Einleitend zeichnet Habermas den Weg von der Hermeneutik zur kommunikativen Rationalität nach. Im Zentrum stehen Auseinandersetzungen mit den beiden US-Philosophen Robert Brandom und Richard Rorty. Brandom möchte die intersubjektive Verständigung über gemeinsame Handlungsnormen in den objektiven bzw. erkennbaren Zusammenhang der Welt wieder einbinden, indem er der Sprache die Fähigkeit zu einer objektiven Beschreibung der Welt zubilligt. Mit einem solchen Sprachverständnis kann man, so Brandom, auch die ethischen Gehalte objektiv erfassen. Dadurch erhält zwischenmenschliche Verständigung über Handlungsnormen ein sachliches Fundament. Für Habermas wird damit allerdings der Unterschied zwischen Normen und Tatsachen eingeebnet und das Primat eines verständigungsorientierten, ethischen Handelns gegenüber Tatsachenbehauptungen aufgehoben.
Richard Rorty dementiert beinahe postmodern die Objektivität von Tatsachenaussagen und bezweifelt auch die rationale Verständigung über ethische Normen. Dagegen wendet Habermas ein, daß Rorty den Unterschied zwischen einer Perspektive des Beobachters und einer des Beteiligten verwische. Dadurch könnte man beispielsweise nicht mehr zwischen einem rationalen Überzeugen und einem indoktrierenden Überreden trennen, ein für die politische Praxis wesentlicher Unterschied.
Habermas hat nun selbst auch keine konkrete Antwort, wie denn das Verhältnis von Normen und objektiver Erkenntnis aus ethischer Perspektive schlüssig gelöst werden könnte. Er versucht eine Annäherung, die darauf hinausläuft, daß sich beispielsweise die Legitimität von Regimen am Verwirklichungsstand der Menschenrechte messen lassen soll. Regime können nur dann von ihren Bürgern Loyalität verlangen, bzw. normative Ansprüche gegenüber dem einzelnen erheben, wenn das universelle Projekt der Menschenrechte wirklich in die Tat umgesetzt wird: Wenn Normen eben verwirklicht werden und somit in ihrer Geltung erkannt werden.
Um die Erkenntnis von Welt der ethischen Perspektive anzunähern, entkoppelt Habermas die traditionelle Korrespondenz zwischen Aussage und Sachverhalt. Auch beschreibende Aussagen über die Welt unterliegen einem diskursiven Lernprozeß, der rationale Einwände und dadurch Verbesserungen zuläßt. Umgekehrt sind moralische Zusammenhänge nicht wie konkrete Gegenstände beschreibbar. Jedenfalls will Habermas dadurch der Ethik eine andere Türe des Zugangs zur Welt öffnen.