist auch er eine Erscheinung in diesem ältesten Haus des Frankfurter Zoos. Wir kennen uns lange, seit er vor einem viertel Leben mein Chef in der Artenschutzzentrale der Umweltschutzorganisation WWF war und ich als Presseassistentin von Afrika träumte. Professor Dr. Manfred Niekisch hat seither die Welt für den internationalen Artenschutz umrundet und ich habe meinen Traum von Afrika als Reisejournalistin und Reporterin wahr gemacht. Frei lebende Flusspferde haben mich in einem Zeltcamp am Shire River in Malawi das Fürchten gelehrt, mit ihrem Malmen und tiefen Grunzen, wenn sie nachts zum Grasen an Land kamen und ihre gewaltigen Körper Schatten auf die Zeltwand warfen.
Zu jener Zeit war für viele meiner Generation der Zoo ziemlich out. Wir nannten ihn "Tiergroßknast" oder so ähnlich, während Manfred Niekisch, wie er mir sagte, schon als kleiner Junge davon geträumt hatte, einmal Bernhard Grzimek zu werden. Auf dessen Platz sitzt er nun und gestaltet den Zoo zu einer Welt des internationalen Artenschutzes. Und wir treten gemeinsam eine Weltenreise an, für die wir kein Flugzeug besteigen müssen. Sie führt nur um die Ecke, in die afrikanische Nacht zu den Erdferkeln und ihrem Pfleger Wolfgang Schlehenbecker im Nachttierhaus.
Manfred Niekisch:
"So wir sprechen nicht besonders laut, weil die gerade schlafen und wir stehen an der Schlafhöhle. Die Erdferkel sind ganz merkwürdige Tiere. Also einmal sind sie im Freiland fast nicht zu sehen. Und wenn man sie sieht, dann wundert man sich doch sehr, was die Evolution sich da gedacht hat, denn eigentlich müsste man die Entwicklungsgeschichte umschreiben, sie war nämlich gar nicht zu Ende, als Gott alle Tiere erschaffen hatte. Da stand noch eine Kiste rum, da war ein Satz Ohren für einen Esel drin, ein Schwanz von einem Känguru, ein Bein von einem Schwein, und die Schnauze vielleicht auch von einem Schwein, der Kopf sieht ein bisschen aus wie ein Esel. Und das hat man alles zusammengebaut und hat noch einen alten Staubsauger gefunden und mit eingebaut. Und das wurde dann das Erdferkel."
Tierpfleger Schlehenbecker:
"So, wir sind jetzt hier am Eingang zur Schlafhöhle von den Erdferkeln. Das sieht aus wie eine Riesenduschkabine. Aber wir müssen auch die Temperatur halten ... Ich mach jetzt mal den Eingang auf, jetzt wird's allerdings sehr warm hier drin. So, jetzt stehen wir vor der Lieblingsschlafhöhle. In der Regel ist es so, dass die ganze Familie - wie die Sardinen in der Büchse - zusammen schlafen. Sieht witzig aus, sieht lustig aus. Und da schaun wir mal: Hallii-halloo. - Ja halloo Ihr Süßen. So, den Blick hier aufs Schlafzimmer. So, das ist der Ernst, der wird immer zuerst wach. Und hier ham wir die Ermine und da ist die Lotte. Jetzt ernst geh ma raus. Draußen gibt's Futter... Gell Lotte, kuck mal hier, Schatzi, hab Dir Futter draußen hingemacht. Erminchen, gell. Lotte, hallo Lotte: Die mag's also gerne, wenn man sie so kratzt, wie so eine Massage, das steht sie voll drauf. Oben ist sie ganz weich, können Sie mal anfassen. Lotte, kuck mal die Mama ist auch wach."
Autorin:
"Die sehen ja oberkomisch aus. Schön!"
Tierpfleger Schlehenbecker:
"Wie ein gebauter Staubsauger. Vorne Osterhase, hinten Staubsauer, hier der Griff, vorne der Rüssel."
Ein Erdferkel zu tätscheln, wie es der Tierpfleger auf Ermines strammem Hintern vormacht, ist so wundersam wie eine Reise in eine andere Welt. Ermine hat einen recht plumpen, dicken Leib, ist borstig, hat aber zarte Ohren und einen weichen Rüssel. Aber sie hat auch sehr kräftige Klauen und einen Schwanz, der bei Gefahr heftig ausschlagen könnte. Dass das Erdferkel in seinem Naturdesign so aussieht, als hätte es einen zusammengerollten Dyson-Staubsauger verschluckt, dafür kann es nichts. Da ist ihm die Evolution einfach zuvorgekommen und hat es dazu bestimmt, nachts durch die Gegend zu rennen und mit seinen Klauen Termitenbauten auseinanderzureißen. Mit seiner langen klebrigen Zunge schlabbert es die Termiten dann auf. Im Zoo sind es ersatzweise Mehlwürmer und eine Art Bolognese aus Hackfleisch, Wasser und Haferflocken. Aber Ernst, Ermine und Lotte sind noch zu müde, um in ihre Nacht hinaus zu springen und zu futtern. So machen wir einen Abstecher nach Madagaskar.
Manfred Niekisch:
"Auf der Insel Madagaskar, die sich sehr früh vom afrikanischen Kontinent getrennt hat, haben wir ganz merkwürdige Tiere, die es sonst nirgendwo auf der Welt gibt, also die ganze Verwandtschaft der Lemuren beispielsweise, der Halbaffen. Und zu dieser eh schon merkwürdigen Gruppe gehören auch die Ay-Ays. Die haben als Besonderheit einen ganz stark verlängerten mittleren Finger an den Händen. Mit dem holen sie Maden aus dem Holz heraus. Die Maden finden sie erst mal, indem sie mit ihren großen Ohren hören, wo es denn knuspert unter dem Holz. Was sie also machen, ist das, was in Europa und in Nordamerika die Spechte machen. "
Man muss schon ausdauernd ins Gehege des Ay-Ay schauen, um ihn zu entdecken. Zunächst ist es nur sein großes leuchtendes Augenpaar, das ihn verrät, dann zeichnet sich ein schwarzfelliges gezaustes Lebewesen ab, das fast gespenstisch aus dem Buschwerk lugt.
Tierpfleger Schlehenbecker:
"Fingertier, oder auch Ay-Ay genannt, im Englischen heißt er Ay-Ay, kein Mensch bringt den in Verbindung mit einem Halbaffen, es ist aber ein Halbaffe. Und da der so komisch aussieht, hat der halt die A-Karte gehabt auf Madagaskar. Da wurde er nämlich totgeschlagen. Erst mal schreien die sehr laut, die Weiber, wenn sie brünstig sind. Und die Eingeborenen dachten immer, es sind Geister. Und das hat das arme Fingertier an den Rand der Ausrottung gebracht."
Das Nachttierhaus ist ein geheimnisvolles Areal, in dem man sich auf den Bauch legen und Zwergseidenäffchen erforschen könnte, Borstenhörnchen, Klippschliefer, Gundi oder Springtamarine, die schon sehr nah am Menschenaffen dran sind, wie Manfred sehr schnell den Bogen spannt. Um aber noch näher an unsere nächsten Verwandten heranzukommen, besuchen wir die Kapuzineräffchen und reden auf dem Weg nach Südamerika über die heutige Aufgabe eines Zoos.
Manfred Niekisch:
"Man hat sich früher natürlich als Erstes gefragt, wenn man einen Zoo zu gestalten hatte, welche Tiere halte ich. Dann kam immer stärker die Frage: Wie halte ich diese Tiere artgerecht. Und heute muss sich jeder verantwortungsvolle Zoodirektor fragen, warum halte ich diese Tiere. Wir wollen Tiere möglichst naturnah präsentieren, möglichst so zeigen, wie sie sind. Wir wollen aber insbesondere, dass die Tiere für die Menschen, die in den Zoo kommen, Anregung sind, darüber nachzudenken wie bedroht die Natur ist, wie bedroht Tiere sind und was man gegen die Bedrohung der Tiere, der biologischen Vielfalt der Lebensräume tun kann. Und da geben wir hier dezent aber klar Hinweise, dass man also beispielsweise mit dem Kauf von Palmölprodukten oder mit dem Kauf von Soja einen Beitrag leistet zur Zerstörung der Regenwälder."
Um die Werte des Tier- und Artenschutzes unter die Leute zu bringen, würde sich Manfred Niekisch jedoch nicht wie sein damaliges Vorbild Grzimek im Fernsehen kleine Zobel, Wiesel oder Streifenhörnchen auf dem Kopf herumturnen lassen. Grundsätzlich lehnt er es ab, Tiere als Unterhaltungskandidaten in Fernsehshows zu bringen. Das sei purer Stress für sie. Die Menschen sollten in die Zoos gehen oder eine Safarireise nach Afrika buchen, um sie in ihren Lebensräumen zu beobachten.
Tierpfleger Harald Thomas:
"So ihr Schätzchen kommt mal schön her, eins, zwei, drei, vier, fünf. Bleibt mal schön hier. Jetzt mach ich mal hier zu, sonst hauen die uns nämlich ab (Schlüssel dreht sich im Schloss, Äffchen geben helle Laute, aufgeregt.) Sonst ham mir se nämlich draußen und dann ham mir kein Spaß mehr."
Tierpfleger Harald Thomas hat seinen Kapuzineraffen einen schönen Spieß mit Früchten und Gemüse ins Gehege gehängt. Gewitzt und keck auf eine sehr menschliche Art nehmen sie ihn auseinander und versuchen uns zu animieren, ihnen durch die Gitterstäbe mal das Händchen zu schütteln. Dann wären aber sehr geschwind Mütze, Schal, die Brille oder einer unsrer Finger weg.
Manfred Niekisch:
"Kapuzineraffen können sich relativ gut in ihren Lebensräumen durchsetzen. Sie haben ein breites Nahrungsspektrum, sie haben keine großen Ansprüche an die Umwelt, aber sie sind doch wie die meisten Affenarten mehr oder weniger stark gefährdet, auch deswegen weil sie von den Indianern bejagt werden. Affenfleisch spielt nicht nur in Afrika eine Rolle. Wir müssen alle Tiere schützen, unabhängig davon, ob sie nett sind, süß aussehen, kuschelig sind oder nicht. Die Kapuzineraffen, die so nett aussehen, die sind gar nicht so nett. Die sind nämlich ausgesprochen bissig und rauflustig. Wir würden also nicht in diese Anlage da reingehen und versuchen, die zu streicheln. Das wäre viel zu gefährlich mit diesen großen Eckzähnen."
Unsere Zeit im Weltenzoo ist bemessen. Eigentlich wollten wir noch zu den Brüllaffen Südamerikas, in die Antarktis zu den Pinguinen und zu den australischen Süßwasserkrokodilen - alle einzig in ihrer Art und Spezialisten des Lebens und Überlebens auf der Erde. Doch gleich ist Fütterung im Borgori-Wald, wo die Menschenaffen wohnen. Als ihre kommunikativste Gruppe und besondere Spezialisten die Bonobos.
Wenn der Zoodirektor vor der Glasscheibe des Bonobo-Geheges erscheint, kommt die ganze Affenbande zur Begrüßung heran. Und ein Bonobomann fliegt wie Tarzan an der Liane herbei, beide geben sich einen Knutschkuss auf der Scheibe und mit der ledrigen zierlichen schwarzen Hand auf die große Weiße ein "High five". Weil sie im Kongo in schwer zugänglichen Gebieten leben, sind die Bonobos erst vor 50 Jahren als vierte der Menschenaffenarten entdeckt worden. Besonders aufgefallen sind sie Verhaltensforschern wegen ihres ausgeprägten Sexualverhaltens. Zum Liebesleben der Bonobos kann ihr Tierpfleger Carsten Knott, der auch der Schimpansenmann genannt wird, Erstaunliches sagen.
Tierpfleger Carsten Knott:
"Ja Bonobos gelten ja als die sogenannten Hippie-Affen und es gibt viele Leute, die sagen, dass Bonobos nach der Devise leben "Make Love not war". Das heißt, sie haben schon viele Strategien, die wahrscheinlich friedensstiftend sind, die sie halt über sexuelle Interaktion machen. Das heißt, sie küssen sich auch wie wir, nehmen sich in den Arm, sind aber auch durchaus dem eigenen Geschlecht zugewandt oder den eigenen Kindern. Das liegt daran, dass Bonobos in relativ großen Gemeinschaften leben, sehr sehr eng und sehr tolerant gegenüber anderen. Während Gorillas oder Schimpansen andere Gruppen eher größtenteils ablehnen und aggressiv begegnen, ist das bei Bonobos eher die Ausnahme des Aggressiven. Eher freuen die sich, sind happy und sind glücklich."
Aber andererseits sind Bonobos natürlich auch, wenn es denn zu Aggressionen kommt, zwischen den Geschlechtern zum Beispiel, werden immer die Männer gebissen, kriegen immer die Männer alles ab, müssen alles erdulden. Also wie im richtigen Leben. Obwohl sie eigentlich größer sind und größere Eckzähne haben, wehren sich die Männer nie gegen die Frauen. Das nutzen die Frauen auch dann schon schamlos aus.
Manfred Niekisch:
"Alle Menschenaffen leben ja entweder sozial oder haben eine hohe soziale Kompetenz wie die Orang Utans. Die Rolle der Männer bei diesen vier Menschenaffenarten, die ist nun ganz unterschiedlich. Die Orang-Utan Männer interessieren sich mehr für die Mütter und weniger für die Jungtiere und leben ja im Prinzip auch allein. Und bei den Gorillas haben wir einen dominanten Mann, und um diesen Pascha herum scharen sich die Frauen eines Harems, wo es auch nicht immer friedlich zugeht. Da haut der Silberrücken dann auch ab und zu mal dazwischen. Bei den Bonobos sind die Männer in der Unterzahl und eigentlich auch die Deppen. Die müssen nämlich immer nach vorne, werden nach vorne getrieben oder gebissen, wenn es gefährlich wird. Und wenn sie das überlebt haben, dürfen sie wieder zurück zu den Frauen. Die leben also in einem Matriarchat, und wir haben hier sogar noch einige Bonobo Männer mit dazu gesetzt, um den Druck von unserem Zuchtmann zu nehmen, der nämlich wirklich von seinen Frauen ständig drangsaliert worden ist.
Ein Gorilla ist normalerweise relativ wenig kreativ und macht immer einen entspannten Eindruck. Das liegt ganz einfach daran, dass er in seinem Lebensraum nach links und rechts greifen kann und mitten im Futter sitzt. Der muss sich also keine großen Gedanken machen, wie er sein Futter findet. Ganz anders ist das bei den Orang-Uhtans. Die Orang Utans leben ja praktisch nur in den Baumkronen in Borneo und Sumatra und essen auch keine Blätter oder wilden Sellerie, wie es der Gorilla tut, sondern sie müssen sich Obst, Früchte suchen, also hochwertige Nahrung. Hochwertige Nahrung gibt's aber nicht ständig überall, sondern man muss sich im Tropenwald merken, wann hat wo welcher Baum Früchte, die ich essen kann. Also die haben ein ganz komplexes Raum-Zeit-Gedächtnis, und das kann man natürlich im Zoo nicht einsetzen. Und dann setzen sie dieses Gedächtnis eben anders kreativ ein und sind ständig dabei, irgendwas zu basteln, auszuprobieren und so weiter. Das heißt, wenn wir nicht die Tiere beschäftigen, beschäftigen die sich selber. Es gibt eine sehr schöne Geschichte, die die Situation gut beschreibt. Wenn man einem Schimpansen einen Schraubenzieher in die Hand drückt, dann wird der Schimpanse den kurz anschauen und den irgendwann nach seinem Wärter werfen oder nach einem Artgenossen, ihn aber nicht treffen. Ein Gorilla würde den Schraubenzieher kurz betrachten und sich dann den Rücken damit kratzen. Und ein Orang-Utan würde mit dem Schraubenzieher erst mal gar nichts machen. Und wenn man sich dann rumdreht und weggeht, dann biegt er den zu einem Schlüssel und schließt die Tür auf."
Der Name "Orang-Utan" stammt von den malaiischen Wörtern "orang" (Mensch) und "utan" (Wald) ab, der Waldmensch. Angeblich, so behaupten die Javaner, "könnten diese Affen wohl reden, wenn sie nur wollten, täten es, aber nicht weil sie fürchteten, arbeiten zu müssen." So steht es in Brehms Tierleben. Heute sind die Orang-Utans extrem bedroht, da ihr Lebensraum, der Tropenwald besonders auf Sumatra extensiv für Palmölplantagen gerodet oder illegal abgebrannt wird. Auch werden sie wegen ihres Fleisches bejagt oder gefangen und als Haustiere verkauft. Nur noch 6000 Orang-Utans zählten Umweltschützer jüngst auf Sumatra. Sie sind als vom Aussterben bedroht klassifiziert. So könnte der Zoo bald zu einer Arche werden, auf der die letzten in ihrem Genom uns völlig gleichen Hominiden geschützt sind, bis sie eines Tages den Schlüssel zurechtbiegen und in die Stadt hinaus marschieren.
Indessen verraten wir zum Schluss noch, welches das Lieblingstier des Zoodirektors ist.
Manfred Niekisch:
"Mein Lieblingstier läuft zu den Zootieren völlig außer Konkurrenz. Es ist nämlich die Gelbbauchunke. Denn das Tierchen ist gerade in Hessen hoch gefährdet. Und ich mag die Gelbbauchunke aus verschiedenen Gründen. Nämlich einmal hat sie eine herzförmige Pupille. Wer hat das schon. Zweitens hat sie sehr interessante Überlebens- und Verbreitungsstrategien, die einen wirklich, wenn man sich genauer damit befasst, verblüffen, was dieses unscheinbare Tierchen alles kann. Und drittens verdanke ich ihr meinen Doktortitel, denn ich habe über die Gelbbauchunke meine Doktorarbeit geschrieben."
Autorin:
"Toll. ... Und wenn wir jetzt gerade noch mal in das Terrarium kucken .... "

