Archiv


Vorsorgeuntersuchungen bei Schülern

Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr will sich intensiver um die Gesundheit von Kindern und Jugendlichen kümmern. Dazu sollen Ärzte bundesweit in Schulen Vorsorgeuntersuchungen vornehmen. In Thüringen sind diese Checks bereits seit 2003 verbindlich.

Von Michael Hesse |
    Schulärztin Sabine Sieg ist wieder mal unterwegs. Diesmal im Weimarer Land. In Magdala untersucht sie Vorschüler. Dr. Sabine Sieg möchte wissen, sind die Mädchen und Jungen fit für die Schule?

    "Du Minza, pass mal auf, Spatz. Rechnen kannst du auch schon ein bisschen?" "Hm …" "Wie viel ist denn zwei plus vier? Jetzt mach ich es ganz schwer." "Sechs." "Ja." "Ich hab gezählt." "Macht man ja auch so."

    Schulärztin Sabine Sieg ist normalerweise in Schulen im Weimarer Land unterwegs. Untersucht werden von ihr Kinder und Jugendliche der vierten und achten Klassen.

    "Und gerade bei den Jugendlichen bei achten Klassen, die gehen ja nun auch nicht mehr so häufig zum Arzt. Und da denk ich ist es schon wichtig, dass man solche Untersuchungen macht, wo alle Kinder einbezogen sind. Ich bedauere ein bisschen, dass wir relativ wenig Zeit haben für die Untersuchung. Wenn man dann nur zehn Minuten Zeit hat und dann stellt man fest, mit der könntest vielleicht mal reden, dann ist die Zeit auch schon rum. Also da merkt man, dass eigentlich noch mehr Bedarf ist."

    Ein Tag eine Schule – für Dr. Sabine Sieg ist das Fließbandarbeit. Für die Schüler eine nette Abwechslung vom Alltag. Die 15-jährige Caroline Bergmann erinnert sich an die letzte Untersuchung am Gustav-Freytag Gymnasium in Gotha:

    "Es waren zwei Ärztinnen. Und dann haben die uns direkt gemessen und gewogen. Dann gab es noch einen Hörtest und einen Sehtest. Also bei mir war soweit alles in Ordnung. Ja, meine Freundin zum Beispiel, die hatte früher eine Brille. In diesem Moment hatte sie diese aber nicht mehr, weil angeblich alles in Ordnung war. Und dann kam das Resultat, das ein Auge wohl doch nicht mehr in Ordnung wäre. Da war sie dann schon ein bisschen traurig."

    Ein Beispiel von so vielen. Schulärztin Sabine Sieg deckt immer wieder verborgene Krankheiten der Schüler auf. Die Zahlen sind erschreckend:

    "20 bis 25 Prozent haben Rückenprobleme. 20 bis 25 Prozent haben Sehstörungen. Manche haben beides. Also, es ist nicht wenig. Es sind nicht Einzelfälle, sondern es ist wirklich was, wo man wirklich sagt, hier muss etwas geschehen."

    Thüringen handelt. Die Landesregierung hat die Vorsorge den Schulen zur Pflicht gemacht. Gesundheitsministerin Heike Taubert sieht den Freistaat damit seit Jahren gut aufgestellt.

    "Wir haben ja auch in Thüringen von Anfang an die altbewährten Schuluntersuchungen belassen. Jeder, der vor 1990 geboren ist, der kennt die auch noch. Und wir haben das dann auch 2003 im Schulgesetz verankert."

    Die Leiterin der Pestalozzi Grundschule in Weimar begrüßt das Thüringer Vorsorgesystem. Für Gitta Klatte ist es mittlerweile ein wesentlicher Bestandteil der schulischen Entwicklung:

    "Natürlich haben die Lehrer den Entwicklungsstand des Kindes im Blick. Jederzeit. Und es gibt auch immer Hinweise an die Eltern, wenn irgendwas auffällt. Aber Lehrer sind natürlich keine Fachleute. Und ein Arzt kann das ganz anders belegen und feststellen."

    Ärztin Sabine Sieg ist wieder in einer Thüringer Schule unterwegs. Ein Job, der ihr Spaß macht.

    "Du Minza, du kennst die vier Jahreszeiten. Kennst du das Lied ‚Die Jahresuhr’?" "Ja." "Ich kann nicht schön singen." "Januar, Februar, März, April, Jahresuhr steht niemals still." "Also ich finde sowieso, dass Kinder das Wichtigste sind, was wir haben. Und unsere Aufgabe ist halt, dafür zu sorgen, dass es unseren Kindern gesundheitlich gut geht. Und dann können sie auch lernen, Leistung bringen. Aber, dafür müssen wir etwas tun, müssen gucken. Nicht erst wenn Kinder oder Eltern kommen und sagen, hier stimmt etwas nicht. Sondern vorher gucken. Und dann geht es den Kindern gut und uns auch."