Ein Waldspaziergang in Ägypten klingt anders als in Deutschland. Das Laub am Boden ist staubtrocken und liegt rund 20 Zentimeter hoch. Darunter nichts als Sand.
"Also im Moment würden sich Regenwürmer hier nicht wohlfühlen."
Keine Feuchtigkeit am Boden – aber kerngesunde zwölf bis 20 Meter hohe Eukalyptusbäume. Sie erheben sich zwei Autostunden von Kairo entfernt bei der Stadt Ismailiya aus der Wüste auf einer Fläche von rund 200 Hektar. Das Geheimnis ihres Wachstums ist: Abwasser. 130.000 Kubikmeter fallen täglich aus der Umgebung an. Der Wald wächst direkt neben den Auffangbecken.
"Wir weiten die Vegetationsfläche einfach aus, indem wir Abwasser benutzten. Abwasser kann man für Gemüsekulturen und solche Sachen natürlich nicht hernehmen, aber für Bäume im vorgereinigten Zustand – wie man hier sieht: Das sind also Eukalypten, die grad mal vier Jahre alt sind. Das ist also gigantisch, was hier an Produktion geleistet wird. Man sieht: es geht."
Das Abwasser ist nährstoffreich und lässt die Bäume zusammen mit der starken Sonneneinstrahlung viel schneller wachsen als in Europa, erklärt Reinhard Mosandl, Professor für Waldbau an der Technischen Universität München. Täglich werden hier 30.000 Kubikmeter Abwasser in den Wald gepumpt. Und nein: es stinkt nicht! Schon in den Becken werden dem Abwasser zersetzende Bakterien beigegeben, die in diesem heißen Klima sehr effektiv arbeiten. Weil trotzdem nicht klar ist, was an Schadstoffen im Wasser steckt, darf es nicht ins Grundwasser geraten. Tröpfchenweise wird es über Schläuche an die Wurzeln der Bäume abgegeben. Die Umgebung bleibt trocken.
"Es ist ja letztendlich der Versuch, hier ein Waldökosystem zu etablieren. Und wir haben also jetzt die aufbauenden Prozesse, die haben wir jetzt schon zumindest mit einigen Baumarten ganz gut im Griff. Was Sie hier sehen, an dem Geraschel am Boden: Es finden natürlich keine abbauenden Prozesse statt! Das heißt, das, was bei uns diese ganze Kompostieranlage im Wald - die sich zusammensetzt aus Bakterien, aus Regenwürmern und so weiter, das gibt es hier alles nicht. Das wird noch eine zusätzliche Herausforderung werden, jetzt zu schauen, wie kann man diese abbauenden Prozesse in dieses Ökosystem mit einbringen?"
Der künstliche Wald braucht außerdem ständige Überwachung, regelmäßige Kontrolle von Wasser, Boden und Holz, ein gutes Management und viel Erfahrung im Waldbau. Hany El Kateb von der TU München ist gebürtiger Ägypter und weiß, dass es in seinem Heimatland an solchen Kenntnissen und Fertigkeiten fehlt. Denn wo bislang kein Wald – da keine Förster.
"Man muss praktisch von Anfang alles verbessern. Das heißt, wir beginnen bei der Auswahl: die Baumarten, mit den Sorten, mit der Qualität der Samen, mit den Methoden, den Pflanzmethoden, mit den Bewässerungssystemen."
Deshalb organisieren die deutschen Forstwirtschaftler Workshops oder Praxisseminare zwischen Ägyptens Pionierbäumen – Eukalyptus ist dabei nur eine von mehren Baumarten, die versuchsweise in der Wüste angepflanzt wurden. Ob das ökologisch und ökonomisch sinnvoll ist, wird nun ebenfalls untersucht.
"Letztlich geht es auch darum, ein forstliches Modul zu entwickeln, heißt: irgendwann wird es hier einen Lehrplan, ein Curriculum geben, wo es vielleicht ein Nebenfach Forstwirtschaft in Ägypten gibt. Das wäre natürlich unser Traum, dass wir hier Forstwirtschaft sozusagen vom Nullpunkt an aufbauen können."
Wichtig genug wäre der Wald: Als Bollwerk gegen die – wörtlich verstandene – "Verwüstung", als Modell für gute Ressourcenausnutzung in wasserarmen Ländern, als Wirtschaftsraum für Holzproduktion, Arbeitsplatzbeschaffer, als CO2-Speicher für Investoren in aller Welt, als Grünfläche zum Leben und vielleicht auch als Klimamaschine –
"5,5 Milliarden Kubikmeter Abwasser jedes Jahr – wenn wir das verwenden, wir können circa 650.000 Hektar aufforsten. Die Feuchtigkeit und die Wahrscheinlichkeit für Regenfälle steigt."
Rein rechnerisch bedeutet Wald ein feuchteres Klima. Aber wo, wenn überhaupt, eventuell eines Tages dank ägyptischer Wälder Regen fallen würde, das steht in den Sternen.
"Also im Moment würden sich Regenwürmer hier nicht wohlfühlen."
Keine Feuchtigkeit am Boden – aber kerngesunde zwölf bis 20 Meter hohe Eukalyptusbäume. Sie erheben sich zwei Autostunden von Kairo entfernt bei der Stadt Ismailiya aus der Wüste auf einer Fläche von rund 200 Hektar. Das Geheimnis ihres Wachstums ist: Abwasser. 130.000 Kubikmeter fallen täglich aus der Umgebung an. Der Wald wächst direkt neben den Auffangbecken.
"Wir weiten die Vegetationsfläche einfach aus, indem wir Abwasser benutzten. Abwasser kann man für Gemüsekulturen und solche Sachen natürlich nicht hernehmen, aber für Bäume im vorgereinigten Zustand – wie man hier sieht: Das sind also Eukalypten, die grad mal vier Jahre alt sind. Das ist also gigantisch, was hier an Produktion geleistet wird. Man sieht: es geht."
Das Abwasser ist nährstoffreich und lässt die Bäume zusammen mit der starken Sonneneinstrahlung viel schneller wachsen als in Europa, erklärt Reinhard Mosandl, Professor für Waldbau an der Technischen Universität München. Täglich werden hier 30.000 Kubikmeter Abwasser in den Wald gepumpt. Und nein: es stinkt nicht! Schon in den Becken werden dem Abwasser zersetzende Bakterien beigegeben, die in diesem heißen Klima sehr effektiv arbeiten. Weil trotzdem nicht klar ist, was an Schadstoffen im Wasser steckt, darf es nicht ins Grundwasser geraten. Tröpfchenweise wird es über Schläuche an die Wurzeln der Bäume abgegeben. Die Umgebung bleibt trocken.
"Es ist ja letztendlich der Versuch, hier ein Waldökosystem zu etablieren. Und wir haben also jetzt die aufbauenden Prozesse, die haben wir jetzt schon zumindest mit einigen Baumarten ganz gut im Griff. Was Sie hier sehen, an dem Geraschel am Boden: Es finden natürlich keine abbauenden Prozesse statt! Das heißt, das, was bei uns diese ganze Kompostieranlage im Wald - die sich zusammensetzt aus Bakterien, aus Regenwürmern und so weiter, das gibt es hier alles nicht. Das wird noch eine zusätzliche Herausforderung werden, jetzt zu schauen, wie kann man diese abbauenden Prozesse in dieses Ökosystem mit einbringen?"
Der künstliche Wald braucht außerdem ständige Überwachung, regelmäßige Kontrolle von Wasser, Boden und Holz, ein gutes Management und viel Erfahrung im Waldbau. Hany El Kateb von der TU München ist gebürtiger Ägypter und weiß, dass es in seinem Heimatland an solchen Kenntnissen und Fertigkeiten fehlt. Denn wo bislang kein Wald – da keine Förster.
"Man muss praktisch von Anfang alles verbessern. Das heißt, wir beginnen bei der Auswahl: die Baumarten, mit den Sorten, mit der Qualität der Samen, mit den Methoden, den Pflanzmethoden, mit den Bewässerungssystemen."
Deshalb organisieren die deutschen Forstwirtschaftler Workshops oder Praxisseminare zwischen Ägyptens Pionierbäumen – Eukalyptus ist dabei nur eine von mehren Baumarten, die versuchsweise in der Wüste angepflanzt wurden. Ob das ökologisch und ökonomisch sinnvoll ist, wird nun ebenfalls untersucht.
"Letztlich geht es auch darum, ein forstliches Modul zu entwickeln, heißt: irgendwann wird es hier einen Lehrplan, ein Curriculum geben, wo es vielleicht ein Nebenfach Forstwirtschaft in Ägypten gibt. Das wäre natürlich unser Traum, dass wir hier Forstwirtschaft sozusagen vom Nullpunkt an aufbauen können."
Wichtig genug wäre der Wald: Als Bollwerk gegen die – wörtlich verstandene – "Verwüstung", als Modell für gute Ressourcenausnutzung in wasserarmen Ländern, als Wirtschaftsraum für Holzproduktion, Arbeitsplatzbeschaffer, als CO2-Speicher für Investoren in aller Welt, als Grünfläche zum Leben und vielleicht auch als Klimamaschine –
"5,5 Milliarden Kubikmeter Abwasser jedes Jahr – wenn wir das verwenden, wir können circa 650.000 Hektar aufforsten. Die Feuchtigkeit und die Wahrscheinlichkeit für Regenfälle steigt."
Rein rechnerisch bedeutet Wald ein feuchteres Klima. Aber wo, wenn überhaupt, eventuell eines Tages dank ägyptischer Wälder Regen fallen würde, das steht in den Sternen.