Campus & Karriere: Heute ist der Tag an dem sich das Projekt endlich messen lassen kann. Der Tag: 4. Oktober 2004, Bekanntgabe des diesjährigen Medizinnobelpreises. Das Projekt: die Nobelpreisbörse im Internet. Der Leiter heißt Christoph Kepper, ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl E-Commerce der Wirtschaftswissenschaften und jetzt am Telefon in Frankfurt. Tag, Herr Kepper.
Kepper: Guten Tag, Frau Bugwinkel.
Campus & Karriere: Herr Kepper, die US-Amerikaner Richard Axel und Linda B. Buck haben ihn erhalten, den Medizin-Nobelpreis. Wer hat ihn denn bei Ihrer Börse erhalten?
Kepper: Wir hatten eigentlich gedacht oder die Teilnehmer an der Börse haben gedacht, dass Luc Montagnier, der Entdecker des Aidsvirus der aussichtsreiche Kandidat für den Nobelpreis dieses Jahr wäre, aber der hat es ja nun offensichtlich nicht geschafft.
Campus & Karriere: Die Nobelpreisträger scheinen irgendwie genauso wenig vorhersagbar zu sein wie Börsennotierungen.
Kepper: Ja, das ist richtig. Ja, es ist eben so, dass dieser ganze Prozess höchst geheimnisvoll ist und bei uns kommt noch hinzu, es wurden noch nicht einmal Richard Axel oder Linda Buck vorgeschlagen.
Campus & Karriere: Und man kann nur auf solche Leute setzen, die auch vorgeschlagen wurde. Jetzt müssten wir mal erklären wie Ihre Börse eigentlich funktioniert.
Kepper: Das funktioniert so, dass die Teilnehmer sich registrieren und wenn sie der Ansicht sind, sie kennen einen aussichtsreichen Kandidaten für einen Nobelpreis, dann können sie den an der Börse vorschlagen. Und wenn sich dann innerhalb einer gewissen Vorverkaufsphase genügend andere Teilnehmer finden, die bereit sind, in diesen einen vorgeschlagenen Kandidaten zu investieren, dann geht der sozusagen an die Börse und kann gehandelt werden.
Campus & Karriere: Wie viel Geld habe ich denn zur Verfügung oder wie kann ich setzen auf jemand, wie kann ich in jemanden investieren?
Kepper: Sobald Sie sich registrieren, bekommen Sie ein Startkapital von 10.000 Euro Spielgeld und mit diesem Spielgeld können Sie in Kandidaten setzen.
Campus & Karriere: Nun ist das ja nicht nur ein Spiel. Was könnte denn eine solche virtuelle Börse leisten?
Kepper: Wir beschäftigen uns schon seit ein paar Jahren mit virtuellen Börsen im Umfeld der Marktforschung. Es gibt sehr viele Prognoseprobleme im unternehmerischen Bereich, die zu sehr hohen Folgekosten führen, weil man eben nur sehr schlecht prognostizieren kann, denken wir da zum Beispiel an Kinofilme oder auch an Wahlergebnisse. Und in diesem Bereich hat man mit Börsen sehr gute Erfahrungen gemacht, wo Teilnehmer mitmachen können und können ihre Einschätzungen an der Börse handeln.
Campus & Karriere: Also, die handeln mit ihren Einschätzungen, was aber nicht unbedingt heißt, dass der Erfolg oder der Misserfolg vorhersehbar wird.
Kepper: Nein, also ich meine, das ist natürlich immer noch eine Prognose, die gut oder schlecht sein kann. Was wir nur herausgefunden haben, ist eigentlich, dass die Ergebnisse solcher virtueller Börsen niemals signifikant schlechter waren als die von vergleichbaren Prognosen. Also, wir haben das verglichen mit Expertenprognosen oder mit Meinungsumfragen zum Beispiel. Und diese Börsen haben den Vorteil, dass sie sehr viel günstiger sind. Denn wenn wir an eine Meinungsumfrage denken, da brauchen Sie immer 1.000, 2.000 Leute damit sie irgendwie ein repräsentatives Bild bekommen. Zum Beispiel bei einer Wahlumfrage, wen würden Sie nächsten Sonntag wählen, müssen Sie sehr viele Leute befragen. Und bei einer virtuellen Börse kriegen Sie verlässliche Ergebnisse schon mit 25 bis 50 Teilnehmern.
Campus & Karriere: Das ist also finanziell natürlich auch dann von Interesse.
Kepper: Das ist finanziell attraktiv.
Campus & Karriere: Wie können Sie denn da die unterschiedlichen Parameter überhaupt erfassen?
Kepper: Was meinen Sie mit den unterschiedlichen Parametern?
Campus & Karriere: Der Geschmack des Publikums wandelt sich und ich glaube nicht, dass man den in irgendeiner Weise vorhersagen kann, oder?
Kepper: Es gibt in Amerika eine virtuelle Börse, die heißt Hollywood stock exchanges und da können Sie Aktien auf Kinofilme erwerben und es gibt unglaublich viele Filmfreaks, die sich da sehr gerne und sehr intensiv mit beschäftigen und die können da sozusagen ihre Einschätzungen handeln und die Ergebnisse sind sehr gut.
Campus & Karriere: Dann muss ich jetzt Sie aber auch noch mal fragen zu den nächsten Preisträgern der Nobelpreise. Was meinen denn die virtuellen Nobelaktionäre zum Beispiel zum Friedensnobelpreis dieses Jahr? Wer steht denn da so an vorderster Front?
Kepper: An vorderster Front steht Hans Blix im Friedensnobelpreis aber auch der Papst wird sehr hoch gewertet und Mohamed El Baradei, der Nachfolger von Hans Blix als Leiter der Atomenergiebehörde.
Campus & Karriere: Sie wissen aber nicht, warum die Leute das so einschätzen, oder geben die ihre Gründe dafür an?
Kepper: Also es gibt inzwischen sehr spannende Diskussionen auch in unserem Forum, wir haben ein Forum dazu eingerichtet, wo bestimmte Logiken oder bestimmte Argumentationen ausgetauscht werden. Ich denke, die Börse ist eigentlich ein Popularitätsmaß, man sieht das zum Beispiel daran, dass bestimmte Leute wie Hans-Dietrich Genscher innerhalb kürzester Zeit ihren Börsengang geschafft haben.
Campus & Karriere: Dann werden wir mal abwarten...
Kepper: Ja.
Campus & Karriere: ...und gucken, was sich da in der Wirklichkeit dann herausstellt.
Kepper: Richtig.
Campus & Karriere: Christoph Kepper informierte über die virtuelle Börse. Danke schön.
Kepper: Guten Tag, Frau Bugwinkel.
Campus & Karriere: Herr Kepper, die US-Amerikaner Richard Axel und Linda B. Buck haben ihn erhalten, den Medizin-Nobelpreis. Wer hat ihn denn bei Ihrer Börse erhalten?
Kepper: Wir hatten eigentlich gedacht oder die Teilnehmer an der Börse haben gedacht, dass Luc Montagnier, der Entdecker des Aidsvirus der aussichtsreiche Kandidat für den Nobelpreis dieses Jahr wäre, aber der hat es ja nun offensichtlich nicht geschafft.
Campus & Karriere: Die Nobelpreisträger scheinen irgendwie genauso wenig vorhersagbar zu sein wie Börsennotierungen.
Kepper: Ja, das ist richtig. Ja, es ist eben so, dass dieser ganze Prozess höchst geheimnisvoll ist und bei uns kommt noch hinzu, es wurden noch nicht einmal Richard Axel oder Linda Buck vorgeschlagen.
Campus & Karriere: Und man kann nur auf solche Leute setzen, die auch vorgeschlagen wurde. Jetzt müssten wir mal erklären wie Ihre Börse eigentlich funktioniert.
Kepper: Das funktioniert so, dass die Teilnehmer sich registrieren und wenn sie der Ansicht sind, sie kennen einen aussichtsreichen Kandidaten für einen Nobelpreis, dann können sie den an der Börse vorschlagen. Und wenn sich dann innerhalb einer gewissen Vorverkaufsphase genügend andere Teilnehmer finden, die bereit sind, in diesen einen vorgeschlagenen Kandidaten zu investieren, dann geht der sozusagen an die Börse und kann gehandelt werden.
Campus & Karriere: Wie viel Geld habe ich denn zur Verfügung oder wie kann ich setzen auf jemand, wie kann ich in jemanden investieren?
Kepper: Sobald Sie sich registrieren, bekommen Sie ein Startkapital von 10.000 Euro Spielgeld und mit diesem Spielgeld können Sie in Kandidaten setzen.
Campus & Karriere: Nun ist das ja nicht nur ein Spiel. Was könnte denn eine solche virtuelle Börse leisten?
Kepper: Wir beschäftigen uns schon seit ein paar Jahren mit virtuellen Börsen im Umfeld der Marktforschung. Es gibt sehr viele Prognoseprobleme im unternehmerischen Bereich, die zu sehr hohen Folgekosten führen, weil man eben nur sehr schlecht prognostizieren kann, denken wir da zum Beispiel an Kinofilme oder auch an Wahlergebnisse. Und in diesem Bereich hat man mit Börsen sehr gute Erfahrungen gemacht, wo Teilnehmer mitmachen können und können ihre Einschätzungen an der Börse handeln.
Campus & Karriere: Also, die handeln mit ihren Einschätzungen, was aber nicht unbedingt heißt, dass der Erfolg oder der Misserfolg vorhersehbar wird.
Kepper: Nein, also ich meine, das ist natürlich immer noch eine Prognose, die gut oder schlecht sein kann. Was wir nur herausgefunden haben, ist eigentlich, dass die Ergebnisse solcher virtueller Börsen niemals signifikant schlechter waren als die von vergleichbaren Prognosen. Also, wir haben das verglichen mit Expertenprognosen oder mit Meinungsumfragen zum Beispiel. Und diese Börsen haben den Vorteil, dass sie sehr viel günstiger sind. Denn wenn wir an eine Meinungsumfrage denken, da brauchen Sie immer 1.000, 2.000 Leute damit sie irgendwie ein repräsentatives Bild bekommen. Zum Beispiel bei einer Wahlumfrage, wen würden Sie nächsten Sonntag wählen, müssen Sie sehr viele Leute befragen. Und bei einer virtuellen Börse kriegen Sie verlässliche Ergebnisse schon mit 25 bis 50 Teilnehmern.
Campus & Karriere: Das ist also finanziell natürlich auch dann von Interesse.
Kepper: Das ist finanziell attraktiv.
Campus & Karriere: Wie können Sie denn da die unterschiedlichen Parameter überhaupt erfassen?
Kepper: Was meinen Sie mit den unterschiedlichen Parametern?
Campus & Karriere: Der Geschmack des Publikums wandelt sich und ich glaube nicht, dass man den in irgendeiner Weise vorhersagen kann, oder?
Kepper: Es gibt in Amerika eine virtuelle Börse, die heißt Hollywood stock exchanges und da können Sie Aktien auf Kinofilme erwerben und es gibt unglaublich viele Filmfreaks, die sich da sehr gerne und sehr intensiv mit beschäftigen und die können da sozusagen ihre Einschätzungen handeln und die Ergebnisse sind sehr gut.
Campus & Karriere: Dann muss ich jetzt Sie aber auch noch mal fragen zu den nächsten Preisträgern der Nobelpreise. Was meinen denn die virtuellen Nobelaktionäre zum Beispiel zum Friedensnobelpreis dieses Jahr? Wer steht denn da so an vorderster Front?
Kepper: An vorderster Front steht Hans Blix im Friedensnobelpreis aber auch der Papst wird sehr hoch gewertet und Mohamed El Baradei, der Nachfolger von Hans Blix als Leiter der Atomenergiebehörde.
Campus & Karriere: Sie wissen aber nicht, warum die Leute das so einschätzen, oder geben die ihre Gründe dafür an?
Kepper: Also es gibt inzwischen sehr spannende Diskussionen auch in unserem Forum, wir haben ein Forum dazu eingerichtet, wo bestimmte Logiken oder bestimmte Argumentationen ausgetauscht werden. Ich denke, die Börse ist eigentlich ein Popularitätsmaß, man sieht das zum Beispiel daran, dass bestimmte Leute wie Hans-Dietrich Genscher innerhalb kürzester Zeit ihren Börsengang geschafft haben.
Campus & Karriere: Dann werden wir mal abwarten...
Kepper: Ja.
Campus & Karriere: ...und gucken, was sich da in der Wirklichkeit dann herausstellt.
Kepper: Richtig.
Campus & Karriere: Christoph Kepper informierte über die virtuelle Börse. Danke schön.