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Waldkiefer wird Baum des Jahres 2007

Das Kuratorium "Baum des Jahres" entscheidet jährlich im Oktober über die nächste Auszeichnung. Einzige Voraussetzung: Der Baum muss in Deutschland wachsen. Meist sind es Baumarten, die besondere Aufmerksamkeit verdienen, da sie vom Aussterben bedroht sind oder eine wichtige Rolle im Öko-System einnehmen. Im nächsten Jahr wird die Waldkiefer Baum des Jahres.

Von Dieter Nürnberger |
    Der Baum des Jahres 2007 ist immerhin die Nummer zwei in Deutschland - zumindest von der Verbreitung her. Es ist die Waldkiefer, diese Baum-Art rangiert nach der Fichte auf dem zweiten Platz. Und in der Begründung des Kuratoriums Baum des Jahresist von einer "bescheidenen Schönheit die Rede, zudem ein Baum mit zähem Überlebenswillen". Silvius Wodarz ist der Vorsitzende des Kuratoriums.

    "Zum einen ist die Waldkiefer ein schöner, ein ansprechender Baum. Auch liebenswert - es riecht gut, wenn man unter ihr liegt. Und auch der Wind hat einen bestimmten Ton, der dort erzeugt wird. Das andere ist die Waldkiefer als Holzlieferant, als wichtige Nutzpflanze. Beide Aspekte sind wichtig und auch nötig, herausgestellt zu werden. "

    Somit ist für 2007 also bei weitem kein seltener Baum gekürt worden. Es ist - wie manche Spötter sagen würden - ein Allerweltsbaum. Die Kiefer kommt hauptsächlich in nördlichen Gefilden vor - in Skandinavien, im Norden Russlands, als Beispiel. Und es ist eine der schönsten immergrünen Baumarten. Mit einer fuchsroten Rinde, bemerkenswert natürlich auch das Grün der Nadeln. Und beim Aspekt Ästhetik fallen dem Betrachter auch oft die japanischen Gärten ein - denn in Fernost wird die Kiefer besonders beschnitten und gezüchtet. Die Verbreitung der Kiefer ist durch Menschenhand großflächig gefördert worden. Silvius Wodarz nennt auch ein deutsches Beispiel aus der Geschichte.

    "Die Verbreitung der Kiefer ist nicht von ihr aus selbst geschehen. Sie ist konkurrenzschwach, weil sie von anderen Baumarten sehr leicht verdrängt wird. Hier hat somit der Mensch nachgeholfen. Nach einer großen Holznot hat man viele Kiefern gesät, weil sie schnell und genügsam wachsen. Der alte Fritz hat beispielsweise die Lüneburger Heide bewusst mit der Kiefer aufgeforstet. Auch weil hier die Holzausbeute groß ist. "

    Und durch diese Geschichte und auch die Nutzung hat die Kiefer im Lauf der Zeiten viele Bezeichnungen bekommen. Aufgrund der ökonomischen Bedeutung sprechen Experten vom "Brotbaum" in der Forstwirtschaft. Andere bezeichnen die Kiefer auch als "Pionierbaumart". Das hängt damit zusammen, weil sie eben genügsam ist, sich somit für eine Besiedlung von Freiflächen sehr gut eignet. Aber auch für Extremstandorte - wie auf so genannten Katastrophenflächen - nach einem Waldbrand beispielsweise.

    Das Holz ist als Möbelholz lukrativ. Es wird auch als Konstruktionsholz für den Außenbereich verwendet - für Türen, Fenster oder auch Treppen. Kiefernölextrakte werden als Duft oder Massageöle eingesetzt. Für einen so genannten Allerweltsbaum eine sehr breit gefächerte Nutzung.

    "Es ist kein Brennholz, ganz im Gegenteil: Es ist sehr wertvolles Holz. Es ist ästhetisch schön. Es hat zwei Farbtöne - der äußere Ring ist gelblich, der innere Kern deutlich dunkler. Das Holz ist gut für alles Mögliche zu verarbeiten. Letztendlich auch um Zellstoff herzustellen. Das ist dann aber nur noch Hackschnitzel. "

    Waldkiefern sind zudem ein wichtiger Lebensraum für eine Vielzahl von Insekten, von Vögeln und auch Pilzen. Und die Genügsamkeit ist wirklich ein wichtiger Aspekt der Kiefer. Es gibt Exemplare, die in Felsspalten wachsen - und dort auch rund 50 Jahre alt werden können. Und diese Genügsamkeit sei ein Vorteil auch im künftigen Prozess des Klimawandels in Europa. Hier geht es ja auch längst um Anpassungsstrategien - die Forstwirtschaft, so Silvius Wodarz, sollte darüber nachdenken.

    "Genügsam bezüglich des Wasserbedarfs und auch des Bodens. Die Kiefer liebt Wärme. Sie übersteht auch längere Trockenperioden von sich aus. Da können andere Baumarten nicht gegen an. Und wenn wir jetzt von Klimawandel sprechen, also von einer Erwärmung, dann wird sich auch die deutsche Forstwirtschaft eben auf diese Tatsache einstellen müssen. Jetzt wissen wir, dass der Klimawandel da ist, da wird die Kiefer in Mischbeständen eine wichtige Rolle spielen. "

    Für 2007 wurde somit keine seltene, aber vor allem recht eine genügsame Baumart gewählt.