Die schrecklichen Ereignisse auf der Loveparade in Duisburg zeigen einmal mehr: Große Menschenansammlungen bergen Gefahren. Seit Jahren versuchen Wissenschaftler daher das Verhalten vieler Menschen in solchen Situationen zu verstehen und zu simulieren. Zu diesen Wissenschaftlern gehört auch der theoretische Physiker Andreas Schadschneider von der Universität Köln:
"Flaschenhälse sind das grundsätzliche Problem bei solchen Bewegungen von großen Menschenmassen. Und eigentlich in der Sicherheitsanalyse geht man zunächst einmal hin und versucht, diese Flaschenhälse zu identifizieren, weil die letztendlich die Kapazität oder den Durchfluss beschränken. Und deshalb ist es enorm wichtig zu verstehen, wo diese Flaschenhälse sind und wie groß die Kapazität dieser Flaschenhälse ist. In Duisburg ist jetzt noch, so weit ich das weiß, hinzugekommen, dass dieser Flaschenhals in beide Richtungen benutzt wurde, das heißt, die Menschen sind zum einen auf das Areal gegangen durch diesen Tunnel, und zum anderen haben sie auch das Areal durch den Tunnel verlasen. Das heißt, in dem Tunnel haben sich Strömungen, die in unterschiedliche Richtungen gehen, getroffen. Und das ist nochmal ein zusätzliches Gefährdungspotenzial."
Wie eng oder breit der Flaschenhals Tunnel in Duisburg nun wirklich war, kann Schadschneider im Moment noch nicht sagen, belastbare Zahlen liegen ja noch nicht vor. Grundsätzlich, so meint er aus seiner Erfahrung, sollte man aber wo immer möglich, versuchen, Personenströme durch verschiedene Wege zu leiten, damit eben nicht zu große Dichten entstehen.
"Man muss sich vorstellen, dass bei solchen Menschenansammlungen Dichten von sechs bis acht Personen pro Quadratmeter zustande kommen. Wenn man sich das mal veranschaulichen möchte: auf der Fläche eines durchschnittlichen Küchentisches haben sie sechs, acht oder zehn Personen stehen. Wenn dort zum Beispiel jemand mal zu Fall kommt, dann hat der praktisch keine Chance mehr aufzustehen. Und die anderen Leute haben auch praktisch keine Chance zu vermeiden, dass sie auf eine hingefallene Person treten."
Was dem Beobachter im Nachhinein als blindes, rücksichtsloses Verhalten erscheinen mag, ist also unter bestimmten Bedingungen eine quasi physikalische Unausweichlichkeit. Die Physik und ihre Gesetze wollen sich die Forscher daher zur Prävention bei potenziellen Gefährdungssituationen zunutze machen. Schadschneider arbeitet deshalb zurzeit an einem sogenannten Evakuierungsassistenten für Fußballstadien. Der erfasst auf verschiedenen Wegen automatisch, wie viele Personen sich in einem bestimmten Areal, also zum Beispiel Block G, gerade aufhalten.
Dann berechnet das Programm, wie und wohin sie sich in einem Notfall bewegen würden. Das Ordnungspersonal, so die Vorstellung, weiß dann im Voraus, wo in drei Minuten ein Flaschenhals entstehen könnte und kann entsprechende Gegenmaßnahmen ergreifen, also zum Beispiel zusätzliche Türen öffnen. Dieser Evakuierungsassistent soll nächstes Jahr in der Esprit-Arena in Düsseldorf erstmals getestet werden.
Bislang ist das allerdings noch Theorie. Und auch in der Praxis funktioniert sie wenn überhaupt nur unter sehr genau definierten Umgebungsbedingungen, wie zum Beispiel dem geschlossenen Raum einer Sportarena. Das räumt auch Schadschneider ein:
"In Situationen wie Duisburg ist es sehr schwer, solche Systeme einzusetzen, da wir natürlich darauf angewiesen sind, überall diese Personenzählanlagen anzubringen, um wirklich genau zu wissen, wie viel Personen sich in welchem Bereich genau befinden. Und das ist in solchen offenen Arealen sehr schwierig."
Erschwerend kommt hinzu, dass die Simulationen und Berechnungen der Wissenschaftler zwar mit einiger Präzision das Verhalten einer größeren Menschenmenge abschätzen können, aber schnell an ihre Grenzen stoßen, wenn es um den einzelnen Menschen geht:
"Es ist sehr schwer, das Verhalten von einzelnen Personen vorherzusagen. Was ja hier, so wie es scheint, auch der Auslöser gewesen ist, dass sich einzelne Personen ungewöhnlich verhalten haben. So etwas vorherzusagen, ist sehr schwer."
"Flaschenhälse sind das grundsätzliche Problem bei solchen Bewegungen von großen Menschenmassen. Und eigentlich in der Sicherheitsanalyse geht man zunächst einmal hin und versucht, diese Flaschenhälse zu identifizieren, weil die letztendlich die Kapazität oder den Durchfluss beschränken. Und deshalb ist es enorm wichtig zu verstehen, wo diese Flaschenhälse sind und wie groß die Kapazität dieser Flaschenhälse ist. In Duisburg ist jetzt noch, so weit ich das weiß, hinzugekommen, dass dieser Flaschenhals in beide Richtungen benutzt wurde, das heißt, die Menschen sind zum einen auf das Areal gegangen durch diesen Tunnel, und zum anderen haben sie auch das Areal durch den Tunnel verlasen. Das heißt, in dem Tunnel haben sich Strömungen, die in unterschiedliche Richtungen gehen, getroffen. Und das ist nochmal ein zusätzliches Gefährdungspotenzial."
Wie eng oder breit der Flaschenhals Tunnel in Duisburg nun wirklich war, kann Schadschneider im Moment noch nicht sagen, belastbare Zahlen liegen ja noch nicht vor. Grundsätzlich, so meint er aus seiner Erfahrung, sollte man aber wo immer möglich, versuchen, Personenströme durch verschiedene Wege zu leiten, damit eben nicht zu große Dichten entstehen.
"Man muss sich vorstellen, dass bei solchen Menschenansammlungen Dichten von sechs bis acht Personen pro Quadratmeter zustande kommen. Wenn man sich das mal veranschaulichen möchte: auf der Fläche eines durchschnittlichen Küchentisches haben sie sechs, acht oder zehn Personen stehen. Wenn dort zum Beispiel jemand mal zu Fall kommt, dann hat der praktisch keine Chance mehr aufzustehen. Und die anderen Leute haben auch praktisch keine Chance zu vermeiden, dass sie auf eine hingefallene Person treten."
Was dem Beobachter im Nachhinein als blindes, rücksichtsloses Verhalten erscheinen mag, ist also unter bestimmten Bedingungen eine quasi physikalische Unausweichlichkeit. Die Physik und ihre Gesetze wollen sich die Forscher daher zur Prävention bei potenziellen Gefährdungssituationen zunutze machen. Schadschneider arbeitet deshalb zurzeit an einem sogenannten Evakuierungsassistenten für Fußballstadien. Der erfasst auf verschiedenen Wegen automatisch, wie viele Personen sich in einem bestimmten Areal, also zum Beispiel Block G, gerade aufhalten.
Dann berechnet das Programm, wie und wohin sie sich in einem Notfall bewegen würden. Das Ordnungspersonal, so die Vorstellung, weiß dann im Voraus, wo in drei Minuten ein Flaschenhals entstehen könnte und kann entsprechende Gegenmaßnahmen ergreifen, also zum Beispiel zusätzliche Türen öffnen. Dieser Evakuierungsassistent soll nächstes Jahr in der Esprit-Arena in Düsseldorf erstmals getestet werden.
Bislang ist das allerdings noch Theorie. Und auch in der Praxis funktioniert sie wenn überhaupt nur unter sehr genau definierten Umgebungsbedingungen, wie zum Beispiel dem geschlossenen Raum einer Sportarena. Das räumt auch Schadschneider ein:
"In Situationen wie Duisburg ist es sehr schwer, solche Systeme einzusetzen, da wir natürlich darauf angewiesen sind, überall diese Personenzählanlagen anzubringen, um wirklich genau zu wissen, wie viel Personen sich in welchem Bereich genau befinden. Und das ist in solchen offenen Arealen sehr schwierig."
Erschwerend kommt hinzu, dass die Simulationen und Berechnungen der Wissenschaftler zwar mit einiger Präzision das Verhalten einer größeren Menschenmenge abschätzen können, aber schnell an ihre Grenzen stoßen, wenn es um den einzelnen Menschen geht:
"Es ist sehr schwer, das Verhalten von einzelnen Personen vorherzusagen. Was ja hier, so wie es scheint, auch der Auslöser gewesen ist, dass sich einzelne Personen ungewöhnlich verhalten haben. So etwas vorherzusagen, ist sehr schwer."