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Waffengleichheit bei Rüstungskonzern

Der europäische Rüstungskonzern EADS soll zunehmend unter staatliche Kontrolle geraten. Deutschland möchte EADS-Aktien übernehmen und soll sich mit Frankreich darauf verständigt haben, gleich viele Aktien zu halten. So soll, etwa bei Standortentscheidungen, eine Art Waffengleichheit herrschen.

Von Felix Lincke | 20.11.2012
    Immer wieder geht es beim Luft- und Raumfahrtkonzern EADS und seiner Tochter Airbus um die schwierige Machtbalance zwischen Deutschland und Frankreich. Der neue EADS-Chef Tom Enders versucht in diesem Streit, möglichst neutral zu bleiben und will als Deutscher politische Entscheidungen möglichst vermeiden:

    "Da spielt die Nationalität heute mit Verlaub keine Rolle mehr. Wir haben gesagt, wer hat die besten Prozesse, wer hat die besten Methoden etc. und haben die Teams integriert."

    Die französische Regierung kontrolliert selbst 15 Prozent der EADS-Aktien und bringt es zusammen mit dem französischen Lagardère-Konzern auf 22,5 Prozent. Auf deutscher Seite sind es ebenfalls 22,5 Prozent. Diese Anteile werden seit der EADS-Gründung im Jahr 2000 vom Autokonzern Daimler und seinen Banken gehalten. Der damalige Daimler-Chef Edzard Reuter wollte in neue Technologiebereiche jenseits des Fahrzeugmarktes investieren.

    Diese Strategie der Diversifizierung haben die Nachfolger von Reuter aufgegeben und sich schnell wieder ganz auf Autos konzentriert. Geblieben ist Daimler eine heikle Beteiligung, die nicht frei verkäuflich ist, weil EADS eben auch ein Rüstungsunternehmen ist. 7,5 Prozent wurden an Banken verpfändet, 15 Prozent besitzt Daimler noch und bietet die dem Bund an.

    Der Bund wollte lange Zeit überhaupt nicht zugreifen und erklärte sich erst nach langen Verhandlungen bereit, insgesamt zwölf Prozent zu übernehmen. Die geplante Fusion von EADS mit dem britischen Rüstungskonzern BAE Systems brachte alles wieder ins Wanken. Das Vorhaben hätte Arbeitsplätze in Deutschland gefährdet, vor allem in Bayern. Und Ministerpräsident Seehofer drohte mit einem Nein der CSU zur Staatsbeteiligung:

    "Sie wissen, dass überlegt wird, dass der Bund einen Teil der Daimler-Anteile an EADS übernimmt. Dass war in der Koalition immer sehr umstritten. Und eines machen wir nicht: Teile zu übernehmen, und gleichzeitig Führung abzugeben. Das wäre ein ganz knallharter Punkt für uns als CSU."

    Die Fusion von EADS mit den Briten scheiterte am deutschen Widerstand. Jetzt scheint der Weg frei für den Erwerb der Daimler-Anteile durch den Bund, aber eben nur von 12 Prozent, während die französische Regierung 15 Prozent besitzt. Eine Lösung könnte darin bestehen, dass sich der französische Rüstungskonzern Lagardère, der 7,5 Prozent hält, im kommenden Jahr zurückzieht. Darüber hinaus hält die spanische Regierung noch 5,5 Prozent. Offen ist, ob auch die französische Regierung bereit ist, auf Anteile zu verzichten. Das war bisher nicht der Fall.