
Die EU-Außenbeauftragte Kallas etwa warnte, die Einnahme des gesamten Donbass im Osten der Ukraine sei nicht das Endziel von Russlands Staatschef Putin. Wenn die Festung gefallen sei, werde Russland definitiv weiterkämpfen, um die ganze Ukraine einzunehmen, sagte Kallas. Auch der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses, Laschet, sagte, der Donbass sei strategisch wichtig für die Ukraine, um zu verhindern, dass sie noch einmal überfallen werde.
Zuletzt wurde bei den Ukraine-Verhandlungen eine entmilitarisierte Wirtschaftszone im Donbass diskutiert - sowohl die Ukraine als auch Russland müssten ihr Militär in diesem Falle abziehen. Russland erklärte jedoch bereits, mindestens Polizei und bewaffnete Nationalgarde in dem Gebiet belassen zu wollen. Der Kreml wies auch einen Vorschlag des ukrainischen Präsidenten Selenskyj zurück, die Bewohner per Volksabstimmung über eine künftige Zugehörigkeit entscheiden zu lassen.
Was ist der Donbass - und wieso ist er für die Verteidigung so wichtig?
Russlands Angriffe gelten seit fast vier Jahren der gesamten Ukraine, doch kein Gebiet ist dabei so heftig umkämpft wie die östlichen Oblaste Donezk und Luhansk. Dort liegt das Donez-Becken, der sogenannte Donbass.
Bereits seit 2014 hat Russland beide Oblaste destabilisiert. Die ukrainische Armee begann daraufhin mit der Errichtung eines Verteidigungsgürtels, dem sogenannten "Festungsgürtel". Laut dem US-amerikanischen Institute for the Study of War handelt es sich um eine 50 Kilometer lange Linie, die vier geräumte Städte einbezieht, in denen vor Kriegsbeginn rund 380.000 Menschen lebten und die mit Geschützstellungen, Minen und weiterer Verteidigungsinfrastruktur umgebaut wurden.
Seit Beginn der Vollinvasion im Februar 2022 versucht Russland, diesen Verteidigungsgürtel einzunehmen. Experten warnen seit längerem davor, dass russische Truppen nach einer Einnahme dieses Verteidigungsgürtels erheblich schneller vorstoßen könnten.
Welche strategische und wirtschaftliche Bedeutung hat der Donbass?
Der Donbass war und ist das Herzstück der ukrainischen Industrie: Hier befinden sich Stahlwerke, Chemiefabriken, vor allem aber auch reichhaltige Bodenschätze. Neben Kohle und Erzen liegen im Boden auch wertvolle "Seltene Erden". Der ukrainische Präsident Selenskyj hatte diese kritischen Rohstoffe schon im Herbst 2024 in seinen sogenannten "Siegesplan" aufgenommen und dem damaligen US-Präsidenten Biden eine gemeinsame Ausbeutung nach einem Friedensschluss in Aussicht gestellt. Auch dessen Nachfolger Trump ist offenbar an den Vorkommen interessiert.
Russland kontrolliert nicht nur große Teile des Donbass, sondern betrachtet die gesamte Region bereits offiziell als Staatsgebiet: Schon 2014 wurden nach Scheinabstimmungen zwei von Russland gestützte Volksrepubliken ausgerufen, während die weiter südlich gelegene Halbinsel Krim ganz annektiert wurde. Im September 2022 wurde das vollständige Gebiet der Oblasten Luhansk, Donezk, Saporischschja und Cherson dann völkerrechtswidrig als eigenes Staatsgebiet in die russische Verfassung aufgenommen. Bis auf Luhansk verfügen diese Regionen auch über Küstenabschnitte und somit über wichtige Zugänge der ukrainischen Wirtschaft zu den Weltmeeren.
Wie ist die Lage an der Front in der Ostukraine?
Russlands Vormarsch wird von Beobachtern zwar als zäh und verlustreich beschrieben, doch erobern die Truppen des Kreml und seiner Verbündeten immer wieder einzelne Ortschaften.
In der vergangenen Woche sorgte ein Video von Präsident Selenskyj für Aufsehen, der sich selbst mit Helm und schusssicherer Weste in der Stadt Kupjansk filmte. Die Stadt liegt selbst nicht im Donbass, sondern im Osten der angrenzenden Region Charkiw. Zuvor hatte Russland wiederholt behauptet, die Stadt bereits eingenommen zu haben. Selenskyj dankte in dem Video den ukrainischen Soldaten, die die Front unter großen Entbehrungen und Verlusten weiter verteidigen. Dies sei derzeit außerordentlich wichtig, damit die Ukraine Erfolge in der Diplomatie erreichen könne.
Diese Nachricht wurde am 15.12.2025 im Programm Deutschlandfunk gesendet.



